That’s it! Mit der Überquerung der heutigen Ziellinie in Arco (Italien) habe ich mein letztes Rennen als Profi müde aber sehr zufrieden ins Ziel gebracht. Meine sechste Transalp beendete ich zwar knapp neben dem Podest (Gesamtrang 4), doch was zählte war das Gesamterlebnis und dieses war ganz einfach perfekt.
Die Besetzung war in diesem Jahr wieder sehr gut und nachdem ich 2014 das letzte Mal bei der Transalp mit dabei war, freute ich mich im Vorfeld extrem auf die „Rückkehr“ und ich war vor allem gespannt, was und ob sich überhaupt etwas verändert hat. Mit Fadri Barandun hatte ich ausserdem einen Teamkollegen gefunden, mit dem ich mich auch neben dem Rennplatz super verstehe! Unser Setup war einmal mehr „klein aber fein“ und so begleiteten uns Fadris Eltern und meine Eltern mit dem Wohnmobil.
Wettertechnisch hatten wir die wohl beste Woche des bisherigen Sommers erwischt und dies vereinfachte so Einiges, vor allem meine Motivation! Ich muss sagen, am Rennen selbst hat sich nicht viel verändert und da die Strecken logischerweise nicht alle abgesperrt werden können, gab es doch ein paar gefährliche Momente doch die extrem schönen Strecken und imposanten Kulissen sind ganz einfach fantastisch! Auch das Prinzip, dass man jeden Tag an einen neuen Ort reist, gefällt mir wesentlich besser, als wenn man an einem Ort ein paar Tage Runden dreht.
Ich fühlte mich im Vorfeld eigentlich ziemlich gut und trotzdem war ich mir bewusst, dass ein Podestplatz in der Gesamtwertung bei der vorhandenen Besetzung zwar möglich, doch ein sehr harter Kampf werden würde. Zum Auftakt verpassten wir dann das Podest tatsächlich als Vierte nur sehr knapp und auch auf der zweiten Etappe kamen wir nicht über einen Fünften Rang hinaus. Von den Top Teams waren wir die Einzigen, die auf ein vollgefedertes Bike setzten und dadurch mussten wir natürlich etwas mehr Gewicht die ganzen Berge hinauf schleppen. Trotzdem erhofften wir uns gewisse Vorteile über die Dauer und die technisch anspruchsvollen Etappen. Dies war dann im Finale der dritten Etappe tatsächlich der Fall und so konnten wir in der letzten sehr technischen Abfahrt über eine Minute aufholen und uns im Schlusssprint den ersten Podestplatz (Rang 3) sichern.
Auf der vierten Etappe kämpfte ich dann wie erwartet mit der dünnen Luft in der Höhe und so wurde es erneut Rang 4. Während die Frage nach dem Gesamtsieg schon relativ früh geklärt wurde und es eine sehr klare Sache war, waren die übrigen Podestplätze lange offen und selbst für uns lag ein solcher stets in Griffweite. Auf der fünften Etappe (Königsetappe) sollten wir dann unsere technischen Fähigkeiten und die Vorteile des Fullys erneut ausspielen und so sicherten wir uns nach 4,5 Rennstunden mit Rang 3 den zweiten Podestplatz!
Auf der sechsten und zweitletzten Etappe hatte ich extrem zu kämpfen und es war ein Leidensweg von A bis Z. Die Beine waren schwer und taten weh und kurz vor Ende erlitt Fadri auch noch einen Plattfuss. Diesen hatten wir zum Glück schnell behoben und er spielte auch überhaupt keine Rolle mehr. Zum Glück ging es dann auf der letzten Etappe wieder viel besser und trotzdem fehlte am Anfang der letzte Biss, um nochmals ums Podest zu kämpfen. Ich wollte vor allem eines, sicher und ohne Sturz ins Ziel kommen! Als wir dann schliesslich auf Rang 4 aus der Schlussabfahrt stachen und sich vor uns der Gardasee erblickte, da konnte ich mir ein paar Tränen nicht verkneifen. Es gibt nicht viele Orte auf dieser Welt, an denen ich so viele Emotionen und Erlebnisse teile, wie in Riva und dazu wird nun auch der heutige Zieleinlauf gehören! Die Champagnerdusche von meinen Rennfahrerkollegen, die Umarmung meiner Eltern, das zufriedene Gesicht meines Teamkollegen und die Tatsache, dass es einmal mehr eine unvergessliche Woche war.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken! Allen voran meinen und Fadris Eltern für die Unterstützung und natürlich Fadri selbst. Ich bin mir sicher, dass er in Zukunft ein noch öfter anzutreffender Gast auf den Podestplätzen sein wird!
Nach zwei grossen Eisbechern ging es für uns direkt nach Hause und da wird es vermutlich ein paar Tage dauern, bis ich das Ganze verarbeitet habe. Mit dem Olympischen Strassenrennen in Paris habe ich zumindest bereits ein nächstes Ziel (Projekt) vor Augen, denn da werde ich mit dem Rad hinfahren und meine Frau anfeuern und das wird bestimmt ein cooler Biketrip werden!
Jetzt geniesse ich aber zuerst einmal das Profisportlerpensioniertendasein!