Rennberichte

Rang 3 zum Auftakt beim Wines2Whales, Glück im Unglück!

Riders during stage 1 at the FNB Wines 2 Whales Shiraz event held at Lourensford Wine Estate, Somerset West on 27th October 2023. Photo by Sam Clark / Wines2Whales
Photo by Sam Clark

Wenn man Nachts aufwacht und zuerst einmal überlegen muss in welche Richtung man aus dem Bett steigen muss und wo genau die Toilette ist, dann weiss man, man war in letzter Zeit viel unterwegs! Immerhin war es diesmal keine Flugzeug oder Flughafentoilette!

Eine Woche nachdem ich in die USA flog, sass ich im Flugzeug nach Kapstadt und dazwischen war ich ja auch noch kurz eine Nacht zu Hause. Doch diesmal war die Reise etwas anders als in die Staaten, denn einerseits reiste ich mit Teamkollege Felix und so hatten wir viel zu erzählen und andrerseits reiste ich an einen Ort, an dem ich mehrere Jahre lebte und mir somit bestens vertraut ist! Ausserdem lag ein Rennen vor mir, an dem ich bisher fast nur gute Erinnerungen gemacht hatte! Ja, ich freute mich!

Nach einem langen Flug via Doha war ich dann trotzdem einfach nur froh, dass ich vorerst kein Flugzeug mehr betreten musste! Zwar musste ich am selben Abend spät abermals an den Flughafen fahren und meinen Privatsponsor abholen, doch immerhin keinen Checkin und Sicherheitskontrolle mehr über mich ergehen lassen!

Mein Kopf war komplett durcheinander und auch mein Bauch. Beide wussten nicht mehr wann sie Hunger hatten oder wann sie schlafen sollten und davon hatte ich über die letzten Tage ein ziemliches Manko!

Trotzdem stand ich heute Freitag irgendwie sehr wach und mit einem super Gefühl um 8 Uhr an der Startlinie zu meinem sechsten Wines2Whales! Als Titelverteidiger lag natürlich ein wenig Druck auf meinen Schultern, doch Felix und ich sind ja noch nie zusammen ein Rennen gefahren und es sollte überhaupt Felix erstes richtiges MTB Marathonrennen sein! In ihm sah ich mich 10 Jshre zurückversetzt, denn damals fuhr ich das erste Mal bei diesem Rennen an der Seite meines lanjährigen Idols Christoph Sauser!

Die Strecke wurde komplett angepasst, da der grobe Sturm vor drei Wochen viele Trails der ursprünglichen Etappe zerstört hatte und so fuhren wir auf der Lourensford Farm eine 55km lange Schlaufe. Erinnerungen an die zweitletzte Etappe des diesjährigen Cape Epics kamen auf, denn es war auch heute regnerisch, doch die Trails zum Glück in super Zustand und nicht aufgeweicht wie damals!

Die ersten 18 Km führten stetig und etagenweise bergauf und wir konnten uns gut in der bis auf vier Teams reduzierten Spitzengruppe behaupten. Auch im folgenden langen Downhill blieben wir dran und leider liess uns dann knapp 10 vor dem Ziel die Schaltung von Felix neuem Bike im dümmsten Moment im Stich. Er fährt die neuste Sram Schaltung und irgendwie funktionierte sie plötzlich nicht mehr. Der ansteigende Singletrail und die Tatsache, dass wir hinter dem zurückfallenden Team Pyga blockiert waren, warf uns aus der Entscheidung. Denn bis wir endlich an den zwei Fahrern vorbeikamen und die Gänge wieder funktionierten, fuhren uns das Team Cannondale mit Haterley & Andreassen sowie Imbuko (Botha & Joubert) entscheidend davon.

Das war extrem ärgerlich, denn ohne das Missgeschick hätten wir heute keine Zeit verloren und wären im Finale um den Tagessieg dabei gewesen. Stattdessen gab es noch einen weiteren Schreckmoment. Als ich von einem schnellen Kiesweg in die dritttletzte Kurve einbog, da knallte es hinter mir gewaltig. Felix hatte eine andere Linie gewählt und knallte ungebremst in einen 20x20cm dicken Holzpfahl, der natürlich nicht nachgab und dafür seinen Lenker halbierte!
Er selber prallte ebenfalls mit seiner Brust in den Pfahl und anschliessend musste er die letzten Meter zu Fuss ins Ziel rennen. Dabei krümmte er sich vor Schmerz und Schock und ich war mir sicher, dass wir das Rennen damit beenden würden!

Zum Glück waren seine Knochen stärker als der Lenker und somit werden wir auch Morgen wieder am Start stehen! Ich war auf jeden Fall begeistert von unserem heutigen Auftritt und genau so macht Rennen fahren Spass, gute Stimmung, gute Beine und eine super Etappe!

Fullgaz!