Rennberichte

„Crushed“ at the Crusher in the Tushar! Ein „Abschiffer“ in der Höhe von Beaver!

Ok.. ich versuchs jetzt einmal mit einem Erklärungsbericht, auch wenn mir momentan nicht gerade nach Schreibarbeit ist….. Es fällt mir auch ein paar Stunden nach dem Zieleinlauf noch immer schwer zu begreifen, was heute passiert ist. Die letzten 90 Rennminuten fuhr ich nämlich in einem Zustand, in welchem ich meinen Körper noch nie in der Form erlebt habe. Er liess mich im Stich und ich befand mich in einem regelrechten Trancezustand und konnte absolut nichts dagegen anrichten.

Ich war mir bewusst, dass die Teilnahme bei diesem Rennen ein gewisses Risiko mit sich bringen würde und dies ganz einfach Aufgrund der Tatsache, dass wir zweimal von 1’800 auf über 3’000 Meter kletterten, Zielankunft auf 3’100 M. ü. M. Auf einer solchen Höhe bin ich noch nie ein Rennen gefahren!

Nach dem Abschneiden des Engadin Bike Giros sass ich am Dienstag aber trotzdem mit einer gewissen Zuversicht im Flugzeug nach Las Vegas. Der Flug war zwar erneut extrem lange, doch ich hatte einen super Sitzplatz (Fenster und Notausgang) und dementsprechend erholt stieg ich aus dem Flieger. Am Mittwoch absolvierte ich noch das einzig richtige Training in dieser Woche und die Beine fühlten sich sehr gut an. Die Temperaturen in Las Vegas stiegen auf über 40 Grad und ich war froh, als ich am Donnerstag nach Cedar City reisen konnte. (Rund 50 Autominuten vom Startort Beaver entfernt).

Auch beim Pre-ride am Freitag drehten meine Beine sehr gut und somit sollte nichts schief gehen…. leider war dem falsch gedacht!

112 Km und 3’000 Hm, dies waren oder sind die Eckdaten des „Crusher in the Tushers“ und eigentlich sollten mir solche Rennen entgegen kommen. Nach dem Startschuss um 7 Uhr morgens (es war zum Glück noch sehr kühl), führten die ersten 15 Km nur leicht ansteigend in ein enges Tal hinein, ehe der erste lange Anstieg auf Kiesstrasse (gravel) begann. Das Tempo war eher gemächlich, doch kaum ging es das erste Mal etwas steiler bergauf, da wurde los gelegt!

Ich war perfekt positioniert, doch dem Startfeuerwerk der ersten 6 Fahrer wollte ich nicht folgen und so reihte ich mich in der zweiten Gruppe dahinter ein. Ich war bestimmt nicht der Einzige, der sehr viel Respekt vor der Höhe hatte doch was ich nachträglich weiss ist die Tatsache, dass ich wohl beinahe der Einzige bin -/ war, der die letzten paar Wochen nicht in der Höhe verbracht hatte!

Naja, zum Glück war es dann auch drei Fahrern ganz vorne zu schnell und somit sammelte unsere Gruppe vor dem Gipfel diese ein und ich war extrem happy, dass ich es so gut über den ersten Anstieg geschafft hatte.

Eigentlich war der Anstieg nie richtig steil, einfach nur sehr lange und dasselbe Bild bot sich in der daurauffolgenden Abfahrt. Diese war horrend schnell und im Staub war es extrem schwierig, die ganzen Schlaglöcher und Rillen zu erkennen. Ich bin noch nie zuvor mit einem Gravelbike so schnell bergrunter gefahren und so hielt ich meinen Lenker mit aller Kraft und hoffte, dass sich keine Schrauben lösen würden!

Nach der Abfahrt kam eine Verpflegungsstation und da hielten 4 Fahrer unserer Gruppe an, während mein Südafrikanischer Kollege und Cape Epic Sieger Matt Beers sowie Lachlan Morton weiterfuhren. Da vor uns ein gut 20 Km langes Flachstück kam und ich genügend Wasser bei mir hatte, waren dies die perfekten Hinterräder für mich. Es kam sogar noch besser, denn nach kurzer Zeit holten wir den Zweitplatzierten Stetina ein und so war nur noch der spätere Sieger Swenson vor uns. Dieser fährt aber sowieso in einer anderen Liga und trotzdem schien die Ausgangslage vielversprechend, denn unsere Gruppe rollte gut und wir befanden uns auf den Rängen 2 bis 5.

Das Problem war nur, dass wir nach dem Flachstück auf den verbleibenden 30 Km noch einmal 1’700 Höhenmeter zurücklegen mussten.

Ich hatte mich bestens verpflegt, so wie immer und auch die immer stärker auftretende Hitze machte mir nichts aus. Trotzdem bekam ich nach 80 Km plötzlich Mühe, dem Tempo der Gruppe zu folgen. Ich entschied mich, nicht zu lange im Roten zu fahren, denn nicht allzuweit hinter uns erkannte ich die nächste Gruppe und so liess ich Beers & Stetina davonziehen. Morton war es ebenfalls zu schnell und so wurden wir von der nächsten Gruppe gestellt. Kurze Zeit später fing der Anstieg an und da begann schliesslich mein Leidensweg. Ich bin ein Fahrer, der sehr viel aus dem Sattel fährt und dies war auf dem teilweise sehr losen Untergrund erstens nicht möglich und zweitens braucht der Körper durch die zusätzliche Muskulaturarbeit des Oberkörpers mehr Sauerstoff, womit man besser im Sattel bleibt. Dies machte mir aber je länger je mehr zu schaffen und plötzlich ging gar nichts mehr und ich konnte der Gruppe nicht mehr folgen.

Ich versuchte ruhig zu bleiben, denn schliesslich war es noch ein langer Weg und nach ein paar Minuten easy würde es bestimmt wieder besser gehen. Normalerweise ja, doch nicht auf über 2’500 M.ü.M…..

Die Höhe hatte mich komplett erwischt und ich fuhr wie benebelt und ohne Power den Anstieg hoch. Dabei wurde ich nicht nur von einigen Fahrern eingeholt, sondern auch jedes Mal gleich stehen gelassen ohne etwas entgegen zu setzen. Es ist lange her, dass ich so lange dermassen leiden musste und das Schlimmste war, dass es nicht das normale Leiden war. Es war ein für mich neues Leiden in einem Zustand der absoluten Hilflosigkeit. Normalerweise kann man bei den Rennen auf normaler Höhe etwas härter drücken aber heute ging einfach nichts mehr.

Erst im letzten Abschnitt wurde es wellig und es ergab die Möglichkeit, dass ich immerhin ab und zu im Windschatten fahren konnte. Am Ende waren wir dann drei Fahrer, welche den letzten kurzen Anstieg zum Ziel erreichten und wo ich normalerweise meinen Sprint auspacken würde, war ich heute nur Zuschauer und Statist!

Nach knapp 4.25 Stunden war ich schliesslich erlöst und wie schon erwähnt musste ich mich zuerst einmal sammeln und begreifen, was ich gerade durchgemacht hatte!

Rang 17, das ist nicht nur ein krasser „Abschiffer“ des Tages sondern auch für die gesamte Serie nicht sehr gut! Damit rutschte ich auf den 6ten Zwischenrang ab und das Schlimme ist die Erfahrung in der Höhe. Das nächste Rennen (Leadville) startet nämlich auf 3’000 und geht auf über 4’000 M. ü. M. !! Für mich war klar, dass ich dazu nicht um ein Höhentraining kommen werde und ich freute mich jetzt auch auf 3 Wochen Engadin, doch 1’800 oder selbst 2’000 M.ü.M. sind für solche Höhen nicht ausreichend!

Meine Möglichkeiten beschränken sich aber damit und so muss ich mich entweder damit abfinden oder es halt auslassen….

Heute wurde ich auf jeden Fall um eine Erfahrung reicher, auch wenn sie extrem schmerzhaft und ernüchternd war!

Dass es kein Energieproblem war zeigte dann die Retourfahrt zum Startort, denn nachdem wir die 1’800 M. Höhenlage erreichten, drehten meine Beine wieder wie verrückt….. verrückt oder…?

Nun werde ich Morgen Sonntag zurück nach Las Vegas fahren und am Montag nach Hause fliegen. Eins ist aber sicher, auf den Black Forest Ultra vom kommenden Sonntag freue ich mich trotz des „Abschiffers“, denn ich bin mir sicher, dass meine Form nicht ganz so schlecht wie das heutige Resultat ist und ich mich seit der Woche der Strassen SM wieder fangen konnte. Ausserdem wird es mein letzter Auftritt im Schweizermeister Trikot sein und ich versuche nun, dem heutigen Rennen nicht allzu sehr nach zu trauern….. ich habe es versucht und es hat halt einfach nicht geklappt, that’s it!