Rennberichte

Lifetime Grand Prix Selektion!

There we go! Seit heute ist es offiziell und ich wäre auch 2024 wieder fix dabei bei der Lifetime Grand Prix Serie in den USA, der grössten Offroadserie Nordamerikas! Waren es in dieser Saison noch je 35 Fahrer -/ Fahrerinnen, so werden es im nächsten Jahr wieder nur deren (je) 30 sein, die um die Krone der Serie kämpfen dürfen. Die Anzahl Rennen (7) und auch die Stationen bleiben hingegen dieselben wie in diesem Jahr. Das Preisgeld wurde von 250 auf 300’000 US-Dollar aufgestockt und somit wird es für die besten zehn in der Gesamtwertung nochmals attraktiver werden! Schöne Aussichten also und eigentlich ein grosses Privileg, bei dieser Serie mit dabei zu sein!

Ich benutzte das Wort «wäre» am Anfang deshalb, weil ich trotz der Selektion aktuell leider noch nicht sagen kann, ob ich nächstes Jahr überhaupt nochmals bei einem Rennen starten werde. Der Grund ist ganz einfach, es fehlt das nötige Budget.

My point of view: Sagen was und wie es ist….

Vor exakt drei Jahren befand ich mich in derselben Situation wie jetzt, denn als ich durch die Coronapandemie meinen Platz im damaligen Team verloren hatte, musste ich auf eigene Faust meine Karriere fortsetzen und ich schlug den Weg als «Privatfahrer» ein. Ich war damals bereit, wie zu Beginn meiner Karriere mit wenig Budget auszukommen, denn ich sah damals viele Parallelen zur Arbeitswelt. Da muss man auch zuerst eine Lehre oder ein Studium abschliessen und ein paar Jahre investieren, ehe man ein entsprechendes Gehalt bekommt. Im Sport müssen also zuerst Resultate her und danach würde man die Ernte dafür pflücken können. Der Unterschied ist nur, dass es in meinem Sport keinen Mindestgehalt gibt und so ist die Ernte am Ende relativ……. Die «fetten Jahre» sind im MTB-Sport generell vorbei und die meisten Fahrer kämpfen mit sehr kleinen Budgets. Das Prinzip, «the winner takes it all» hat sich leider nicht geändert und was viele brancheninterne Sponsoren nicht verstanden haben, ist die Tatsache, dass es für den Sieger auch einen zweiten, dritten oder vierten Fahrer braucht, damit die Show am Laufen bleibt! Damit wird natürlich auch die Schere zwischen denjenigen, die sich komplett auf den Sport konzentrieren können und dem Rest des Feldes immer grösser. Durch die Tatsache, dass im Sport auch immer nur die Besten gezeigt werden (zB. im Cross-Country Weltcup), werden diese für potenzielle Sponsoren am Ende noch attraktiver oder eine Bandenwerbung bei Start-/ Ziel erweist sich als lukrativer. «The winner takes it all» eben…….

Ich habe schon oft die Preisgeldpolitik bei vielen Veranstaltern hinterfragt und auch mein Feedback dazu gegeben. Gerade in Südafrika oder auch in der Lifetimeserie werden fragwürdige Abstufungen gemacht. Klar, es sieht gut aus, wenn man sagen kann, dass rund 300’000 Dollar Preisgeld im Topf sind, aber am Ende werden wohl die Fahrer das grosse Geld abräumen, die sowieso schon die besten Verträge und den grössten Support geniessen. Am Ende ist es wohl aber genau das, was die Serie attraktiv macht, es geht um viel Geld. Aus meiner Sicht wäre es sinnvoller, wenn man mehr in die Breite geht, damit auch diejenigen Fahrer ein wenig profitieren, die keine grossen Verträge haben und ihre Kosten selbst decken müssen.

Ein weiterer und ganz entscheidender Punkt, den ich vor allem in Amerika festgestellt habe, ist die Tatsache, dass es bei vielen nicht mehr um die Leistung, sondern vor allem um das Marketing und Drumherum geht. Mit diesem Prinzip kämpfe ich generell schon lange in der Branche. Social Media hat vieles verändert und ich kann es natürlich auch verstehen, doch decken sich leider meine Werte nicht mehr damit. Meine Frau gewinnt das grösste MTB-Etappenrennen der Welt (Cape Epic) und bekommt beim Hersteller nach einem Felgenbruch (Laufräder) 50% Rabatt für eine Ersatz, während die «Influencerin» daneben neben Material auch noch Geld bekommt. Ob das Feedback des Produktes von einem Profi (auf Herz & Nieren getestet) oder eines gutaussehenden Models (mit kaum vorhandenen Fahrradkünsten) dabei glaubhafter ausfällt, weiss ich nicht. Aber am Ende zählen halt dann doch die Likes und Reichweite.

Wenn ich mit Veranstaltern darüber diskutieren muss, ob wir als Profi den vollen Startplatz bezahlen müssen, obschon wir zu einem interessanten Rennverlauf an der Spitze und damit zum Rennsport (bei einem Rennen offensichtlich) beitragen und uns daneben eine Influencerin erzählt, dass sie neben Gratisstartplatz auch noch viel Geld bekommt, dann verliere ich ganz einfach die Freude und das Interesse am Ganzen.

Meine Frau und ich sind von Natur aus keine Youtuber oder Influencer und haben auch nicht das Bedürfnis, alles in der Welt zu teilen oder uns in gewissen Posen und Kleidung zu präsentieren. Wir üben den Rennsport aus Leidenschaft aus und das Hauptziel sind nicht die Likes, sondern ganz einfach Resultate und Performance.

Ich kann die Welt aber nicht ändern und ich möchte mich auch nicht allzu sehr beklagen, denn ich hatte eine schöne und gute Zeit im Sport und hatte das Privileg, das Ganze viele Jahre auszuüben und meinen Traum zu leben. Die aktuelle Entwicklung muss ich also akzeptieren, doch leider raubt mir der ständige Druck der Social Medien und die eben erwähnten Entwicklungen die Freude und viel zu viel Energie. Ich habe meinen Traum, einmal als Fahrradprofi meinen Lebensunterhalt zu verdienen seit dem zehnten Lebensjahr verfolgt und während nun 13 Jahren verwirklicht! Ich habe meinen Weg mehrheitlich allein gemacht und bin dabei meiner Philosophie stehts treu geblieben. Seit nun drei Jahren leite ich nebenbei das Nachwuchsteam Gadola des RV Wetzikons und auch da versuche ich meine Werte weiterzugeben. Die Anforderungen sind aber bereits in jungen Jahren im Vergleich zu meiner Jugend sehr verschieden und ich würde es wohl mit meinem damaligen Weg heute nicht mehr zum Profi schaffen. Auch da hat Social Media seinen Teil dazu beigetragen.

Ich schätze Dich als Leser deshalb, weil du Dich noch «old school» bewusst für mich interessierst, ansonsten hättest Du nicht bis hierher gelesen! Meine Einträge hier musst Du nämlich bewusst aufrufen, da Du zuerst meine Website laden und den Beitrag öffnen musst. Mein Wert an Dich ist, dass ich mir die Zeit nehme und Dich mit diesen Inhalten an meinem Leben als Rennfahrer und vor allem am Rennsport teilhaben lasse und ich hoffe, dass ich das auch weiterhin machen kann! Meine Werte als Rennfahrer gegenüber Sponsoren sind nämlich auch weiterhin Erfolge aber auch das Teilen der Emotionen in meinen Berichten, Newslettern oder beim Halten von Vorträgen oder geführten Biketouren. Ich bin dankbar, dass ich die letzten drei Jahre als Privatfahrer unterwegs sein konnte und ich Sponsoren gefunden habe, die mich auf meine Art auf meinem Weg unterstützten! Die Erfolge, die ich mit meinen Mitteln vor allem in der vorigen Saison einfahren konnte, sind beachtlich und waren das Resultat eines gesamten Kuchens, bei dem das Rezept gepasst hat.

In diesem Jahr wurde mir mit dem plötzlichen Absprung von ETL-GDS leider die Basis genommen und trotzdem war ich bereit, mit einem Minimalbudget noch einmal durchzubeissen. Das Resultat war eine sprichwörtlich durchzogene Saison und ein weiteres Jahr werde ich den Sport in diesem Rahmen nicht mehr ausüben.

Nachdem ich letzte Woche noch in Stellenbosch verbracht habe, bin ich am Samstag nach Namibia gereist und hier überkam mich die letzten Tage eine endlose Müdigkeit. Der ganze Reisestress der letzten Monate, die bis dato knapp 800 Stunden, die ich in diesem Jahr bereits auf dem Rad verbrachte und das ständige Organisieren und Entscheiden haben ihre Spuren hinterlassen! Nach ein paar Tagen Erholung werde ich mich aber wieder aufraffen, denn am 8. Dezember möchte ich noch einmal am Desert Dash um den Sieg mitfahren. Ob es mein letztes Rennen als Profi sein wird, dass werden wir noch sehen. Bis dann gebe ich mir nun noch einmal Zeit, die Weichen für meine Zukunft als Profiradsportler neu zu stellen und wer weiss, vielleicht kann ich tatsächlich noch einmal nach Amerika zurückkehren! Der Startplatz wäre zumindest vorhanden!

Ride on!