Rennberichte

Viel Pech und grosse Enttäuschung beim Unbound,!

Es hat nicht sollen sein…..

Ich weiss gerade nicht, ob ich für mein heutiges Rennen die richtigen oder passenden Worte finde. Ich durchlebte zu Beginn einer meiner schlimmsten Tage auf dem Fahrrad und ich bin im Moment einfach nur unglaublich enttäuscht. Das Unbound ist berüchtigt für seine Defekt-Tücken und heute hat es mich leider auch einmal erwischt, dazu kam ein für mich absolut unerklärlicher Streckenabschnitt, welcher nicht nur mir, sondern vielen weiteren Top-Fahrern früh im Rennen zum Verhängnis wurde.

Es ist nicht nur das Endresultat, das schmerzt, sondern vor allem die Tatsache, dass ich es heute in den Beinen gehabt hätte, um auf der ganz grossen Bühne mein Können zu zeigen. Diese Chance wurde mir leider verwehrt und ich weiss nicht, ob ich nochmals so eine Möglichkeit erhalten werde….

Pünktlich um 5.50 Uhr wurden wir losgeschickt und ich hatte den Vorteil, dass ich als Gesamtvierter der Lifetime Serie (Top 5) am Ende der normalen Startaufstellung ganz vorne einstehen durfte. So hatte ich eine gute Ausgangslage nach dem schnellen Start und dies nutzte ich während den ersten 15 Km auch aus. Ich konnte mich stets in den ersten 10 Positionen behaupten und war beim Einbiegen für die wohl grösste Misere, die anschliessend folgte, eigentlich perfekt positioniert. Während den nächsten 6 Kilometern herrschte ein Chaos, welches ich so noch nie gesehen habe. Der Feldweg wurde durch den anhaltenden Regen in der Nacht zuerst aufgeweicht und anschliessend trocknete er natürlich immer mehr ab. Dadurch klebte es wie sonst was. Doch während bei uns in der Schweiz der Dreck irgendwann abfällt, so ist dieser Dreck wie Kleister oder Kleber und die Räder drehten nicht mehr. Alle rannten links und rechts in den Wiesen rum, doch da gab es Schlaglöcher und unmittelbar daneben war ein hoher Zaun, womit die Linienwahl begrenzt war. Alle versuchten mit den Händen irgendwie den Dreck aus den Rädern zu kriegen, damit man anschliessend ein paar Meter in der Wiese fahren konnte.

Rückblickend wurde das gesamte Rennen mit diesen 6 Kilometern zerstört und kaputt gemacht, denn die restlichen 320 Km boten perfekte Gravelbedingungen und trockene und super schnelle Kieswege! Während einem spannenden Rennen mit einer grossen Spitzengruppe wurde diese schon nach 30 Minuten im Rennen auf diejenigen dezimiert, die ohne Defekte durchkamen und das ist auch genau die Tatsache, die ich einfach nicht begreifen kann. So etwas hat nichts mit diesem Sport zu tun und der Rennsport hat gewaltig gelitten! Es geht dabei nicht um die Tatsache, dass ich dies aus Trotz sage, weil es mich getroffen hat, denn neben mir standen unzählige Hochkaräter (unter anderem zB. der Vorjahressieger) komplett verzweifelt an der Strecke! Bei den Amateuren war es wohl noch viel schlimmer und am Ende wurden so früh im Rennen viele Träume und ein schöner Renntag absolut sinnlos kaputt gemacht. Man hätte einfach eine Strasse später abdrehen können, es hat ja genug davon in diesem Schachbrettlabxrinth!

Beim MTB ziehe ich noch immer die mechanische Schaltung allem elektrischen Zeug vor, doch beim Rennrad fahre ich nun seit fast 10 Jahren defektfrei durch die Gegend, denn die Shimano Di2 funktioniert eigentlich zu 100 %. Leider war dies heute bei mir auch nicht mehr der Fall und die Schaltung schaltete in den «Sicherheitsmodus», da das Schaltwerk komplett voll Dreck war. Das bedeutet, dass man ganz einfach nicht mehr schalten kann und es einen Reset braucht. Diesen kann man zwar beim Fahren betätigen, doch nicht unter Volllast und leider klappte es auch damit nicht. Da ich vorne zweifach habe, konnte ich immerhin zwei Gänge schalten und so schaffte ich es ans Ende der Schlammschlacht.

Es sah gut aus, denn mit mir waren zwei schnelle Fahrer und falls die Gänge wieder funktionieren würden, bleiben ja noch 300 Km, um den Schaden zur Spitze zu beheben! Leider wurde damit nichts, denn wenig später erlitt ich einen Platten am Vorderreifen. Auch dies war einfach nur Pech, denn ich hatte die Reifen ja die ganze Woche schon getestet und zur Sicherheit am Freitag noch von 40 auf 45mm gewechselt, damit ich mehr Volumen und somit mehr Spielraum habe. Platten gehören aber auch zu unserem Sport dazu und ich erleide praktisch nie welche. Es war nicht einmal in einer ruppigen Passage, sondern einfach dummer Zufall. Auch da, heute sah ich an so vielen Orten Plattfüsse, dass es wohl jeden erwischen konnte…. Bei mir gab es aber ein zusätzliches Debakel. Als ich die Patrone mit dem Adapter zuschrauben wollte; verdreckte dieser durch meine Dreck verschmierten Hände so ungünstig, dass sich die Feder nicht mehr bewegte und so ging keine Luft rein. Zwei Versuche scheiterten und einen dritten gab es nicht….. So stand ich am Ende in der Wiese und pumpte mit der Handpumpe den Reifen auf, ehe ich den Dichtungsplug setzen konnte. Dabei verstrich natürlich sehr viel Zeit und da waren ja auch noch meine Gänge. Zum Glück klappte es wenigstens damit und so konnte ich nach über 15 Minuten Stillstand weiterfahren!

Eigentlich hatte ich keine Lust mehr dazu, denn vor mir lagen wie gesagt noch 300 Kilometer und noch dazu war ich an 88 igster Stelle im absoluten Niemandsland! Alle Fahrer die ich überholte, konnten nicht mit mir mithalten und so fuhr ich doch noch etwas weiter bis zu einem breiten Fluss, den ich vom Einfahren kannte. Da setzte ich mich dann ins Wasser und putzte mein Fahrrad so, dass es wieder fahrtüchtig war. Mein Rückstand nach 2.25 Rennstunden und gerade mal 66 Km betrug bereits 28 Minuten!! Naja, immerhin fuhr ich zu zwei Fahrern auf, die gerade von der Reparatur ihrer Plattfüsse auferstanden waren und diese hatten dann doch einen guten Zug drauf. Plötzlich lief es und meine Beine waren zurück im Rennmodus.

Ab da brauche ich eigentlich nicht mehr viel erzählen, denn die folgenden 3 Rennstunden erlebte ich wohl den stärkst möglichen Konny überhaupt und die Aufholjagt ging immer weiter und mein Reifen hielt sämtlichen Belastungen stand. Nach der ersten Techzone nach 130 Km wurde unsere Gruppe dann immer grösser und einige bekannte Namen waren mit dabei. Doch diese bekamen dann je länger das Rennen dauerte immer grössere Probleme und so waren wir nach 7 Rennstunden nur noch zu dritt übrig. Die Abstände so weit vorne waren leider schon dermassen gross, dass wir ab da nur noch vereinzelt welche ein- und überholten und leider lief dann bei einem meiner Begleiter die zweite Verpflegungszone nach 260 Km nicht nach Wunsch und wir verloren ihn. Dafür war da ein weiterer Bekannter Ex Strassenprofi (Bakelants), welchen wir einholten und der hatte dann die letzten zwei Rennstunden auch noch ziemlich Dampf. So flogen wir vor dem aufkommenden Gewitter sprichwörtlich dem Ziel entgegen und den Schlussprint der Gruppe gewann ich dann am Ende noch deutlich. So wurde es schliesslich der 13te Schlussrang, mit 41 Minuten Rückstand. Dies bedeutet, dass ich während 8 Rennstunden nur 14 Minuten auf die Spitzengruppe verloren hatte, von 65 bis 200 Km fuhr ich sogar genau gleichschnell. Dies zeigt eigentlich deutlich, zu was es heute hätte reichen könnte! Doch eben, wie ist das mit dem Wort nochmal?

Vor dem Rennen hatte ich auch gesagt, dass eine top 20 Rangierung ein sehr gutes Resultat sein würde und auch der 13te Rang ist immer noch sehr gut. Doch wenn man die Gewissheit hat, dass man in Bestform mit den absoluten Weltbesten mithalten kann und es dann wegen dem Pech doch nicht klappt, dann schmerzt das. Ich habe die letzten drei Wochen extrem viel investiert und die Gewissheit, dass ich es wieder einmal alleine hingekriegt hatte, ist am Ende doch ein Aufsteller!

Nun kann ich also das Unbound von meiner To-do Liste streichen und ich kann euch auch noch etwas verraten. Auch mit der Distanz und Dauer schafft es dieses Rennen wohl gerade so knapp in die Liste  meiner Top5 der härtesten Eintagesrennen, die ich je gefahren bin! An einen Desert Dash, eine Salzkammergut Trophy, Trans Vesubienne, 36One Challenge oder gar einen Grand Raid kommt diese Belastung nicht ran!

Nun werde ich Morgen nach dem Aufstehen in einem Stück zurück nach Denver fahren und dann am Montagnachmittag zurück in die Schweiz fliegen!

Wo, wie und wann es weitergeht, das weiss ich aktuell noch nicht……