Heute kam es nach 116 Km und 4 Rennstunden erneut zu einem „Massensprint“ einer grösseren Gruppe, doch es ging nur noch um Rang 2. Diesmal waren die Positionen deutlich und nach einer hektischen Anfahrt und grossem Gerangel mit einigen ausgefahrenen Ellbogen und losem, sandigen Untergrund konnte ich mich nicht entscheidend behaupten und wurde am Ende Tagesfünfter.
Die letzte Nacht verbrachten wir im Freien und ich hatte nur meinen Schlafsack dabei. Es war die berüchtigte „Marathonetappe“, bei welcher es im Ziel keinen Support der Crew (Mechainker oder Physio) gab und wir unser „Euqipment“ selber mitnehmen mussten. Immerhin gab es einen Teppich, und obschon ein paar Steine in meinen Rücken oder Beine drückten, schlief ich ziemlich gut. Zum Glück war es gestern endlich schönes Wetter und so war es in der Nacht auch nicht mehr ganz so kalt. Am Vorabend fiel übrigens tatsächlich noch eine Regenschauer in der Wüste über unser Camp und ich musste meine Dachdeckerkünste ausgraben und montierte eine Plastikfolie (die Bettcovers, welche normalerweise für den Sand dienen) über meinem Bett an das Zeltdach. Das Zelt (Haima) besteht ja nur aus Teppichen und ist kein bisschen wasserdicht. Andere verbrachten die Nacht wohl sprichwörtlich in einer Badewanne…
Telefonempfang gab es auch nicht und so fuhr ich am Nachmittag noch ein paar Km, ehe ich mitten in der Steinlandschaft eine Stelle mit Empfang fand. Ich musste den Frust mit meiner Frau besprechen und deswegen auch die kurze Berichterstattung…. einen Sonnenbrand wollte ich mir ja nicht auch noch einfangen!
Die heutige Etappe fing dann verhalten, denn es setzten sich früh 3 Mann ab (2 von meinem Team) an und dahinter wurde das Tempo von unserem Team konstant moderat gehalten. Dabei setzte sich die Legende Miguel Indurain mit fast 60 Jahren persönlich gar zu Beginn an die Spitze und was für einen Status dieser Mann in Spanien hat, wurde mir erneut eindrücklich vor Augen geführt! Eine richtige Legende halt und irgendwie cool, dass ich im selben Team fahren kann. Der Mann ist die ruhigste Seele der Welt und beantwortet jede Frage, nimmt jedes Selfie mit sich auf und motiviert die anderen Teamkollegen nach der Etappe.
Irgendwann klinkte er dann aus und erst da wurde dann auch richtig Rennen gefahren (es getraute sich davor ganz einfach niemand an ihm vorbei zu fahren)! Eine Attacke nach der anderen folgten und es war extrem hektisch und ultraschnell. Nach 60 Km teilte sich dann die noch gut 20 Fahrer umfassende Spitzengruppe, 10 Fahrer links, 10 Fahrer rechts…. da ich nun der einzige von meinem Team in der Gruppe war, musste auch ich ein paar wertvolle Körner verschiessen und kurz nach dem nächsten Checkpoint, 10 Km später waren wieder alle zusammen und das Katz und Maus Spiel begann aufs Neue.
Nach gut 85 Km setzte dann Sanchez dem ganzen Spiel ein Ende und attackierte aus allen Zylindern. Einzig Mantecon und Herrero konnten noch eine Weile folgen und dahinter explodierte die Gruppe. Vorne war zu jenem Zeitpunkt nur noch ein Fahrer von uns aus der ursprünglichen Fluchtgruppe, doch er konnte Sanchez nicht mehr gross helfen. Dieser fuhr auch nach kurzer Zeit auch noch seine letzten beiden Begleiter aus dem Windschatten und dahinter war ich in der siebenköpfigen Verfolgergruppe. Die Situatiom wäre perfekt für mich gewesen, denn ich musste ab da keine Arbeit mehr verrichten. Das Problem war nur, dass das Tempo dermassen hoch war, dass ich nur mit grosser Mühe folgen konnte und richtig leiden musste.
Dies war solange der Fall, ehe wir Mantecon, Herrero und meinen Teamkollegen Marza gestellt hatten und ab da war allen klar, dass gegen Sanchez nichts mehr zu machen war. Das Tempo wurde zum Glück etwas herunter geschraubt und erst auf den letzten drei Km vor dem Ziel wurde es wieder richtig hart. Ich hatte am Ende nicht mehr die besten Beine im Sprint und wie schon gesagt nichts mehr auszurichten.
Am Ende fing sich unsere Gruppe noch über 7 Minuten Rückstand auf 20 Km ein!! Eine solche Machtdemonstration habe ich bei einem Mountainbikerennen in der Art noch nie erlebt und wir alle sahen aus wie Junioren….
Nun liegt die berüchtigte Navigationsetappe durch die sandigen Dünen vor uns und ich bin gespannt, was für eine Geschichte wir Morgen schreiben. Es wäre hilfreich, wenn die Beine wieder etwas besser drehen!