Phuu, das waren heute nicht nur sehr anstrengende 4,5 Rennstunden, sondern am Ende auch ein verdammt knapper Sprint um die Plätze 2 bis 5! Die Eckdaten des Black Forest Ultra Bike Marathons sind mit 118 Kilometer und 3’500 Höhenmeter eine echte Nummer und man würde meinen, dass eine solche Strecke für grössere Abstände sorgen würde. Ok, der Sieg ging heute eindeutig an den Stärksten und war auch klar verdient, doch die Strecke ist dann irgendwie doch zu wenig selektiv und die Leistungsdichte war heute zu gross, als dass es grosse Unterschiede gab und so kam es tatsächlich zum Zielsprint mit vier Fahrern um die Ehrenplätze!
Ich hatte schon länger nicht mehr am Ultra Bike teilgenommen, da er sich stehts mit der Salzkammergut Trophy überschnitten hatte und es auch dieses Jahr tat, doch ich freute mich sehr auf die Rückkehr in den Schwarzwald. Das Rennen liegt und gefällt mir nämlich schon seit je sehr gut und die Stimmung an der Strecke und im Ziel sind für den Marathonsport grandios!
Nachdem ich am Dienstag aus Amerika zurückkam und am Mittwoch noch für zwei Nächte ins Engadin zu meiner Frau fuhr, reisten wir am Freitag für eine Nacht nach Hause und dann am Samstag nach Freiburg. Da besuchten wir unsere ausgwanderten Freunde aus Namibia und bei einem gemütlichen Nachmittag konnte ich das erste Mal in dieser Woche etwas durchatmen. Die Beine waren beim Einfahren extrem gut und so war ich trotz etwas „Restjetlags“ sehr zuversichtlich! Schliesslich war ich vor einer Woche bei der Startzeit um 7.30 Uhr noch im Tiefschlaf um Mitternacht….
Der erste Anstieg wurde dann im obersten Abschnitt unter dem Tempodiktat von meinem Schweizer Rennfahrerkollegen und späteren Sieger Casey South extrem schnell gefahren und ich ahnte schon da, wer das Rennen gewinnen würde….
Nach den ersten 800 Hm wurde es dann wieder etwas flacher und das Tempo in der noch immer über 10 Fahrer umfassenden Spitzengruppe fiel zusammen. Dies auch Aufgrund der Tatsache, dass das Singer Team noch immer mit vier Fahrern vertreten war und somit das Rennen kontrollieren konnten. Die Gruppe füllte sich zwischenzweitlich nochmals auf über 20 Fahrer auf, doch als es dann nach 40 Km die letzten Rampen hinauf auf den Feldberg ging, da explodierte die Gruppe abermals durch die Verschärfung von South. Nun musste auch ich ganz schön klemmen, doch die entstandene Gruppe würde sich wohl rennentscheidend absetzen.
Neben den mir bekannten Stiebjahn, Dorn und South waren auch noch Häuser und der Däne Millennium dabei und nach einer längeren Abfahrt schlossen auch Weber & Kaufmann wieder auf. Obschon sich am Ende über 3’500 Hm summieren sind diese für mich einfacher zu klettern, da es gefühlte 100 Mal in Etappen bergauf geht. Dies fällt mir wesentlich leichter als wenn ich einfach dreimal einen langen Anstieg am Stück fahren muss. Das einzige Problem besteht darin, dass die kürzeren Anstiege dafür einfach schneller gefahren werden und so fühlt es sich an wie bei einem Boxkampf und man muss etliche „Faustschläge“ wegstecken können, auch mental…….
Die Gruppe mit 9 Fahrern blieb bis 65 Km bestehen, doch dann war es der letzte Anstieg vor der schnellen Abfahrt nach Todtnau, welcher die Gruppe endgültig sprengte. Vorne setzten sich South, Stiebjahn und Dorn ab und dahinter tat sich in der Abfahrt die Lücke zu Millennium auf. Ich kam leider nicht vorbei und so erreichten wir Todtnau mit ca. 15 Sekunden Rückstand. Nach der Verpflegung ging es direkt in den nächsten Anstieg und ich wusste, dass ich die Lücke sofort schliessen musste. Leider machte South vorne weiter Druck und so musste ich extrem tief gehen, um noch einmal heran zu kommen. Zum Glück schaffte ich es unmittelbar vor dem kurzen Flachstück, ehe der letzte lange Anstieg am Stück folgte. Leider verschärfte dann South abermals und dies war die Entscheidung, denn keiner von uns Drei konnte mitgehen. Ich ärgerte mich zwar kurz, dass ich es nicht versucht hatte, denn mit meinen beiden Begleitern wollte ich eigentlich nicht auf die Zielgerade kommen! Wäre ich jedoch mitgegangen, dann wäre der entscheidende Faustschlag und Knockout in der zehnten Runde aber bestimmt gekommen! Die Situation wurde dann sogar noch etwas komplizierter, denn auch Weber schaffte noch einmal den Anschluss zu unserer Gruppe und auch er ist kein schlechter Sprinter!
Auf den verbleibenden 30 Km bot sich dann praktisch dasselbe Bild und während Weber den „toten Mann“ spielte, harmonierten wir zwar zu Dritt ziemlich gut, doch nach vorne war nichts mehr auszumachen. Beim letzten längeren Anstieg suchte dann Dorn die Vorentscheidung und Weber fand im kurzen Gegenanstieg in der Schlussabfahrt auch plötzlich nochmals Energie, doch es passierte nichts mehr. So erreichten wir zu viert den Talboden und die letzten drei flachen Km bis ins Ziel. In dieser Gruppe konnte am Ende alles passieren, denn wie gesagt sind alles sehr starke Sprinter und meine Taktik mit der Position missglückte mir komplett. Am Ende schaffte ich es dann aber auf den letzten Metern der Tartanbahn vor einer unglaublichen Zuschauerkulisse doch noch, mich an Stiebjahn und Weber vorbei zu sprinten, während Dorn nicht wie erwartet an mir vorbeizog. So entschied ich tatsächlich den Sprint um Rang 2 für mich und erreichte somit das Tagesmaximum!
Mit diesem Resultat war ich am Ende hoch zufrieden, denn South war für mich bereits am Start der Favorit, zeigte er bei den letzten namhaften Rennen stets sehr starke Leistungen und auch während des heutigen Rennens war er klar der Stärkste.
Dass meine Form trotz des schlechten Abschneidens vor einer Woche in Amerika doch nicht so schlecht ist, bestätigte das heutige Rennen deutlich. Trotzdem brauche ich jetzt dringend eine Rennpause, denn mental hatte ich heute oftmals ziemlich Mühe um zu leiden. Diese werde ich mir jetzt auch bis zum nächsten Rennen in den USA in Leadville vom 12. August gönnen. Richtig, am selben Datum findet ja auch die diesjährige Schweizermeisterschaft statt und ich werde nicht zur Titelverteidigung antreten. Somit war der Black Forest mein letzter Wettkampf als Schweizermeister und ich habe ihn genossen und das Trikot so denke ich, noch einmal würdevoll vertreten! Ausserdem habe ich das Gefühl, dass ich auch gleich gegen den nächsten Schweizermeister „verloren“ hatte…..
Für mich geht es nun für die nächsten 3 Wochen ins Engadin, wo ich mich in der Höhe auf die zweite Saisonhälfte vorbereiten werde!
Ein grosses Dankeschön an dieser Stelle an unsere Namibiafreunde Max & Wanette für die Betreuung! Dass meine Frau das Rennen bei den Frauen gewinnen konnte machte das Looser Rennweekend einmal mehr perfekt!
Bis bald und schöne Sommerferien!