Rennberichte

Perfektes Timing, in jeglicher Hinsicht!

Das Timing für den Rest der Saison schien perfekt und die angestrebte Form, welcher ich praktisch den ganzen Sommer hinterherrannte, traf endlich ein. Den letzten Kurztrip nach Amerika steckte ich durch meine Erkenntnis, «je kürzer, desto besser» sehr gut weg und die Trainings in der vergangenen Woche verliefen vielversprechend. So gut, dass ich sogar tatsächlich einen kurzfristigen Start in Einsiedeln in Erwägung zog, letztendlich wollte ich mich aber vollends auf das nächste Rennen in den USA konzentrieren und da ich bereits am Montagmorgen um 7 Uhr wieder nach Denver flog, wäre die vierstündige Rennbelastung eher unvernünftig gewesen. Schliesslich wollte ich beim morgigen über 180 km führenden Gravelrennen in Trinidad (Colorado) mit vollen Kräften am Start stehen und die Distanz ist ja auch nicht gerade ohne……

Timing…. Dieser Begriff steht für die meisten Erfolge generell im Leben und ja, das Timing war dann auch bei mir weiter perfekt, denn während ich im Flieger nach Denver sass, fühlte ich mich nicht sehr gut. Meine Nase schien verstopft und ich hatte leichtes Halskratzen, das alles konnte aber auch von der Klimaanlage kommen…. In Denver angekommen schnappte ich das Mietauto und fuhr ins Hotel, ehe ich noch mein Gravelbike bei einem Rennfahrerkollegen abholen musste. Dieser hatte mein Rad vom Rennen in Beaver Anfang Juli zu sich nach Hause genommen und es dort in seinem Keller aufbewahrt. Da er Mittlerweilen aber an einem anderen Ort lebt, blieb das Rad bei seinen Eltern in Denver. Für mich war es trotzdem eine Hilfe und so konnte ich am Dienstag dann auch ein leichtes Training absolvieren. Die Nase war zwar halb zu, doch mehr auch nicht….

Leider verschlechterte sich dann meine Situation am Dienstagnachmittag zunehmend und es war klar, es war kein Streifschuss, sondern die Erkältung wurde Tatsache! Hätte ich mich am Sonntag so gefühlt wie am Dienstagabend, dann wäre ich gar nicht erst in das Flugzeug gestiegen, sondern hätte die Reise abgesagt, zumal ich den langen Flug gar nicht überstanden hätte! Immerhin konnte ich trotz 8-stündiger Zeitumstellung sehr gut schlafen und so gings mir dann am Mittwoch etwas besser. Ich hatte zum Glück kein Fieber und trotzdem haderte ich mit meiner Weiterreise. Diese sah nämlich vor, dass ich nach Trinidad reiste und den Grossteil der Strecke anschaute. Aus der Streckenbesichtigung wurde natürlich nichts und so traf ich nach 2,75-stündiger Autofahrt in der kleinen Ortschaft südlich von Colorado Springs am Nachmittag ein und verordnete mir weiter Bettruhe.

Auch für dieses Rennen durfte ich mich derselben Gruppe von Leuten anschliessen wie bereits beim Crusher und dem Chequamegon Rennen und so hatte ich wenigstens eine schöne Bleibe für die kommenden vier Nächte. Die anderen zwei waren noch nicht da und sollten erst am Abend eintreffen, wobei die restlichen zwei erst heute Freitag dazustossen. Das Blöde war nur, dass ich in einer ungünstigen Situation war, da ich natürlich niemanden anstecken wollte. So verbarrikadierte ich mich schliesslich den gesamten Donnerstag in meinem Zimmer oder sass draussen auf dem Sitzplatz an der frischen Luft und trug im Innenraum eine Maske. Sämtliche Trainings liess ich logischerweise aus und trank stattdessen warmen Tee. Ausserdem machte ich auch noch einen Coronatest, welcher zum Glück negativ war…..

Das Rennen «The Rad Dirt» ist erstmals Teil der Lifetime Serie und so wie es aussieht hat die Strecke mehrere Tücken. Doch da ich sie bisher nicht anschauen konnte, werde ich wohl auch morgen ins kalte Wasser geworfen. Das nächste Problem ist erneut die Tatsache, dass wir hier am Fusse der Rocky Mountains liegen, sprich auf rund 1’800 M.ü.M. und der höchste Punkt auf rund 2’800 M.ü.M. führt. An die Höhe wollte ich mich mit den fünf Tagen etwas angewöhnen, denn dies hatte bei mir beim Engadin Bike Giro auch gepasst, doch mit einer verstopften Nase wird es wohl ein Ding der Unmöglichkeit.

Immerhin, heute fühle ich mich wesentlich besser und die Nase ist auch nicht mehr ganz so schlimm. Das einzig Gute ist, dass sich meine Beine durch das ganze Ruhen extrem frisch und gut anfühlen und noch bleibt ja nochmals ein ganzer Tag, damit die ganze Sache besser werden kann! So wie es aussieht halte ich aber an meiner diesjährigen Statistik fest, dass irgendwo der Wurm vergraben liegt und ich praktisch bei jedem Wettkampf eine neue Herausforderung meistern muss und dadurch ausgebremst werde.

Vor allem mental waren die vergangenen Tage sehr schwierig und trotzdem versuchte ich positiv zu bleiben und an mich zu glauben! Ich werde es natürlich morgen versuchen und entweder es geht, oder es geht nicht…. Der amerikanische Traum ist eben auch weiterhin doch nicht so einfach zu erklimmen wie gedacht!

Ride on!