Rennberichte

Von der Gardenroute über misslungenes Bikepacking bis zum Ausstieg aus der Lifetime Serie….. es war einiges los!

Long story short…..

Vielleicht habt ihr mich auf Social Media oder Strava verfolgt und ja, ich wollte mit dem Bike allein von Stellenbosch nach Windhoek fahren. Das Cape Epic war für mich in diesem Jahr nie ein Thema und mir schwebte die Idee schon länger im Kopf herum, dass ich diese Strecke einmal mit dem Rad zurücklegen möchte. Ich hatte meine Satteltasche extra aus der Schweiz mitgebracht und mir auch die Tagesabschnitte ausgedacht. Anfangs hatte ich geplant, dass ich das Ganze über die Zeit vom Cape Epic machen werde, doch da meine Frau als Titelverteidigerin mit ziemlich grossen Ambitionen ins Rennen gehen wird, wollte ich sie nicht damit belasten und so sollte ich praktisch vor ihrem Start in Windhoek eintreffen. Denn was, wenn ich unterwegs Hilfe bräuchte…?

Am Mittwoch vor einer Woche waren wir dann aber spontan von Vera’s südafrikanischen Hauptsponsor für eine Radtour entlang der Gardenroute eingeladen und somit lief mir irgendwie die Zeit davon. Zwei Ruhetage müssten nach den vier Tagen auf dem Rennrad reichen, um dann in 10 Tagen (1 geplanter Ruhetag) bis nach Windhoek zu kommen. In vier Tagen bis zur Grenze (700 Km) und anschliessend durch die Wüste (900 Km), da mir die Hauptstrasse auf der Namibiaseite zu gefährlich ist. Hat es auf der südafrikanischen Seite stets einen «Pannenstreifen», so fehlt dieser auf der namibischen Seite und mit den ganzen Lastwagen usw. hat es dann ganz einfach keinen Platz für einen Radfahrer.

Vor einer Woche reisten wir also am Mittwochnachmittag nach Port Elisabeth, wo wir am Donnerstag als Gäste die «Tour d’Gardenrout» begleiteten. Eine «cooperate Tour» von Geschäfts- & Businesspartnern, mehrheitlich aus Johannesburg stammend und mit rund 35 Teilnehmern war das dann doch eine ganz schön grosse Gruppe. Aufgesplittet in drei Gruppen fuhren wir in den vier Tagen von PE-nach George, begleitet mit Motorfahrrädern und Sicherheitsautos, die für uns bei jeder Ampel und Kreuzung den Verkehr aufhielten. Ja, so nobel habe ich tatsächlich noch nie trainiert und auch die Hotels waren ganz ordentlich! Einzig die Rückreise war dann etwas nervenaufreibend, denn wir mussten bis mittags auschecken und dann bereits zum Flughafen fahren. Da unser Flieger aber erst am frühen Abend ging, mussten wir noch eine Weile die Zeit am einzigen Coffeeshop am kleinen Flughafen in George totschlagen. Leider ging dann schliesslich auch der Flieger nicht mehr, da das schlechte Wetter die Sicht erschwerte und alle Flüge gestrichen wurden. Vera’s Sponsor buchte am Ende noch ein Mietauto und so fuhren wir halt mit dem Auto zurück nach Kapstadt. Unser Auto stand sowieso am Flughafen und von da mussten wir dann um Mitternacht auch noch nach Paarl zu unserem Air B&B fahren.

Bereits beim Packen war ich mir überhaupt nicht sicher, ob ich die Tour tatsächlich starten sollte, denn die Wettervorhersage war vor allem für die Grenze extrem. Temperaturen bis 45 Grad sollten mich bereits ab dem vierten Tag erwarten und mir schien, als hätte ich zu wenig Taschen dabei, um für diese Hitzewelle vor allem genügend Wasser mitzunehmen. Nichtsdestotrotz startete ich am Mittwochmorgen leicht gepackt zu meinem Vorhaben, der Abschied von meiner Frau fiel mir schwer und die ersten Km hinaus aus Paarl hatte ich kein gutes Gefühl im Bauch. Erst als ich den Bainskloofpass und somit das «Cape Winelands» hinter mir gelassen hatte, ging es mir besser. Beim Bikepacking ist genau dieses Gefühl so speziell. Man bricht zu einem Abenteuer auf und lässt Gewohntes hinter sich, ganz allein, angetrieben mit eigener Muskelkraft! Ein unglaubliches Freiheitsgefühl! Der Hauptrund meiner geplanten Reise war sowieso, dass ich einfach einmal Zeit für mich hatte und das tue, was mich die letzten 25 Jahre ausgefüllt hat, Fahrradfahren …..

Bis Ceres hatte ich schönen Rückenwind und es ging gut voran. Von da stand ein kurzer Anstieg (Gydopass) bevor und leider drehte danach der Wind. Bis nach Op di Berg war es ein Kampf und nach einem kurzen Stopp beim Spar ging es zwar weiter, doch der Wind zermürbte mich in der Dauer. Nach sieben Stunden und gut 190 Km erreichte ich schliesslich mein erstes Etappenziel, eine schöne Lodge oberhalb von Citrusdal. Die Nacht war eine Katastrophe, denn mich beschäftigte weiterhin die Weiterfahrt. Mir wurde bewusst, dass ich bei den hohen Temperaturen mit meiner Ausrüstung zu wenig Wasser mitnehmen könnte und vor allem kann der Wind in der Gegend ein echtes Problem werden. Man kann sich nicht wirklich auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit verlassen, denn diese kann je nach Wind ziemlich stark variieren und somit auch die Fahrzeit. Bei 20 Grad kann man auch einmal eine Stunde ohne Wasser auskommen, doch bei 40° ist das Ganze lebensbedrohlich. Das nächste Problem würde auch die Regeneration, denn 6 Tage in der enormen Hitze zu fahren ist nicht gesund und ich würde ja auch nicht jeden Tag um 4 Uhr losfahren, damit ich vor dem Eintreten der Hitze am Ziel ankomme ….. Dehydration wäre vorprogrammiert!

Am Ende setzte ich mich nach dem Frühstück erneut aufs Rad und startete den zweiten Tag. Die erste Teilstrecke bis Clan William kannte ich bereits, verbrachte ich ja bereits einige Tage in dieser Ortschaft. Nach einer Tasse Kaffee und einem Muffin gings dann weiter bis nach Klawer. Ich wählte erneut die alte Strasse und auch dieser Abschnitt auf der rechten Seite des Flusses war wunderschön und führte ausschliesslich über eine nicht mehr allzu gute Gravelstrasse. Ich sah während fast 3 Std. keinen Menschen, dafür bliess mir erneut der Wind die ganze Zeit von vorne ins Gesicht. Es ist nicht nur für die Beine zermürbend, auch für die Ohren, denn das permanente Pfeifen stellt nie ab! Noch bevor ich die Hauptstrasse (Cape Namibia Route) erreichte war für mich klar, dass ich die Tour beenden würde. Die Menschenleere Gegend schürte in mir die Angst von den bevorstehenden Tagesabschnitten in der Namibischen Wüste und mir wurde klar, dass ich unter diesen Umständen ganz einfach auch meine Gesundheit aufs Spiel setze. Ein solches Risiko eingehen…. für was eigentlich?

Von meinem Übernachtungsort (Vanrhynsdorp) würde am nächsten Morgen ein Intercape Bus nach Kapstadt fahren und da könnte ich ja mühelos mitfahren. Nach 122 Km, rund 20 Km vor dem Tagesziel stoppte ich nach weiteren 5 Stunden im Sattel bei der Engen-Tankstelle in Klawer. Diese Tankstelle hat bei mir schon beinahe Tradition, denn hier stoppen wir jedes Mal für einen ekelhaften Wimpi-Kaffee aber dieser schmeckt dann oftmals nach 10 Std. im Auto sitzend (von Windhoek) trotzdem. Als ich mein Bike an die Wand stellte, sah ich ein Auto mit nur einem Fahrrad auf dem Dach (es hatte aber zwei Plätze), einem namibischen Nummernschild und einem Desert Dash Solo- Kleber an der Heckscheibe parkieren. Der junge Typ stieg aus und erkannte mich sofort. Ich erklärte ihm mein Vorhaben und er offerierte mir einen «Lift» nach Kapstadt. Ich bin nicht sehr gläubisch aber wenn dies kein weitere Zeichen war, dann weiss ich auch nicht mehr…..

Das war’s, ich packte mein Bike aufs Dach und verbrachte die folgenden 3 Stunden mit Jaques Hanekom und seiner Mutter im Auto und fuhr zurück nach Kapstadt. Von da nahm ich ein Uber bis nach Noordhoek, wo meine Frau bis nach dem Cape Argus bei Freunden wohnte. Ich bereute meine «Aufgabe» nicht im Geringsten und war mir absolut sicher, dass es die richtige Entscheidung war! Das Gefühl im Bauch war von Anfang an nicht gut und die Wetterumstände ganz einfach zu krass. Eine solche Tour muss ich mehr ins Detail planen, mehr oder besser unabhängig Zeit einrechnen, mehr Backup -/ Ausrüstung mitbringen und vor allem zu einer anderen Jahreszeit machen. Ist ja auch nicht allzu schlimm und so werde ich nun meine Frau beim Cape Argus am Sonntag betreuen und anschliessend kann ich auch noch das Songorennen am Mittwochabend in Stellenbosch fahren, ehe ich am Donnerstag nach Windhoek fliege. Von da geht es dann am nächsten Sonntag zurück in die Schweiz.

Was ich an dieser Stelle auch schon einmal sagen kann, ist, dass ich mich von der Lifetime Grand Prix Serie in den USA abgemeldet habe. Wenn ich Glück habe, dann werde ich beim Unbound nochmals dabei sein, doch alle anderen Rennen machen für mich ganz einfach keinen Sinn mehr. Einen ausführlichen Bericht dazu gibt es später!

Bis bald!