Rennberichte

Fail -Jahresstatistik aufgebessert! Erneut Pech in Trinidad, Colorado.

Wie heisst es nochmals…? „Es kommt im Leben nicht darauf an wie oft man umfällt, sondern wie oft man wieder aufsteht“! Das heutige Rennen war, wie soll ich sagen…. ein weiterer Faustschlag fadengerade ins Gesicht und es passt zu meiner gesamten bisherigen Saison.

Leider war es aber an erster Stelle nicht wie im Vorbericht befürchtet die Erkältung, sondern ein platter Hinterreifen zu Beginn des Rennens, welcher meinen Renntag schon früh zerstörte. Die Erkältung war zwar noch spürbar, doch die Beine drehten beim Einfahren richtig gut und so stand ich zuversichtlich um 9 Uhr morgens an der Startlinie.

Die erste entscheidende Engstelle nach ca. 8 km hatte ich mir am Vortag gut angeschaut und so fuhr ich nach einem netralisierten Start die ersten Km beinahe von der Spitze aus. Hinter mir schäpperte es auch einmal richtig übel im Feld und solche Starts mit so viel Gerangel mag ich überhaupt nicht.

Als es dann in den gut 5 km langen und ziemlich rauhen Jeeptrack ging, da war ich bestens positioniert. (Der Weg war so rauh, dass ich lieber auf meinem MTB gefahren wäre, doch es waren die einzigen rauhen Km des gesamten Rennens). Es fühlte sich an wie bei einer schnellen Cape Epic Etappe, viel Staub, keine Sicht und immer wieder Steine im Weg. Ich habe in meiner gesamten Karriere auf dem MTB sämtliche Cape Epic’s, sämtliche Swiss Epic’s, Brasil Ride oder Titan Deserts ohne einen einzigen Platten Reifen überstanden und ja, heute zischte es zum zweiten Mal bei 3 Gravel-Starts in diesem Jahr aus dem Hinterreifen und dies, 500 Meter vor dem erlösenden Asphaltanstieg!

Nicht wie beim Unbound konnte ich diesmal zum Glück den Schaden schnell beheben, Plug rein, Patrone nachsetzen, dicht! Durch das horrende Anfangstempo war das Feld aber bereits extrem in die Länge gezogen und unmittelbar danach kam ein gut dreiminütiger Anstieg. Da ich bereits davor Anschlag fuhr, konnte ich die Lücke nicht gleich schliessen und da auch danach vorne weiter Vollgas gefahren wurde, kämpfte ich mit einer exakten Minute Rückstand mit zwei weiteren Fahrern um den Anschluss. Nach gut 15 Km Zeitfahren waren wir tatsächlich wieder dran. Irgendwie schien aber nicht genügend Luft im Reifen zu sein und deshalb wollte ich die ruhige Rennsituation ausnutzen und pumpte nochmals kurz nach. Leider wurde mir anschliessend die fehlende Streckenkenntnis, welche ich durch die Erkältung nicht wie geplant machen konnte zum Verhängnis. Es folgte nämlich ein kurzer aber giftiger Anstieg und da zog es die Gruppe erneut komplett in die Länge. Am Ende der Gruppe gab es schliesslich erste Lücken und ich hatte zu wenig Power, um die nötigen Positionen gut zu machen. Die Lunge brannte, denn Mittlerweilen waren wir auf über 2’000 M.ü.M. angelangt.

Das heutige Gravelrennen hatte trotz der Länge über 180 Km eine ganz andere Dynamik, als ich es erwartet hätte und es wurde extrem hart gefahren. So fand ich mich tatsächlich ein zweites Mal mit einer Minute Rückstand hinter der Spitze mit zwei Begleitern wieder. Ich versuchte ruhig zu bleiben und trotzdem war ich mir bewusst, dass die Aufholjagt extrem viele Körner kosten würde doch wer weiss, vlt würde es vorne noch einmal langsam.

15 Km später war ich dann abermals zurück, doch erneut kam ein giftiger Anstieg und da war es mein Südafrikanischer Rennfahrerkollege Matt Beers, der das Feuerwerk zündete und diesmal musste ich um jeden Preis dranbleiben! Alle Ampeln auf Dunkelrot!

Nach etwas über 2 Rennstunden erreichten wir dann die erste Verpflegung und selbst da gab es kein Durchschnaufen und ich fragte mich, wo der so gepriesene Gravelspirit geblieben ist? Ein paar Km später folgte dann der erste von zwei knapp 20 Minütigen, in Etagen steigende Anstieg und da war bei mir Schluss. Die Beine waren durch die Aufholjadt zerstört und die immer dünner werdende Luft auf bis 2’700 M.ü.M. mit der Erkältung trugen den Rest dazu bei, dass plötzlich gar nichts mehr ging. Das Dumme ist auch, dass man nicht wie zB. im Engadin kurz auf den Berggipfel fährt und danach wieder ins Tal, sondern heute fuhren wir über 3 Std auf über 2’000 Meter und somit war es praktisch ein langsames Eingehen….

Es war aber nicht nur die Höhe, sondern offensichtlich hat mein Immunsystem die ganze Woche so sehr gekämpft, dass mein Körper ausgelaugt schien und ein Rennen über 5,5 Std. ganz einfach zu viel war!

Ich akzeptierte die Situation und versuchte es auch gar nicht erst mit der Brechstange. So liess ich unzählige Fahrer ohne Gegenwehr passieren, ehe ich schliesslich einen Gleichgesinnten einholte und mit ihm die restlichen Km bis ins Ziel zurücklegte.

Erneut war es heute kein Fahrfehler sondern der Plattfuss ganz einfach nur Pech. Wieso mir dieses bei meinen Rennen in Amerika dermassen an den Fersen klebt, weiss ich nicht. Es ist aber nicht einmal der Plattfuss, der mich enttäuscht sondern vielmehr die Erkältung, welche mich die ganze Woche beschäftigte und die Tatsache des guten Gefühls zerstörte.

Es ist vor allem auch schade, dass ich Amerika ein weiteres Mal mit einer Enttäuschung verlassen werde und einmal mehr ist die Heimreise nicht einfach mit ein paar Autostunden erledigt… mein Rückflug geht erst am Dienstag, da ich diesen Flug von Leadville umgebucht habe und es leider nicht anders ging. Ich werde aber morgen nach Colorado Springs fahren und dort noch zwei Touren fahren. Zeit zum Grübeln bleibt also genug und über meine generellen Gedanken und Meinung über diese Art von Gravelrennen werde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt äussern. Für ein Gravelrennen wie heute werde ich mich nämlich auch abseits des Pechs nicht mehr begeistern können und der ganze Hype um diese Sportart hier drüben begrenzt sich bislang tatsächlich nur auf das Unbound Gravel!

Anders wie nach dem Unbound oder Crusher verlasse ich die USA diesmal aber nicht als gebrochener Mann, sondern mit der Gewissheit im Bauch, dieses Jahr um unzählige Erfahrungen bereichert worden zu sein. Mit dieser Einstellung werde ich wohl auch beim Finale in drei Wochen am Start stehen und egal wie viele Tiefschläge dieses Jahr noch kommen werden, einen Knockout wird’s nicht mehr geben!

Aufstehen, Mund abwischen und weitermachen!