Rennberichte

Rang 4 beim Berg & Bush!

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Zurück aus dem „Bush“! Ziemlich <> reiste ich gestern Montag von Johannesburg zurück nach Kapstadt, mit dem Flugzeug zum Glück, denn so konnte ich wenigstens einmal während der Reiserei etwas ausruhen. Die letzten Tage waren sehr intensiv und nun steckt mir die gesamte letzte Woche mächtig in den Knochen, aber es hat sich mehr als gelohnt!
Nach dem für mich perfekten Rennen in Ornans FR reiste ich am Montagabend über Nacht nach Kapstadt. Leider hatte ich trotz Schlaftablette keinen guten Flug, denn da ich durch das ganze Programm nach dem Rennen in Frankreich gar nie Zeit hatte, um es zu verarbeiten, tat ich dies dann offensichtlich in der Nacht und somit kam ich mit etwas Schlafmanko in Stellenbosch an. Kurz alles aussortieren und dann flog ich mit Vera nach nur einem Tag am Kap am Mittwoch hinauf nach Johannesburg. Da übernachteten wir dann bei Vera’s Teamchefin und am Donnerstag fuhr ich mit dem Team-Bus vom Time-Fright Team die gut 4 Stunden hinunter nach Harrismith (KwaZulu-Natal) und von da zum Startplatz hinauf zur Windmill Farm, welche inmitten der Drakensbergen (Nationalpark) auf einem kleinen Pass auf gut 1800 M.ü.M. liegt! Die Aussicht von da oben war gigantisch, doch es blies ein schrecklich starker Wind und wir hatten eine Nacht in den kleinen Zelten vor uns. Bis jetzt hatte ich erst einmal bei einem Rennen im Zelt übernachtet und leider machte ich dann eine zweite schreckliche Erfahrung! Die Nacht vor dem Rennen schlief ich beinahe gar nichts, denn ständig war ein Schnarchen zu hören oder sonst ein Geräusch!
Ich versuchte ruhig zu bleiben, doch als ich am Freitagmorgen um 4.30 Uhr aus dem Zelt kroch, da merkte ich schnell, dass mein Körper nicht ready für die bevorstehende erste Etappe war. Wieso in aller Welt die Südafrikaner ständig so „scharf“ sind auf frühe Startzeiten, weiss ich auch nicht, der Start um 6.30 Uhr kam mir aber offensichtlich nicht wirklich entgegen! Anders wie bei uns in Europa fängt der Tag bei den Südafrikanern sehr früh an. Trainiert wird mehrheitlich vor der Arbeit, gerade in Johannesburg ist es normal, dass man sich vor der Arbeit um 5 Uhr zum Fahrradtraining trifft. Viele erzählen von Gruppenausfahrten früh morgens mit bis zu 50 Leuten, denn erstens hat es dann noch kein Verkehr und ist nicht so heiss und zweitens fühlen sie sich dann sicherer, als wenn sie abends alleine trainieren müssen. Doch wieso sie dann am Weekend auch noch bei den Rennen so früh fahren wollen ……. Naja, der Bio-Rhythmus läuft bei denen also etwas anders und so hatte ich wohl am meisten zu kämpfen von allen!
Die Etappe war dann mit 99 Km auch gleich die längste und da diese Etappenrennen immer zu zweit gefahren werden, musste ich mir im Vorfeld einmal mehr einen Partner suchen. Diesmal tat ich mich mit Lourens Lous zusammen, ein noch junger Rennfahrer aus den Lowfelds, der aber auch in Stellenbosch lebt und welchen ich schon länger kenne. Das Rennen bin ich bislang erst einmal gefahren, damals 2013 konnte ich es gewinnen und ich hatte die Strecke und Gegend als super schön in Erinnerung. Da Vera schon länger zum Rennen wollte, entschied ich mich ebenfalls dazu und wollte vor allem Spass haben und die tollen Singletrails und einmalige Landschaft geniessen.
Dazu blieb dann leider nicht viel Zeit, denn am Start standen bis auf zwei Ausnahmen sämtliche Südafrikanische Profis und dementsprechend hart wurde auch Rennen gefahren. Leider passte unsere Fahrweise schon am ersten Tag nicht gut zusammen, dazu kämpfte ich mit der Müdigkeit und der Höhe, womit ich den gesamten Tag im Hintertreffen war und am Ende reichte es im Sprint nur noch für den 4ten Rang. Einmal mehr musste ich feststellen, dass Rennen fahren in Afrika einfach eine andere Geschichte ist als in Europa. Keine langen Berge, bei welchen man mit Rhythmus fahren kann, keine schönen Kieswege oder gar Asphaltstrassen sondern nur Power-Fahren! Ständig mit Zug über irgendwelche Felder, Cheaptracks oder steinige Singletrails ballern! Meine Form ist zwar sehr gut, doch der Faktor Watt per Kilo zählte bei diesen Rennen so gut wie gar nichts. Gefragt war vielmehr der reine Power und die Kraft! Ich musste mich also zuerst einmal wieder etwas daran gewöhnen und nach einem ersten Shock, kam ich am zweiten Tag dann bereits viel besser damit klar. Das Ziel der ersten Etappe befand sich an einem anderen Ort als der Start und lag irgendwo im „Bush“ draussen an einem idyllischen Fluss! Unglaublich, was die Organisatoren hier für ein Setup in die „Pampa“ gesetzt hatten! Weit und breit des Geländes gab es weder ein Dorf noch sonst irgendwelche Häuser und so bezogen wir erneut unsere kleinen Zelte! Den ersten Nachmittag investierte ich dann ausschliesslich in die Erholung und so war ich am zweiten Tag um 6.30 Uhr wesentlich fitter als 24 Std. davor!
Mit 60 Km stand eine kurze Etappe bevor, die mehrheitlich über Singletrails & staubige Wiesenpfade führte! Gefahren wurde wie bereits gestern von Beginn weg mit letztem Einsatz und so kam es, dass wir nach 2.09 Std. bereits wieder im Ziel waren. Ein 2 stündiges Cross Country Rennen also, welches wir erneut im Sprint, doch diesmal auf Rang 3 beendeten!
Am Nachmittag stand dann freiwillig noch ein Hillclimb auf dem Programm! Dieser führte auf den geschichtsträchtigen Spioenkop Berg (hier wurde vom 23.-24. Januar 1900 eine grosse Schlacht zwischen den Briten und den einheimischen Bauern geführt)! 1.2 Km und 123 Hm im Schnitt 10% steil, davon die ersten 400 Meter im Schnitt 18% steil! 4.20 Minuten Schmerz pur! Nicht alle Pro’s standen am Start, doch die Cross Country Spezialisten (darunter zwei Olympionike) wollten es ebenfalls wissen und so standen doch 25 Fahrer an der Startlinie! Die restlichen 950 Teilnehmer und viele Betreuer säumten das Ziel oben auf dem Berg und schrien uns mächtig den Berg hoch! Unglaublich diese Stimmung, dazu das enorme Preisgeld von 20‘000 Rand! (1400 Fr.-) für 4.30 Min.! Nach einem verhaltenen und sehr taktischen Start setzte ich eine Konterattacke leider ein bisschen zu früh und auf dem letzten Meter wurde ich noch abgefangen und erreichte den zweiten Rang und somit leider nur noch 10‘000 Rand! Zuerst war ich enttäuscht, doch der ganze Event hatte sehr viel Spass gemacht, auch wenn ich noch nie in meinem Leben dermassen „übersäuert“ war und es wohl der teuerste Meter Rückstand aller Zeiten für mich darstellte!
Durch den Activator (200mg Koffein) am Abend vor dem Hillclimb konnte ich natürlich eine weitere Nacht nicht richtig schlafen, doch die letzte Etappe sollte mit 50 km nicht mehr wirklich lange werden! Ich fühlte mich dann endlich so, wie ich mich die letzten zwei Wochen zu Hause fühlte und so fuhr ich die ganze Etappe von der Spitze aus! Das Finale führte dann wie beim Bergrennen über den Spionekop und da setzte ich mich dann von der gesamten Spitzengruppe ab und fuhr die restlichen 15 Km alleine bis ins Ziel. Somit hatte es Lourens einfacher und etwas übersichtlicher im Sprint, welchen er dann erneut auf dem 3ten Rang beendete. In der Gesamtwertung reichte es für uns leider für den etwas undankbaren 4ten Rang, doch dieser ging für mich in Ordnung so!
Nach der Etappe hiess es dann alles packen, ehe ich noch 5.5 Stunden Autofahren musste, bis ich alle Teamkolleginnen von Vera in Pretoria verteilt nach Hause gebracht hatte! Ein gemütliches Abendessen in Pretoria rundete dann ein geniales Weekend im gemütlichen Rahmen ab, ehe es am Montagvormittag zurück nach Kapstadt ging!
Nun werde ich ein paar ruhige Tage einlegen, ehe ich am Freitag wieder nach Johannesburg reise und am Samstag das letzte Rennen der Nationalseries „Ashburtonrace series“ bestreiten und dann von da am Sonntag ans Pioneer nachreisen werde! Ein volles Programm also, doch ich freue mich auf die intensive Zeit und werde euch nächste Woche wieder täglich auf dem Laufenden halten!

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Zeltstadt beim Startplatz
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18 % steile Rampe beim Spionekop Berg
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Imposante Kulisse auf der ersten Etappe
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