Autsch, das waren heute mal wieder sehr schmerzvolle Rennstunden, doch das Leiden wurde mit einem weiteren Podestplatz belohnt!
Die Navigationsetappe durch die Sanddünen brachte das erwartete Chaos, garantierte aber wie jedes Mal einen spannenden Rennverlauf!
Nach den ersten zwanzig schnellen Km erreichten wir die Dünen und da fing das Disaster an. Welche Linie würde die schnellste sein, wer kommt am besten durch den losen Sand?! Ich startete mit 0,8 Bar Luftdruck, musste aber nach kurzer Zeit im Sand noch weiter Luft ablassen, vergebens….. ich kam überhaupt nicht zurrecht und hatte keine Chance, dem von mir auserwählten Hinterrad von Mantecon zu folgen. Für mich war er der Favorit, war er in den letzten beiden Jahren stets der schnellste im Sand. Dies war auch diesmal der Fall, doch bei mir klappte ünerhaupt nichts und ich kann mir nicht erklären, wieso ich nicht vom Fleck kam. Die 2.4er Reifen sollten doch weiss Gott breit genug sein. Das ganze Rennen und immer wieder Auf-/ und Absteigen zerstörte meine Beine komplett und schliesslich kam ich mit 5,5 Min Rückstand aus den 4 Km im Tiefsand!!
Neben Mantecon waren noch Teamkollege Marza und zwei weitere Fahrer vorne, doch immerhin schaffte ich es gerade noch in die zweite Gruppe und da waren wir ebenfalls zu Viert. Wo unser Leader Sanchez war wusste ich nicht, doch warten konnte ich auch nicht, denn ich würde seinem Tempo sowieso nie folgen können. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, es heute „locker“ zu nehmen, würde ich es nicht in die Spitzengruppe schaffen, damit ich beim morgigen Finale nochmals um einen Podestplatz fahren könnte.
Die Ausgangslage war aber so, dass ich mich auf den Fünften Gesamtrang verbessern würde und mit diesem würde ich am Ende auch gut leben können. Somit rollte ich in meiner Gruppe mit und der neue Gegner auf den nächsten 15 Km war nicht mehr der Sand, sondern der starke Gegenwind!
Irgendwann sahen wir die vier Fahrer weit vor uns und wir kamen tatsächlich immer näher. Bei einem Zusammenschluss würde ja gar ein Etappensieg wieder möglich und irgendwie legte sich der Schalter um und die Beine waren wieder etwas besser.
Hinter uns tauchte aber auch eine Gestalt auf und da diese immer näher kam, konnte es sich nur um Sanchez handeln. Nach 45 Km war er schliesslich bei uns und ja, er hatte nach den Dünen rund 14 Min Rückstand auf die Spitze und somit deren 8,30 Min alleine auf uns gutgemacht. Wir schnauften alle kurz durch, damit wir ihm dann beim Zusammenschluss folgen könnten.
Als er schliesslich bei uns war, betrug unser Rückstand nach vorne nur noch 1.30 Min, doch diese fuhren wir schliesslich rasch zu.
Beim Zusammenschluss fehlte aber einer, der Gesamtdritte Chiarrini hatte einen anderen Weg gewählt und war somit alleine vorne. Obschon wir einige Km weit vorausschauen konnten, tauchte sein Umriss in der weiten Wüste nie auf.
Ich fragte mich schon, ob er die Algerische Grenze überquert hatte und bereits festgenommen wurde…
In unserer Gruppe kehrte dann etwas Ruhe ein, denn das Rennen um den Gesamtsieg war neutralisiert und alle schienen ziemlich müde, auch ich….
Beim nächsten Checkpoint nach ca. 70 Km war unser Ausreisser dann endlich zu sehen und passierte mit einer Minute Vorsprung. Diese musste nun geschlossen werden und dies war dann die Aufgabe von mir und Marza. Nach 75 Km war schliesslich auch diese Aktion vollendet und nun begann das Ausscheidungsfahren um den Tagessieg. Nach dem letzten Checkpoint folgte eine weitere Sandpassage und die Strecke war durch ein paar Felder rund um ein paar Häuser ziemlich unübersichtlich. Mantecon nutzte abermals seine Sandkünste und einzig Lamiel konnte bei ihm bleiben.
Nach der Passage war ich der einzige, der mit gut 10 Sek Rückstand direkt folgen konnte und alle anderen blieben sprichwörtlich im Sand „stecken“.
Mantecon realisierte natürlich die Situation und nun musste ich im Tiefroten Bereich alles investieren, was ich noch hatte um wieder heran zu kommen. Ich schaffte es, doch einem Konter von Lamiel hatten wir dann schliesslich beide nichts mehr entgegen zu setzen.
Die letzten 5 Km wurden so zu einem „Dragrace“, denn auch die Gruppe hinter uns kam nicht mehr an uns heran. 2 Km vor dem Ziel war dann bei mir endgültig fertig, die Beine machten zu und ich konnte auch Mantecon nicht mehr folgen.
Am Ende passierten wir in 20 Sekunden Abständen jeder einzeln die Ziellinie, Rang 3!
Heute trauerte ich keineswegs einem verpassten Sieg hinterher, denn selbst wenn wir zu Dritt auf die letzten Meter gekommen wären, wäre ich vermutlich nicht über Rang 3 gekommen. Hätte mir in den Dünen jemand diesen Ausgang angeboten, hätte ich ebenfalls sofort unterschrieben. Da hätte ich mein Rad nämlich am liebsten im Sand liegen gelassen und auf das herumspazierende Kamel umgesattelt!
Nun gehe ich als Gesamtfünfter in die letzte Etappe. Der Abstand aufs Podest ist zu gross und nach hinten habe ich auch ein schönes Polster. Die Beine sind nun richtig hinüber und mal sehen, ob ich nochmals um einen Tagessieg mitfahren kann. Heute machte es trotz der vielen Schmerzen richtig Spass und das ist für mich im Moment das Wichtigste!
Noch einmal vamos!