Rennberichte

7ter Sieg beim Desert Dash in Namibia!

Die Krone ist zurück, nach 393 Km oder fast 15 Std. im Sattel konnte ich heute meinen siebten Titel beim Desert Dash in Namibia einfahren. Dass ich sehr gut drauf bin, dass spürte ich schon in den vergangenen drei Wochen doch einen Dash muss man dann auch immer zuerst einmal ins Ziel bringen, dies habe ich heute zum 9ten Mal defekt- & sturzfrei geschafft! Vor einem Jahr ging es mir gar nicht gut und eine Erkältung raubte mir bereits vor dem Rennen das Selbstvertrauen und vor zwei Jahren verlor ich das Rennen nach einem langen Leidensweg knapp im Sprint. Dazu fehlte mir nach der sechsfachen Siegesserie auch ein wenig der Fokus und genau diesen Fehler wollte ich in diesem Jahr nicht mehr machen. Beim heutigen Rennen hätte man wohl alles an mich werfen können, ich hätte pariert und ließ es über mich ergehen. Sei es der Wind, die üblichen Magenverstimmungen oder irgendwelche taktische Spielchen.

Ich machte mir im Vorfeld viele Gedanken, baute aus meiner Sicht das schnellstmögliche Rad und überliess nichts dem Zufall. Ich montierte einen 40cm breiten Rennradlenker an mein vollgefedertes MTB und setzte wie bei 5 von 6 Siegen auf die 2.35 breiten Schwalbe Thunder Burt Reifen. Ich war ausserdem richtig überrascht, wie viele in diesem Jahr mit einem Gravelbike am Start standen!

Nach dem Wines2Whales verbrachte ich rund drei Wochen in der Höhe Namibias und konnte mich so an die dünne und trockene Luft anpassen. Zwar verbrachten wir die letzte Woche nochmals in der Region Kapstadt, da wir bei einer Hochzeit eingeladen waren, doch vom Sonntag bis zum gestrigen Start blieben ja erneut genügend Tage für eine seriöse Vorbereitung. Die Akklimatisierung ist bei diesem Rennen das A & O und so stand ich gestern um 14.30 Uhr zumindest körperlich in sehr guter Verfassung am Start in Windhoek. Einzig die Nervosität war ziemlich gross, denn meine eigenen Erwartungen waren einzig und alleine der Sieg.

Der Start war dann eher gemütlich und dies verdankten wir einem sehr starken Gegenwind. Dieser sollte uns schliesslich während den ersten rund 200 Km beschäftigen und die einzige erfreuliche Tatsache nach dem Start war, dass der erste Anstieg hinauf zum Kupferberg frisch asphaltiert wurde. Somit rollte es immerhin ein wenig besser als auch schon. Ich forcierte bald einmal das Tempo und die Spitzengruppe wurde somit auf rund 6 Fahrer dezimiert. Meine drei grössten Konkurrenten sah ich in Dusty Day (war auch schon Zweiter), Marc Pritzen (mein letztjähriger Wines2Whales Partner) und Rick Steffen (letztjähriger Dritter), doch leider erwischte dann Rick früh einen Plattfuss und fiel somit aus der Entscheidung. So mussten wir schliesslich zu viert gegen den Wind ankämpfen und bis zum ersten Checkpoint nach 100 Km blieb ich in der Gruppe. Anschliessend folgte während den nächsten 35 Km ein ständiges Auf- & Ab mit kurzen aber teilweise steilen Anstiegen. Meine Taktik war in diesem Jahr vor allem möglichst keine Stopps einzubauen. 2 bis 3 Minuten Stillstand bedeutet jedes Mal einen verlorenen Km, bei 4 Stopps sind das schnell einmal 10 Minuten!

Nach dem Checkpoint war ich somit allein und die genannten 35 Km spielen mir von der ganzen Strecke am meisten in die Karten. Bis zum nächsten Wasserpunkt fuhr ich rund 3 Minuten Vorsprung heraus, doch der Wind war so stark, dass ich mein Solounterfangen abbrach und auf Dusty & Marc wartete. Leider spielte dann Dusty den «toten Mann» und somit mussten wir bis zum nächsten grossen Checkpoint bis Km 175 zu zweit gegen den Wind ankämpfen. Da die 2er Team rund 30 Minuten nach uns starteten, rechnete ich mit einer knappen Einholung durch meinen Kollegen Alex Miller, doch er kriegte uns nicht und somit vollzog ich erneut einen schnellen Wechsel. Der 175 Km Checkpoint war der erste Wasserpunkt, bei dem ich «Support von aussen» in Anspruch nehmen konnte und wie immer übernahmen Anfangs Vera’s Vater und später auch ihre Mutter diesen Job.

Nach dem Checkpoint war ich abermals allein und so fuhr ich eine Weile in die Tiefe der Nacht hinein. Als dann das Auto des Rennleiters bei mir ankam wurde ich über den Stand der Dinge hinter mir informiert. Das erste Zweierteam mit Alex (er hatte an meinen langjährigen südafrikanischen Konkurrenten Philip Buys übergeben), hatte Dusty & Marc eingesammelt und so waren sie zu dritt hinter mir her. Ich entschied mich erneut fürs Warten, verpflegte mich und lockerte die Beine, damit ich für den Schnellzug von Buys dann auch bereit wäre. Doch ganz so schnell würde er wohl auch nicht fahren, musste er ja auch seine 200 Km abklappern!

Nach 190 Km waren wir also wieder zu viert unterwegs und dies sollte eine Weile so bleiben. Allerdings sah vor allem Marc nicht mehr so gut aus und ich war mir vor allem 100% sicher, dass meine beiden Solokonkurrenten für ihre Wahl des Gravelbikes auf den bevorstehenden Km «bezahlen» würden. Die Strecke wurde nämlich immer ruppiger und Wellblech und sandige Abschnitte wechselten sich ab. Kurz vor dem nächsten Wasserpunkt (Km 216) fiel Marc schliesslich zurück und Dusty rettete sich noch bis zum ersten Sandabschnitt. Da war dann für sein Gravelbike und die dünneren Reifen endgültig Schluss und sein Licht verschwand hinter mir und Philipp immer weiter in der dunklen Nacht. Ich fühlte mich eine kurze Zeit lang schlecht, dass wir danach nicht auf ihn gewartet hatten, doch die Wahl des Bikes gehört zu diesem Rennen mit dazu und bei seiner fünften Teilnahme würde er für sich wohl die richtige Entscheidung gefunden haben. Ausserdem wollte ich einen Vorsprung herausfahren denn was, wenn ich noch einen Defekt erleide?

Gemeinsam mit Philipp erreichte ich den nächsten Checkpoint bei 261 Km und mit frischen Flaschen und einem Redbull ging es weiter. Die 10 Stundenmarke war für mich erreicht und so langsam fingen meine Magenbeschwerden an. Ich hatte schon länger nichts mehr gegessen und trotzdem drehten die Beine noch einwandfrei. Nach 290 Km wurden wir von der Rennleitung abermals über den Stand der Dinge informiert und hinter uns waren zwei Fahrer der 4er Teams im Anflug. Somit schnauften wir nun beide kurz durch, ehe die beiden Verfolger bei uns waren. Nun war Schluss mit der Ruhe, denn die beiden hatten ein ordentliches Tempo drauf und da mussten wir nun dranbleiben. Die Km flogen hinunter und die Zeit verging nun richtig schnell, da ich mich extrem auf das Hinterrad meines Vordermannes und seine Linienwahl konzentrieren musste, um in keine Steine oder Büsche zu donnern. Ausserdem verbrauchte mein Diesel nun wesentlich mehr Sprit und zu meinem Glück brachte ich zwei Snickers am Stück hinunter! Der Zuckerschub half und dieser war auch bitter nötig, denn die beiden attackierten sich gegenseitig, da sie vor dem nächsten und letzten Wechsel bei Km 345 eine Vorentscheidung herbeiführen wollten. Es wurde also richtig Rennen gefahren und das machte Spass!

Die letzten 45 Km müssen ja bekanntlich von allen Teammitgliedern (4er & 2er Teams) gemeinsam absolviert werden und somit lagen zwei spannende letzte Rennstunden vor uns! Nach der Übergabe beim finalen Checkpoint führt die Strecke während 20 Km durch die Moonlandscape, eine Mondlandschaft mit viel losem Sand! Alex & Philipp setzten sich früh von den beiden 4er Teams ab und ich folgte ihnen eine kurze Weile, ehe ich mein eigenes Tempo vor den 8 Mann hinter mir fahren wollte. So hatte ich nicht den ganzen Stress mit der Linienwahl! Kurz vor dem Ende des Abschnittes liess ich mich dann wieder einholen, denn vor mir lagen die letzten sehr schnellen Km bis nach Swakopmund auf der Salzstrasse. Die vier teilweise sehr jungen Fahrer mussten nun alles geben, damit sie ihre Verfolger (Team Hollard) auf Distanz halten konnten. Es reichte leider nicht für sie und 10 Km vor dem Ziel kam es nochmals zum Zusammenschluss und gar zum Wechsel an der Spitze. Während Cymot zurück fiel, blieb ich bei Hollard und überquerte schliesslich nach 14.52 Std. den Zielstrich am Platz am Meer! Was für ein Rennen!

Ich hatte mir viel vorgenommen und meine heutige Performance war einmal mehr eine Mischung eines über 15 Std. funktionierenden Körpers und sehr viel Erfahrung! Ich hatte stets die richtigen Entscheidungen getroffen und war selten zuvor so fokussiert. Dass ich mein schwieriges Jahr auf diese Art und Weise beenden kann, macht mich extrem glücklich und zufrieden! «The last dance» war einer, an den ich mich noch lange und gerne erinnern werde!

Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle einmal mehr an meine Schwiegereltern und an Indongo Toyota, welche in diesem Jahr das Patronat für mich übernommen haben!

Jetzt gibt es traditionsgemäss den grössten Hamburger in ganz Swakop, mit einer Pizza als Vorspeise versteht sich!

Happy zweiter Advent!