Rennberichte

Vom „Crusher Tushar“ zum Black Forest Ultra, eine Nachlese …..

Einmal mehr in diesem Jahr sitze ich etliche Stunden im Flugzeug. Am Ende ist die Reiserei reine Einstellungssache und Mittlerweilen habe ich so viel Routine, dass die Abläufe beinahe im Halbschlaf funktionieren. Hotel ein- oder auschecken, Auto abholen oder abgeben, Checkin beim Flughafen, Umsteigen usw… es ist ja immer dasselbe und auch nicht allzu schwierig ….

Nachdem ich am Sonntag nach dem Rennen mit meinem Amerikanischen Rennfahrerkollege Dylan Johnson noch ein längeres Training von Cedar City aus hinauf zum „Cedar Breaks National Monument“ absolviert hatte, fuhr ich am Mittag mit dem Auto zurück nach Las Vegas. Dabei konnte ich einem kleinen Umweg via Moapa Valley und schliesslich entlang dem Lake Mead nicht widerstehen. Die Landschaft ist extrem eindrücklich und hat erstaunlich viel Gemeinsamkeit mit weiten Teilen Namibias oder auch Südafrikas. Einzig die Temperaturen sind noch krasser und so zeigte das Thermometer 45 Grad bei höherer Luftfeuchtigkeit!

Die ersten Eindrücke von Las Vegas hatte ich ja bereits nach meiner Ankunft gesammelt und leider war ich zu müde und es hatte mir auch zu viele Leute, um noch einen nächtlichen Spaziergang durch die Glücksspieltadt zu machen. Da ich dann am Montag wie schon die ganze Woche um 4 Uhr aufstand, konnte ich den Spatziergang bei Sonnenaufgang nachholen und hatte dabei bis auf ein paar „Verbliebene“ des Vorabends die Stadt für mich alleine…. ehrlich gesagt finde ich es einfach nur krass, zu was der Mensch in der Lage ist und für mich als Landei von Hinwil ist das Ganze eine Nummer zu gross!

Schliesslich ging es dann um 8 Uhr rechtzeitig zum Flughafen, ehe ich via San Franciso nach Hause reiste. Während ich mich jeweils bei meinen Hinflügen mit Lesen oder Filmen beschäftige, so verbringe ich den Rückflug meistens mit der Verarbeitung der ganzen Eindrücke und des Rennens und überlege mir das weitere Vorgehen. Das war schon immer so, auch bei all meinen Reisen in Südafrika oder wo auch immer. Es bleibt auch Zeit für meine aktuellsten Newsletter, bei welchen ich monatlich meine Sponsoren auf dem Laufenden halte oder Berichte wie diesen hier.

In diesem Jahr scheine ich den Flow zu guten Resultaten nicht so ganz zu finden und das vergangene Rennwochenende fühlte sich an, als wäre ich ins kalte Wasser geworfen worden ohne dabei schwimmen zu können!

Gravelrennen sind generell Neuland für mich und bei Wettkämpfen wie dem Crushar oder auch dem Unbound ist es extrem schwierig, auf Anhieb zu brillieren. Alleine die Gegebenheiten und all die Tüken kann man beim ersten Mal nur sehr schlecht abschätzen und rückblickend würde ich einiges anders machen, hätte ich es im Vorfeld gewusst. Das umfasst das Setup vom Rad, die Vorbereitung und auch die Fahrweise (Taktik)… leider sind meine Möglichkeiten aber in vieler Hinsicht beschränkt und ich war mir bewusst, dass für mich die Lifetime Grand Prix Serie ein hartes Pflaster werden würde.

Viele der Amerikanischen Rennfahrer verbringen den Grossteil der Saison in der Region Colorado und trainieren in den Anhöhen der Rocky Mountains. Da, wo man sich eben an die extremen Höhen gewöhnen kann. Wenn ich an das nächste Rennen (Leadville) denke, dann graust es mich schon jetzt, denn bei diesem befindet man sich das ganze Rennen auf Höhenlagen von über 3’000 M.ü.M. ! Auch wenn ich mich ab jetzt drei Wochen im Engadin aufhalten würde, wird es vermutlich für mich nicht reichen und es stellt sich ernsthaft die Frage, ob ich die Titelverteidigung im Rahmen der Eiger Bike Challenge in Grindelwald nicht vorziehen soll. Ein Start beim bekanntesten Rennen der USA ist aber bestimmt eine Erfahrung, die mir in meiner langen Karriere noch fehlt und zu der ich nun die Möglichkeit hätte!

Durch meine Absenz oder gar Verschiebungen von Rennen, bei welchen ich in der Vergangenheit Erfolge feierte, sieht meine bisherige Saison nicht besonders glanzvoll aus und ich hoffe, dass ich in der zweiten Saisonhälfte etwas besser abschneiden werde. Die definitive Planung ist noch nicht vollzogen und es ist schwer vorher zu sagen, was für mich das Beste sein wird. Am Ende habe ich mich aber für dieses Jahr der Amerikanischen Rennserie „verschrieben“ und falls ich nächstes Jahr nochmals fahren sollte, so werden sich meine ersten Erfahrungen mit Sicherheit auszahlen!

Bis jetzt war es nicht nur aus sportlichlicher Sicht kein einfaches Jahr, es gab auch neben dem Sport immer wieder neue Dinge, die mich extrem beschäftigten und mich beeinflussten. Das Sportlerdasein hat sich in den letzten Jahren sehr verändert und der Profisport steht vor allem in der Sparte Marathon in keinem guten Licht. Es gibt zwar noch immer Veranstaltungen, die überzeugen und erfolgreich sind, doch gerade in der Schweiz sieht es nicht mehr so gut aus wie auch schon. Der Engadin Bike Giro war für mich zB. ein Sinnbild und es geht noch weiter….. ich erhielt einige Anfragen, wieso ich in diesem Jahr nicht bei der Salzkammergut Trophy starten würde…. ja, grundsätzlich wäre ich gerne wieder gefahren, doch ich erhielt keine einzige Anfrage von Seiten des Veranstalters, geschweige denn eine Einladung. Klar, vlt. wurde es nach fünf Siegen in Serie auch ein bisschen langweilig, doch über die Wertschätzung hätte ich mich trotzdem gefreut.

Die Trophy ist für mich in dieser Saison aber auch zu viel und vor allem wenn es regnen würde, würde es mich im Hinblick auf die restliche Saison zu viel Energie gebrauchen. Ich werde das Rennen heuer sehr vermissen und wünsche an dieser Stelle allen Teilnehmern alles Gute und viel Glück! Ich werde stattdessen meinen letzten Auftritt im Schweizermeistertrikot beim Black Forest Ultra Marathon geniessen und hoffe, dass mir ein würdiger Abgang gelingen wird!

Danach geht es wie schon erwähnt für ein paar Wochen ins Engadin und ich hoffe, dass ich dort oben nicht nur die nötige Form aufbauen, sondern auch etwas Ruhe für mich und meine Entscheidungen finden kann.

Mein Weg in diesem Jahr ist kein einfacher und trotzdem bin ich sehr dankbar, dass ich ihn in meiner selbst gewählten Form gehen kann und es Leute gibt, die mich dabei unterstützen! Das möchte ich einfach wieder einmal gesagt haben!

FullGaz!