Rennberichte

Start an der Heim-Strassenschweizermeisterschaften!

Seit dem Unbound Gravel war es etwas ruhiger auf meiner Website und dies hat verschiedene Gründe…. Einerseits war ich auch ohne Renneinsätze extrem beschäftigt und andrerseits haben mich leider einmal mehr einige Dinge neben dem Sport sehr belastet. Dies führte auch dazu, dass ich am vergangenen Sonntag den eigentlich geplanten Start beim Raid Evolénard abgesagt habe. Ich war mental schlicht nicht in der Lage, ein Wettkampf zu bestreiten.

Das lange Rennen vor drei Wochen über 330 Km hatte ich glücklicherweise körperlich ziemlich gut weggesteckt, obwohl die Gesamtbelastung mit der weiten Heimreise und der erneuten Zeitverschiebung sehr gross war. Zum Glück habe ich da eine gute Lösung gefunden, denn die Zeitverschiebung kann ich verringern, wenn ich in Amerika jeweils konsequent um 8 Uhr ins Bett gehe und dann auch zwischen 4 und 5 Uhr morgens aufstehe.

Mental hatte mich das Rennen und der gesamte Trip aber doch sehr viel Energie gebraucht. Das Pech am Anfang, die Aufholjagt und das verpasste Topresultat ….. es war eine Achterbahn der Gefühle und was ich einmal mehr feststellte, war die Tatsache, dass das Sprichwort «Happiness only exist, once we share» also (Zufriedenheit-/ Glück existiert nur, wenn wir sie-/ es teilen) sehr viel an sich hat. Ich war mir bewusst, dass die ganzen Amerikareisen in dieser Saison vor allem dann sehr anstrengend würden, wenn ich alles allein mache und dies war beim Unbound genau der Fall. In Amerika habe ich sprichwörtlich bei Null angefangen, da ich bisher noch kaum Bekanntschaften mit Fahrern von der anderen Seite des «Teiches» gemacht habe und so fehlt mir eine Anlaufstelle. Ich war mir aber auch sicher, dass sich dies mit der Zeit ergeben würde und ich mich in naher Zukunft vielleicht irgendwo anschliessen könnte.

Durch den angepassten Saisonverlauf und ein paar Verschiebungen meiner Frau werde ich auch die bevorstehenden Reisen nach Amerika allein machen müssen doch per Zufall stiess ich am Tag vor dem Unbound auf eine Gruppe lokaler Profifahrer, bei welchen ich mich ab jetzt anschliessen darf. Dies vereinfacht doch einiges, denn während den 10 Tagen beim Unbound habe ich mich oftmals gefragt, ob ich das Ganze im weiteren Saisonverlauf in der Form tatsächlich auf mich nehmen und die Lifetime Serie durchziehen soll.

Dieses Jahr lief bis jetzt nicht ganz nach Wunsch und der Exploit blieb bisher zumindest resultatmässig aus und dies, obwohl ich schon oftmals Leistungsmässig in Topform gewesen wäre. In Marokko war es die Lebensmittelvergiftung, beim Sea Otter ein missglückter Start und beim Unbound warf mich ein Defekt aus dem Rennen.

Zudem war das Programm seit dem Cape Epic nicht nur physisch ganz schön viel, sondern vor allem auch die psychische Belastung extrem. Zum guten Glück wusste ich in Marokko, was auf mich zukommen würde und wie ich mich einrichten müsste, denn ansonsten wäre es vermutlich zu viel gewesen. Ich hatte mich vor allem deswegen auf die Rennen in den USA gefreut, weil es für mich Neuland bedeutet! Doch Neuland heisst auch, dass man sich überall zuerst einmal zurechtfinden muss. Wo und wie kann ich trainieren, wo schlafe ich, wie komme ich am besten dahin, wo gibt es welches Essen usw…. Klar, die Planung mache ich so gut es geht bereits zu Hause und so muss ich am Ende nur noch das ganze geplante und gebuchte Programm abklappern, doch es fordert einem trotzdem mental heraus. Daneben ist auch die Reiserei mit den überlasteten & überfüllten Flughäfen aktuell nicht ganz so entspannt wie auch schon. Vor allem beim Heimflug hatte ich mehrere Stunden Verspätung und das sind die Dinge, die zusätzliche Substanz brauchen. Am Ende muss man aber einfach alles über einen ergehen lassen, dann geht’s am einfachsten!

So kam mir das rennfreie Wochenende nach dem Unbound sehr gelegen und ich genoss das tolle Schweizer Sommerwetter bei einer gemütlichen Biketour und anschliessendem Grillabend mit Freunden. Doch leider blieb auch dieses Wochenende nicht ohne zusätzliche Action und so hatte ich bei einem Sturz extremes Glück und ausser ein paar Kratzer und ein paar gestauchten Finger blieb ich unverletzt. Der Sturz war aber vor allem ein Zeichen, dass ich aktuell nicht so ganz bei der Sache bin, denn es gibt aktuell einmal mehr einige Dinge, die mich neben dem Sport belasten.

So entschied ich mich am letzten Freitag, dass ich das geplante Rennen in Evoléne (Raid Evolénard) auslassen würde und mir noch einmal etwas Zeit zu Hause gebe, ohne Reiserei und vor allem der Möglichkeit, mich in Ruhe für die nächsten Schritte zu entscheiden. Nach meiner etwas missglückten Premiere beim Öztaler Radmarathon im vergangenen Jahr hatte ich das Rennen eigentlich auch in der aktuellen Saison fest mit eingeplant. Leider findet am selben Wochenende aber auch der dritte Lauf der Lifetime Serie in den USA statt und nach dem Unbound liege ich aktuell auf dem 3ten Zwischenrang in der Gesamtwertung. Es war also keine leichte Entscheidung und am Ende habe ich mich noch einmal etwas weiter zurückgesetzt, und zwar zu jenem Zeitpunkt, als ich mich für die Lifetime Serie beworben hatte. Ich wollte diese Serie bestreiten, weil ich darin auch die nötige Motivation sah, um meine Karriere als Berufsfahrer fortzusetzen. Das viele «Neuland» war für mich damals genau der Ansporn und daran möchte ich nun auch festhalten. Der Öztaler rennt nicht weg und ich habe ihn ja auch bereits einmal bestritten. Den «Crusher in the Tusher» in Beaver (Utah) bin ich hingegen noch nie gefahren und die Eckdaten des Gravelrennen mit 3’000 Höhenmeter und 112 Km könnten mir ebenfalls liegen. Das einzige Problem wird die Höhe sein, denn das Rennen startet auf 1’800 und endet auf 3’100 M.ü.M.!

Mein grösstes Saisonziel in diesem Jahr war und sind keine spezifischen Resultate, sondern vor allem das Abschneiden in den vorderen Rängen in der Lifetime Serie, damit ich mir in der amerikanischen Szene wie damals vor 10 Jahren in Südafrika einen Namen machen kann. Damit würden mir evtl. für die Zukunft neue Türen geöffnet und vor allem im Gravelbereich sehe ich Mittlerweilen noch ein grosses Potential für mich. Erstens ist diese Szene extrem im Aufwind und zweitens kommen mir die langen und harten Rennen dank meiner Erfahrung und Fähigkeiten extrem entgegen. Würde ich das dritte Rennen der Serie nun auslassen, so verschwindet mein Name bis zum Saisonende in den hinteren Rängen, da die Streichresultate erst am Ende angerechnet werden. Gelingt mir ein solides Rennen, so werde ich mich wohl weiter in den vorderen Rängen behaupten können und ausserdem habe ich aktuell eine gute Form und diese sollte ich auch ausnutzen. Wer weiss denn schon, wie ich Ende September und Oktober noch in der Lage bin, schnell Rad zu fahren?!

Wie ihr seht, war es keine leichte Entscheidung, denn der grösste Haken am Ganzen ist die Tatsache, dass ich statt 3 Stunden mit dem Auto nach Sölden fahre nun wieder zweimal 11 Stunden im Flugzeug sitze und nach Las Vegas fliege. Von da geht es dann nochmals 3 Stunden mit dem Auto bis nach Beaver. Ausserdem musste ich mich noch für einen Plan betreffend der Höhe entscheiden, doch über meinen endgültigen Reiseplan berichte ich dann zu einem späteren Zeitpunkt! Es ist jetzt alles entschieden, gebucht und ich freue mich auf das nächste Abenteuer in den USA!

Eine weitere Premiere gibt es für mich bereits am kommenden Sonntag, denn ich werde zum ersten Mal an einer Schweizermeisterschaft auf der Strasse teilnehmen! Diese wird in diesem Jahr von meinem Stammverein, dem RV Wetzikon organisiert und die Strecke führt praktisch an meiner Haustüre vorbei. Ich kenne jeden cm der Strecke auswendig und es wird bestimmt ein unvergessliches Erlebnis, auch wenn ich überhaupt nicht abschätzen kann, wie und wo ich am Ende abschneiden und was ich von mir erwarten kann!

Nach der SM bestreite ich dann nächste Woche den 4-tägigen Engadin Bike Giro. Dies vor allem deshalb, weil mir das Rennen sehr gefällt und ich damit auch noch eine gute Belastung in der Höhe einbauen kann. Danach geht’s dann bereits in Amerika weiter!

Wie ihr seht war doch einiges los und ich bin froh, dass ich zumindest die mentalen Hürden überwinden konnte und ich hoffe, dass ich mich jetzt die nächste Zeit wieder etwas mehr auf das Training und vor allem die Erholung fokussieren kann!

Für alle, die am kommenden Sonntagnachmittag noch eine Beschäftigung brauchen lohnt sich ein Abstecher nach Wetzikon. Um 12.45 Uhr fällt der Startschuss zur SM und besonders gut eignet sich der Bergpreis in Bäretswil fürs Zuschauen! Ich bin noch nie gegen einen Fahrer aus der World Tour auf der Strasse angetreten und freue mich extrem auf das Rennen vor dem Heimpuplikum!

FullGaz!