Rennberichte

Rang 10 verteidigt!

Wauw wauw wauw, was für ein Ende einer verrückten Saison in Amerika! Das heutige Finale war nichts für schwache Nerven und eine Zitterpartie bis zum Zielstrich! Eines war klar, ich musste heute liefern und durfte mir keine Fehler erlauben! Dies bei einem Rennen, dass ich noch nie gefahren bin und anscheinend das defektanfälligste der gesamten Serie ist!

Im Vorfeld war das einzige und allgegenwärtige Thema die Reifenwahl und so vertraute ich auf den Tipp eines Kollegen und montierte einen regelrechten Panzer und füllte so viel Dichtungsmilch rein wie nur möglich! Das Resultat war, dass ich gefühlte 20 Watt extra treten musste, doch es war mir egal und sollte es wert sein!

Vor dem Start lag ich bekanntlich an 10ter Stelle und auf die Ränge 8 & 9 (Calton & Johnston) fehlte mir gerade mal ein Punkt, doch nach hinten war die Luft genauso dünn (Howes 1 Pkt. & Grotts, 5 Pkt)! Ich musste mich also vor allem auf diese vier Fahrer konzentrieren, ein schwieriges Unterfangen! Das Finale des über 168 km und 2’000 Hm führenden Rennen war nämlich das reinste Chaos und es wurde die ganze Zeit gefahren, als käme nach der nächsten Kurve der Zielstrich …. Vollgas von A bis Z!

Die ersten Km führten auf Asphalt aus der Stadt Bentonville raus, ehe es auf einer Gravelstrasse weiter ging. Die Strecke war super schnell und die Anstiege stehts nur sehr kurz und alle unter 2 Minuten. Das Problem war vor allem der grosse Staub und die angekündigten scharfen Steine. Unmittelbar nach den ersten Km auf Gravel ging es los…. Platten hier, Platten da, Disaster pur! Das hohe Tempo mit der schlechten Sicht machte es beinahe unmöglich die Übersicht zu behalten und meine Taktik war, dass ich nicht zu nah am Vordermann auffuhr und somit mit etwas Abstand die Steine besser sehen konnte. Das Problem war, dass jede Lücke sofort von einem anderen Fahrer geschlossen wurde und ich so in jeder Abfahrt ein paar Ränge verlor oder danach die Lücke wieder schliessen musste. Ich befand mich also voll im Yoyo-Effekt und verpuffte einiges an Energie, dazu fühlte sich mein Reifen extrem träge an.

Bei der ersten Verpflegung nach knapp 60 Km waren noch immer gut 25 Fahrer an der Spitze, doch einer fehlte, mein Südafrikanischer Kollege Matt Beers. Dieser lag an 7ter Stelle in der Gesamtwertung und würde er deren sieben Ränge hinter mir ins Ziel kommen, so würde ich ihn überholen und somit hatte ich wohl bereits einen „Joker“. Doch ich wusste nicht was mit ihm passierte und mit seiner Klasse könnte er nach einem Defekt auch wieder aufschliessen. Leider hatte ich dann nach gut 90 Km erste Probleme und musste die Spitzengruppe ziehen lassen. Johnston, Howes & Grotts verschwanden alle aus meinem Blickfeld, doch Calton war noch bei mir. Mit sieben weiteren Fahrern bildeten wir also die Verfolgergruppe, doch da schloss nach einer Weile ein Fahrer nach einem Defekt zu uns auf der ein so hohes Tempo anschlug, dass es auch unsere Gruppe sprengte und da entwischte mir auch Calton! So sehr ich auch wollte, ich konnte einfach nicht mehr dranbleiben. Das hohe Grundtempo (wir fuhren einen 33er Schnitt) und das ständige on-/ off zerstörte meine Beine und so biss ich mich mit allem was ich hatte an der übrig gebliebenen 4er Gruppe fest! Darin war auch mein Kollege Dylan Johnson, mit dem ich jeweils wohnen konnte und so versuchten wir, das Tempo konstant zu halten. Ich erhoffte mir, dass ich mich durch das konstantere Tempo etwas erholen und wieder fangen würde.

Rein rechnerisch durfte ich nicht mehr als fünf Ränge hinter Grotts ins Ziel kommen, doch ich hatte ja keine Ahnung wie gut es ihm weiter vorne ging und es war weiterhin unklar, wo sich Beers befindet. Mir ging es nicht mehr sehr gut und meine Beine waren leer, doch vor uns lagen noch 40 Km bis ins Ziel und noch dazu verloren Dylan und ich unsere zwei Begleiter. Gemeinsam zählten wir die Km runter und pressten die letzten Körner aus unseren Körpern!15 Km vor dem Ziel stand tatsächlich der Gesamtneunte Calton mit einem Defekt an der Strecke und ab da gab es nur noch eines, Vollgas bis ins Ziel! Das Problem waren aber meine Beine, denn diese konnten einfach nicht mehr zusetzen! Nach 5,05 Std erlöste mich schliesslich der Zielstrich von den Strapazen und ich rettete tatsächlich 37 Sekunden auf Calton! Jetzt musste ich aber zuerst die nächsten Verfolger abzählen und Beers durfte nicht dabei sein, denn Grotts hatte einen super Tag und klassierte sich mehr als 5 Positionen vor mir und auch Howes war mehr als 1 Punkt vor mir im Ziel!

Es reichte schliesslich! Beers erlitt einen Sturz und konnte das Rennen gar nicht erst beenden und so überholten mich zwar Grotts & Howes, doch da ich punktgleich mit Calton und das Ende im Finale ausschlaggebend für das Gesamte war, behielt ich die Oberhand und somit auch der 10te Gesamtrang! Unglaublich!

Rückblickend gibt es so viele hätte …. vom verpatzten Sprint in Chequamegon bis zum Defekt beim Unbound… ich machte viele Fehler und einiges hätte das Endresultat ändern können doch dies war bei allen anderen genauso und das macht diese Serie so spannend! Obschon ich meine Erwartungen nicht erfüllen konnte war ich im Ziel extrem erleichtert, super happy und vor allem doch sehr zufrieden mit meinen 10ten Gesamtrang! Es war bestimmt nicht die beste Saison, doch Rang 10 in der grössten Offroadserie Nordamerikas beim ersten Anlauf ist doch gar nicht mal so schlecht! Immerhin rettete ich auch noch die 6’000 Dollar Preisgeld und halbierte somit meine Auslagen, denn für Rang 11 gab es nichts mehr!

Nach der letzten Saison war ich bestimmt auch ein wenig erfolgsverwöhnt und es ist klar, dass man sich am Ende daran misst. Ich hatte mir mein Amerika Abenteuer einfacher vorgestellt und rückblickend gibt es natürlich unzählige Dinge, die ich falsch gemacht habe. Dass ich es am Ende trotzdem in die Top10 geschafft habe und noch dazu viel „Neuland“ erkunden musste, macht mich stolz. Ich sass oftmals viele Stunden im Flugzeug und fuhr danach in einem Mietauto alleine zu den Rennen… stellte dabei Alles in Frage und wollte einige Male abbrechen! Am Ende habe ich es aber durchgezogen und ich bin froh darüber! Bestimmt hat mich das viele hin-/ & her dazu beigetragen, dass ich meiner Top-Form in dieser Saison über weite Strecken hinterher rannte und auch beim heutigen Rennen fehlten ein paar %! Den Jetlag verdrängte ich durch die Anspannung, doch ganz wegzaubern kann man ihn halt doch nicht….Der ganze Aufwand, der Mut etwas Neues anzupacken, der Verzicht und die Kompromisse wurden jedoch durch unzählige tolle und vor allem neue Erfahrungen entschädigt! Ich durfte viele neue Bekanntschaften machen, Freundschaften knüpfen und an dieser Stelle gilt ein besonderer Dank an Dylan und Nina, die mich ab dem Unbound unterstützt hatten! Ohne sie wäre vieles noch sehr viel schwieriger gewesen!

Die ganzen Erfahrungen habe ich nun also gemacht und was jetzt bleibt ist vor allem die grosse Frage, ob ich es nächstes Jahr nochmals versuchen soll? Noch habe ich bis am 25. Oktober Zeit, um mich einzuschreiben und diese Entscheidung ist wohl das, was mich auf meiner 16 stündigen Heimreise beschäftigen wird! Auf der einen Seite reizt es mich, da ich aus meinen Fehlern lernen werde und es beim zweiten Mal bestimmt besser läuft. Ich kenne nun die Strecken, weiss wie die Rennen ablaufen und auch welches Material ich wo brauche… Auf der anderen Seite ist es aber auch einfach ein bisschen verrückt und vor allem gibt es auch Dinge (wie zB. die Höhe) für die ich noch mehr investieren müsste… ob es das wert ist?!

Nun geht es für mich am Sonntag zurück, wo ich am Montag kurz zu Hause sein werde, ehe es am Dienstagnachmittag weiter nach Südafrika geht. Da starte ich am Freitag zur Titelverteidigung zum Wines2Whales. Der Körper und vor allem der mentale Tank ist leer und mal sehen, zu was ich noch im Stande bin!

Ride on