Rennberichte

Zurück in der Schweiz und ja, ich werde keine LTGP Serie mehr fahren.

„Living the American dream“… möglich ja, aber ganz so einfach ist es dann eben doch nicht, um auf der anderen Seite des Deiches Fuss zu fassen! Nach langem hin & her habe ich mich dazu entschieden, mich von der Lifetime Grand Prix Serie abzumelden. Es fehlt ganz einfach an den wichtigsten Faktoren, Setup, Support & Budget.

Ich habe aber vor allem auch gemerkt, dass ich nicht mehr genügend Energie für die ganze Reiserei und Planung habe. Es war ein tolles Abenteuer im letzten Jahr aber es haben sich auch einige grosse Hürden für einen Europäer aufgestellt. Um in Amerika erfolgreich zu sein braucht man Vorort eine „Basis“, denn das ständige hin- & her macht einem auf die Dauer ganz einfach kaputt. Jetlag & Reiserei brauchen nicht nur viel Energie, sondern rauben auch wichtige Trainings -oder Erholungstage und ich bin mir sicher, dass ich im Vorjahr auch deswegen nie auf mein gewünschtes Leistungsniveau gekommen bin. Ich denke es ist unmöglich, im selben Jahr auf beiden Kontinenten eine erfolgreiche Saison zu bestreiten. Halb-/ halb über den Winter wie zB. in Südafrika geht da schon eher….

Eine Basis in Boulder wäre zB. ideal, denn vier der sieben Rennen finden ja auch noch auf der Höhe statt und da braucht es zusätzlich jedes Mal eine spezielle Vorbereitung & Anpassung. Ich hatte letztes Jahr viel Neues gesehen, einiges an Lehrgeld bezahlt, aber auch viel gelernt und viele Erfahrungen gesammelt. Mit der gewonnen Erfahrung hätte ich bei den Rennen und in der Gesamtwertung bestimmt besser abschneiden können und das war auch meine Überlegung beim Einschreiben, doch dafür hätte ich erneut Abstriche in Europa machen müssen oder mich voll und ganz einer Saison in Amerika widmen.

Wenn mich eine Sache richtig nervt, dann ist es die Gewissheit, dass man besser hätte abschneiden können wenn…. dies war letztes Jahr leider zu oft der Fall und da ich mein gewünschtes Vorhaben nun nicht umsetzen konnte, möchte ich kein zweites Mal „hinterher“ fahren.

Ich hätte auch einfach mit der Serie anfangen und die Rennen in der Höhe auslassen können, doch das wäre nicht sehr fair gewesen, zumal es genügend Amerikaner gibt, die sehr gerne in der Serie mit dabei sind!
Ich habe aber erfreulicherweise noch einen Startplatz für das Unbound (330 Km) bekommen und somit werde ich beim bedeutensten und wichtigsten Gravelrennen der Welt doch mit dabei sein!

Was ich auch gemerkt habe ist, dass der berühmte Trump-Spruch „America first“ auch bei den Athleten und Sponsoren verbreitet und es nicht sehr gern gesehen ist, wenn man „einen Stück von deren Kuchen isst“. Dies wirkt sich dann halt beim Support Vorort und anderen Möglichkeiten aus!

Meinen Entscheid beräue ich überhaupt nicht, im Gegenteil, es fühlt sich sogar eher wie eine Erleichterung an! Meine Energie werde ich nun in neue Projekte investieren und ich habe da bereits das eine oder andere Projekt im Auge! Es wird also nochmals eine vielseitige und spannende Saison! Soviel zu Amerika….

Nachdem ich meine Backpack-Tour abgebrochen hatte, verbrachte ich mit meiner Frau ein paar Tage in Noordhoek, ehe wir nach Somerset umzogen. Da absolvierte ich am letzten Dienstag noch traditionsgemäss mit meinem Kumpel Christoph Sauser die 4 passes offroad Runde und am Mittwochabend startete ich schliesslich beim Songo.info Championsrace. Das Rennen hatte eine lange Tradition und war sozusagen der Warmup fürs Cape Epic. Durch die Pandemie wurde das Rennen die letzten drei Jahre ausgesetzt und feierte nun also das Comeback! Das „Showrennen“ dauert lediglich 20 Minuten plus eine Runde (also 25 Min), führt teilweise durch den Kayamandi Township von Stellenbosch und über den Pumptrack vom Songo Clubhaus. Das Startgeld sowie die Sponsoreneinnahmen gehen dabei zu 100% in die Songostiftung. Das Rennen war wie immer richtig hart und so wurden es schmerzhafte 25 Minuten!

Am vergangenen Donnerstag packte ich schliesslich meine Sachen und flog nach Windhoek. Es war cool, dass ich noch Vera’s Cape Epic Teamkollegin und ihren Mechaniker kennen lernen und ein paar Tage mit ihnen verbringen durfte. Das Setup ist perfekt und so konnte ich mit einem guten Gefühl und viel Vertrauen ins Team abreisen. Als Betreuer hatte ich beim Epic keinen Platz, denn eine Betreueraufgabe ist während dem Rennen ein 100% Knochenjob und da hätte es auch keinen Platz für mein eigenes Training.

Von „Fomo“ war bei meiner Abreise auf jeden Fall keine Spur und das ist ein gutes Zeichen! Im Gegenteil. Ich habe mit dem Cape Epic im letzten Jahr nicht nur Frieden, sondern auch endgültig abgeschlossen, indem ich es noch einmal zu Ende fahren konnte. Ich hatte mich rund 8 Mal an den Start gestellt und es ist und bleibt wohl das einzige Rennen, bei dem das Glück nie auf meiner Seite war und ich ausser zwei Podestplätzen (2011 & 2012) auch nie etwas reissen konnte. Irgendwann ist gut und um einfach nur mitzufahren habe ich keine Motivation mehr. So hatte ich dann auch tatsächlich eine „last minute“ Anfrage abgelehnt.

In Windhoek war ich schliesslich alleine, da meine Schwiegereltern im Urlaub sind und eigentlich wollte ich noch ein paar Freunde besuchen. Beim Abmachen am Freitag kam dann kurzerhand heraus, dass da noch ein 80 Km langes Gravel & Dirt Rennen stattfindet und da alle meine Kollegen sowieso hingefahren sind, fuhr ich spontan auch noch mit und verbrachte einen Tag mit der Namibischen MTB-Familie. Das Rennen fand auf einer Wildfarm, rund 200 Km nördlich von Windhoek statt und war dann doch eher speziell. Gerade einmal 300 Höhenmeter summierten sich auf 80 Km und führten somit zu einem sehr schnellen Rennen. Die Strecke war zwar fahrtechnisch langweilig (nur Jeeptrack), doch für mich ein absolutes Highlight, dass ich so schnell nicht mehr vergessen werde!

So nah fuhr ich nämlich noch nie mit dem Rad an den Wildtieren vorbei! Riesige Herden von Zebras, Antilopen, Springböken, Straussen und Giraffen passierten wir teilweise nur wenige Meter entfernt! Zwei Giraffen rannten sogar für eine ganze Weile neben uns her, mit 40 km/h und so elegant, dass es ausgesehen hatte wie in Zeitlupe! Wahnsinn! Die Nashörner hatte ich leider nicht gesehen, doch viele Teilnehmer erzählten von ihnen…. für mich und meine Nerven war es bestimmt auch besser so!

Nun sitze ich einen Tag später wieder einmal in einem Flugzeug und reise zurück in die Schweiz! Ich hatte wie immer viel erlebt in Afrika und es war eine sehr schöne Zeit. Die kommenden Wochen werde ich nun auch ab und zu auf den Dächern im Zürcher Oberland verbringen. Da ich nun aus der Lifetime Serie raus bin und ich die Sea Otter Classic Mitte April nicht mehr fahren werde, wird wohl der Titan Desert in Marokko mein erstes grosses Rennen sein. Was ich von der Schweizer Rennserie und den ganzen Überschneidungen diverser Marathonrennen -/ & Serien halte, dass erkläre ich euch im nächsten Blogg! Es scheint mir nämlich, als schalten sich gewisse Serien oder Veranstaltungen im Moment selber aus!

Wie ihr seht könnte ich schon wieder eine ganze Lektüre oder Zeitung füllen….

Stay tuned!