

Die von den herumfliegenden Steinen aufgeschlagenen Schienbeine werden schnell verheilen, die ausgepressten Muskeln ebenso. Was bleibt ist eine weitere schmerzhafte Erfahrung, die ich in den Flint Hills machen musste. Doch ehrlich gesagt hält sich meine Enttäuschung in Grenzen und ich bin mit mir im Reinen. Ich habe es noch einmal versucht und musste einsehen, dass es mein Körper und Geist aktuell einfach nicht drauf haben.
Ich erwischte eine sehr gute Startphase und reihte mich von Beginn weg in den vordersten Positionen ein. Ich orientierte mich weitgehenst an ex Strassen Olympiasieger Van Avermaet und entgegen meinen grössten Befürchtungen konnte ich die Position während den ersten 40 Km halten. Es setzten sich bald einmal vier Fahrer ab, doch so früh im Rennen schien mir dieser Moove etwas zu riskant, zumal die ersten 40 Km praktisch flach und einfach waren.
Die Stimmung im Feld war krass…. ständig knallte es von den aufprallenden Steinen an den Carbonräder und immer wieder gab es wütende Schreie nach beinahe Crashs und ausgefahrenen Ellbogen. Nach 40 Km kam schliesslich der erste enge und ausgewaschene Jeeptrack und da wurde das Feld erstmals so richtig in die Länge gezogen und das Tempo hinauf geschraubt. Ich hatte richtig Mühe um dran zu bleiben und zum Glück wurde es danach wieder breit und ruhiger. Ich war mir aber bewusst, dass ich solche Spitzen nicht allzu oft überstehen würde und so investierte ich vor dem nächsten Abschnitt ein paar Extrakörner, um ganz vorne rein zu kommen. Dies gelang mir ebenfalls und da vorne war alles sehr viel ruhiger als ab Position 30!
Nach dem Abschnitt setzte sich ein Fahrer vom Feld ab und da im Anschluss die vielen holprigen Jeeptracks und die einzigen längeren Anstiege der Strecke folgten, fuhr ich hinterher. Mit mir kam noch einer und so setzten wir uns vom Feld ab. Ich erhoffte mir vor allem eines, ein konstanteres Tempo und weniger Risiko durch die steinigen Abschnitte! So war es dann genau, denn ich konnte meine Linie selber aussuchen und wir rollten konstant durch, wobei ich nie ins Rote gehen musste. Ausserdem würde der Windschatten an den Anstiegen eh nicht so entscheidend sein. Ich war vor allem auch der Annahme, dass sich aus dem Feld in genau jenem Streckenabschnitt die Spitzengruppe formieren würde und ich somit nach einem Zusammenschluss die Selektion bereits gemacht habe…
Die erste der beiden Verpflegungen folgte nach ca. 120 Km und auch da hatten wir eine gute Übersicht ohne den ganzen Pulk. Mein Problem war einzig, dass ich extrem Mühe hatte mit meiner Verpflegung. Ausserdem kamen wir nicht weiter weg vom Feld und es gab auch keine erhoffte Selektion, womit ich schliesslich die Aktion aufgab. Ich nahm für eine Weile Tempo raus, ehe mich das noch immer sehr grosse Feld wieder verschlang.
Die Hauptanstiege waren vorbei und das Tempo war nicht mehr sehr hoch…. trotzdem hatte ich immer mehr Mühe. Ich hoffte auf die Wirkung eines Gels, doch dieser verdorb mir eher weiter den Magen als dass er etwas nützte. Es waren Mittlerweilen fast 200 Km gefahren und eigentlich müsste ab jetzt mein Diesel so richtig anspringen, das Gegenteil traf ein! Jede Zelle in meinem Körper sträubte sich gegen die anhaltende Belastung und ich bekam überall Schmerzen. Die Hüfte, der Nacken und dazu hatte ich einfach keine Power mehr. Es ist klar, bei einem solchen Rennen geht jeder irgendwann durch die Hölle, doch mein Körper sträubte sich gegen alles, was ich an ihn warf!
Nach 6 Std. war es schliesslich aus, ich konnte die Strapazen nicht mehr über mich ergehen lassen und die einzige Möglichkeit die ich hatte war, das Feld ziehen zu lassen und eine Weile locker weiter zu fahren. Die Hoffnung war natürlich, dass ich mich wieder etwas erholen würde!
Irgendwann stand der Weltmeister Mohoric an der Strecke und reparierte einen Platten. Im Anschluss kam er dann mit zwei Begleitern wieder angeflogen und da hängte ich mich dann gut 20 Km ran. Leider hatte er dann einen erneuten Defekt und weg war er. Bei mir war ebenfalls fertig, doch vor allem auf mentaler Basis. Ich konnte einfach nicht mehr „klemmen“, sträubte mich, weitere Gels in meinen Körper rein zu drücken und so fuhr ich einfach alleine weiter bis zur zweiten Verpflegung bei Km 240.
Ich hatte mich bereits davor entschlossen, dass ich das Rennen zu Ende fahren werde und so packte ich meine zwei Flaschen Cola und fuhr weiter. Zum Glück hatte ich dann irgendwann zwei Begleiter bei mir, deren Tempo ich folgen konnte und tatsächlich ging es gegen Ende auch wieder etwas besser. So erreichte ich nach 10 Std. schliesslich doch noch den Zielstrich, die Rangierung (67) war mir dabei längst egal!
Einen solchen Shutdown meines Körpers hatte ich lange nicht mehr erlebt und ich hatte auch heute wieder einmal viel über mich ergehen lassen. Am Ende bleibt vor allem auch die Erkenntnis, dass ich es im Moment auch ganz einfach nicht drauf habe. Doch mir scheint es, dass mein Körper aktuell ganz generell kämpft und ich nicht meine gewünschte Leistungsfähigkeit erbringen kann.
Ich möchte es an dieser Stelle beim Rennbericht lassen und jetzt wisst ihr, was gestern geschehen ist. Welche Gedanken ich auf den letzten vier Rennstunden sonst noch hatte, dazu werde ich mich später äussern!
Jetzt geht es zuerst einmal zurück nach Hause und wie schon erwähnt trauere ich nicht gross noch, noch bin ich enttäuscht. Ich habe es noch einmal veruscht und bin gescheitert. In einer anderen Hinsicht habe ich aber gewonnen und das ist gut so!