Rennberichte

Happy New Year!

Happy New Year!

Ich hoffe ihr hattet alle einen guten Rutsch und seid erfolgreich ins neue Jahr gestartet! Ich verbrachte die letzten sowie ersten Tage im Jahr, wie könnte es auch anders sein, natürlich auf dem Fahrrad!

Während einer viertägigen Bikepacking Tour fuhr ich mit meiner Frau von Swakopmund zurück nach Windhoek. 600 Km ermüdende Gravelroads, unerbittliche Hitze und viel Sonne verlangten Durchhaltevermögen und trotzdem erreichten wir unsere jeweiligen Tagesziele stets zufrieden und mit einem Lächeln! Wir hatten unsere erste Bikepacking Tour im Coronajahr gemacht, damals fuhren wir in acht Tagen nach Hamburg. Das Gefühl, einfach mal los zu fahren, beladen mit einem T-Shirt, einer Badehose, Zahnbürste und Sonnencreme ist einerseits befreiend und andrerseits sehr aufregend. Was wird alles auf uns zukommen, werden wir es schaffen?

Ich kam auf die Idee, nach Windhoek zurück zu fahren, nachdem ich ja bereits vor dem Desert Dash eine viertägige Tour mit Alex Miller gemacht hatte. Damals hat uns meine Frau jedoch mit dem Auto begleitet und uns unterwegs Wasser gegeben und unsere Zelte, Kleider und Verpflegung mitgebracht. Diesmal hatten wir nur am ersten Tag Support, da uns noch ein Kollege begleitete und seine Frau den Support machte. So konnten wir einmal Wasser tanken, denn während den 165 Km passierten wir weder ein Dorf, noch eine Farm. Für 6,5 Std im Sattel und bei Temperaturen weit über 30 Grad konnten wir mit unserer herkömmlichen Ausrüstung unmöglich genügend Wasser mitnehmen.

Man hätte natürlich auch auf direkterem Weg nach Windhoek fahren können, doch ihr kennt mich Mittlerweilen und natürlich wählten wir nicht die einfachste Option!


Der erste Tagesabschnitt führte uns also von Swakopmund via Hentiesbay zur Spitzkoppe, einem beliebten Touristenziel. Das markante Gebirgsmassiv ragt aus dem Nichts aus dem sonst flachen Gelände und wir konnten unser Ziel bereits aus 90 Km Entfernung sehen. Die Schotterstrasse führte schnurgerade darauf zu und die mentale Stärke war wie immer sehr gefragt. Einer der Hauptgründe für diese Tour war für mich die Tatsache, dass ich die Trainings so in Namibia besser durchstehe. Wenn man das Ziel erreichen und ankommen muss, dann gibt es keine andere Option als es durchzuziehen. In den Tagen zuvor fuhren wir jeweils von Swakop raus Richtung Walvisbay. 35 Km geradeaus, nach dem Umkehren starker Gegenwind und keinerlei Abwechslung. Da hätte ich am liebsten jederzeit umgedreht, den meine Motivation für solche Trainings ist absolut im Keller. Wenn es von A nach B geht, dann fällt es mir sehr viel leichter, auch wenn es auch bei dieser Tour oftmals stundenlang extrem öde war.


Bei der Spitzkoppe übernachteten wir in Zelten bei der Campsite Lodge am Fusse des Berges. Da es überraschenderweise abends sehr kalt wurde und ich nur mein T-Shirt dabei hatte, sass ich von oben bis unten in den Duschhandtücher eingewickelt beim Esstisch und schliesslich ging es mir schlotternd genauso beim Frühstück. Wir waren natürlich mit Sonnenaufgang wach und starteten den zweiten Abschnitt voller Vorfreude. Schliesslich sollte der zweite Tag mehr Abwechslung bringen. Von der Spitzkoppe ging es am Amfang um und am Ende durchs Erongo Gebirge bis nach Omaruru und die Steinformationen sind teilweise atemberaubend schön! Obschon die Etappe mit 125 Km die kürzeste und damit einfachste gewesen sein sollte, mussten wir uns praktisch jeden Km erarbeiten. Die Strassen waren alle extrem ruppig und das permanente Wellblech verunmöglichte einerseits ein schnelles Vorankommen und andrerseits zermürbte es mit jedem Schlag die Beine! Dazu kam die Linienwahl, denn einmal war es Links besser zu fahren und wenig später trieb einem ein Sandloch auf die rechte Seite! Hin- und her, den ganzen Tag!

Auf den Bildern mögen diese Weiten ja ganz schön aussehen und auch die Tatsache, dass wir auf den 600 Km so gut wie kein Verkehr hatten ist super, doch die wunden Stellen am Hinter, der schmerzende Rücken, die zerschlagenen Hände, die brennenden Füsse und die verbrannten Unterlippen kann man auf einem Bild nicht ausdrücken!


Naja, nach 5,5 Std erreichten wir schliesslich auch am zweiten Tag unser Ziel und da wurden wir mit einem grossen Teller Spaghetti und einem erfrischenden Cola herzlich von Dan the man und seiner Frau empfangen! Dan Craven ist ein Ex-Strassenprofi und hat Namibia mehrmals bei Olympia vertreten. Nun baut er Kult-Gravelfahrräder in Omaruru. Die Stahlrahmen werden von Hand zusammen geschweisst und vor zwei Jahren bin ich ja bereits einmal den Traka in Girona darauf gefahren. Dan hat uns die kleine „Fabrik“ gezeigt und es war extrem eindrücklich zu sehen, wie zwei ehemalige Farmarbeiter ohne Schulbildung mit einer Handsäge und Feile aus einem Stück Stahl ein Fahrrad zaubern!

Der nächste Tag fühlte sich an wie eine Erlösung, denn die 145 Km vergingen schnell und fast ohne Wellblech! Die Strasse von Omaruru nach Okahandja war in einem super Zustand und dazu kam der Wind meist von Hinten. Unser Tagesziel war der Van Bach Stausee, welcher die Stadt Windhoek mit Wasser versorgt. Gerade einmal 10% fasst der Dam aktuell noch und Regen wäre dringend nötig! Wir verbrachten Neujahr auf einer Lodge beim Dam, doch für uns ging das Jahr bereits um 9 Uhr zu Ende! Dafür fing das neue Jahr bereits wieder früh an und so sassen wir mit Sonnenaufgang bereits wieder auf dem Rad! Vom Van Bach Dam wären es auf dem Highway nur noch 70 Km bis nach Hause gewesen, doch wir wollten ohne Verkehr und durch die Natur fahren. So lagen noch einmal 150 Km und 6 Std. im Sattel vor uns.

Immerhin führten die ersten 30 und letzten 25 Km auf Asphaltstrasse, doch die Km dazwischen waren teilweise erneut eine Katastrophe!
Durchgeschüttelt von Kopf bis Fuss aber trotzdem zufrieden erreichten wir schliesslich Windhoek! Ich war vor allem eines, extrem beeindruckt von meiner Frau! Eine solche Tour kann man wirklich nicht jedem -/ jeder zumuten und sie hat auf den 600 km alles über sich ergehen lassen! Von Nichts kommt Nichts und manchmal muss man eben die extra Meile gehen, dass haben mir meine Eltern beigebracht!

Nach dem Dash verbrachten wir nun rund 3 Wochen in Swakopmund und vor allem über die Weihnachtstage trafen wir viele Freunde, die alle aus der ganzen Welt wohnend ihren Urlaub mit ihren Familien in ihrer Heimat verbrachten. Eine schöne Zeit und so war die abschliessende Fahrradtour auch der Abschluss meiner Reise und Besuches in Namibia. Bereits am zweiten Januar stieg ich ins Flugzeug und liess meine Frau und eine weitere tolle Zeit in Afrika hinter mir. Zum Glück hatte ich eine ganze Sitzreihe inkl. Fensterplatz für mich alleine und so konnte niemand meinen emotionalen Heulanfall bemerken!

Das Schlimmste an meiner Abreise war die Tatsache, dass ich noch nicht weiss, wann und wo ich meine Frau das nächste Mal sehen werde, denn während für sie der Fahrplan bis und mit Cape Epic Ende März in Südafrika und Namibia steht, werde ich mich nun zu Hause weiter aussortieren.
Immerhin habe ich nach dem Desert Dash einen Entschluss gefasst. Ich werde nochmals ein Jahr weiterfahren und habe auch einige Ideen und Pläne für diese Saison!
Wann sie starten will, dass weiss ich allerdings noch nicht.
Trotz allem habe ich aus meinem grössten Fehler im 2023 gelernt und ich bin mir sicher, dass ich mit ein paar Anpassungen auch im Training wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren werde!

Am Ende ist die grösste Kunst im Sport, die Balance zu finden. Nicht nur körperlich, sondern auch mental und etwas Besseres als ein paar Fahrradtouren durch die Wüste und ein grosser Sieg zum Abschluss vor der Winterpause hätte mir nicht passieren können!

Ich wünsche euch allen ein erfolgreiches 2024 und hoffe, dass ihr eure Ziele erreichen werdet! Wenn ich im letzten Jahr etwas gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass sich Zufriedenheit nicht immer aus einer Zahl (in meinem Fall Rangierung) ergeben muss!

Ausserdem würde es mich natürlich freuen, wenn ihr mich auch weiterhin auf dieser Plattform verfolgen werdet und ich euch mit meinen Berichten auch in Zukunft aus dem Rennsport berichten kann!

FullGaz!

pS: Falls jemand von euch Interesse für eine Bike- Urlaubstour im November durch Namibia hätte, dann dürft ihr euch gerne bei mir melden. Ich hätte eine 16-tägige Tour (nicht jeden Tag Fahrrad) ausführungsbereit!