Rennberichte

Titan Desert Marokko, DNF. auf der 5ten Etappe.

Dass mein Rennen auf eine solche Art und Weise sein Ende nehmen würde, hatte ich nicht gedacht doch leider musste ich heute als Gesamtführender den Titan Desert in Marokko aufgeben.

Das Ganze nahm heute Mitternacht seinen Lauf, als ich nach zwei Stunden Schlaf mit Übelkeit aufwachte. Leider war ich danach bis ca. 4 Uhr Nachts wach und musste mich immer wieder übergeben. Am Ende fand ich ausgelaugt und mit leerem Bauch zwar noch kurz ein wenig Schlaf, doch als mich dann der Wecker weckte war für mich der Fall klar. Es würde in diesem Zustand unmöglich sein, die heutige Etappe mit der Spitze zu überstehen.

Allein schon die Körpersprache war eine komplett andere als noch am Vorabend, denn durch den ganzen Flüssigkeitsverlust verkrampften sich all meine Muskeln und da das ganze Abendessen irgendwo hinter einer Palme auf dem Boden lag, war auch keinerlei Energie mehr vorhanden.

Ich hörte aber schon von vielen Beispielen, dass es dann plötzlich doch irgendwie geht und so begab ich mich zum Frühstück. Ausser einer Banane brachte ich aber nichts in mich rein und anschliessend füllte ich meinen Canelback mit 2 Liter Coca Cola und stellte mich an den Start…. es ist schliesslich erst zu Ende, wenn es zu Ende ist!

Der Start war dann sehr schnell, doch irgendwie ging es und so erreichte ich mit der Spitzengruppe die Sanddünen. Da fing dann das Katz & Mausspiel mit der Navigation an und alle nahmen eine andere Linie. Ich schaffte es nicht, das Hinterrad von Herrero zu halten und so fand ich mich danach alleine im Nirgendwo. Vorne hatten sich drei Fahrer abgesetzt (unter anderem Bou) und dahinter fuhren Munoz & Herrero gemeinsam den drei Spitzenfahrer hinterher. Eine Weile fuhr ich alleine durch die Steinlandschaft, doch plötzlich hatte ich Munoz und kurze Zeit später auch Herrero wieder eingeholt, da wohl beide einen Defekt erlitten. Nach dem Zusammenschluss attackierten sie mich dann leider auch gleich wieder mehrere Male und da war es um mich geschehen.

Nach 1.5 Rennstunden waren meine letzten Speicher aufgebraucht und auch das Cola nützte nichts mehr. Im Gegenteil, als ich die beiden ziehen lassen musste, musste ich mich abermals übergeben. Ich fühlte mich wie ein angenockter Boxer im Ring, nur dass ich nicht einfach in die Garderobe unter die Dusche laufen konnte. Ich befand mich mitten in einer Wüste Marokkos an der Grenze zu Algerien!

Ich schaffte es noch irgendwie zum nächsten Wasserpunkt, doch da war Schluss. Die Sanitäterin vor Ort verabreichte mir eine erste Infusion, ehe ich mit dem Auto zurück ins Camp gebracht wurde. Da gab es drei weitere Infusionen, ehe ich wieder irgendwie im Stande war, aufrecht und mit klaren Gedanken zu gehen.

Soviel zum Ausgang meines Rennens und nach einer Massage (mein Körper war wie ein Klumpen Eisen), konnte ich 24 Stunden nach meiner letzten Mahlzeit wieder etwas essen. Was genau die Ursache für meinen Zustand ist werde ich wohl nicht herausfinden, denn neben mir ging es heute Vera auch nicht gut und zwei weitere Teamkollegen (mit denen wir stets am selben Tisch gegessen haben), erlitt dasselbe Schicksal. Einen Sonnenstich schliesse ich deswegen beinahe aus, zumal ich bisher noch nie Probleme mit der Hitze und Sonne hatte. Es kann also auch vom Essen kommen, oder einfach Erschöpfung… doch bisher hatte ich mich ja wirklich extrem gut und stark gefühlt….

Ich trauere meiner Aufgabe aber auch nicht weiter hinterher, denn es ist wie es ist und gegen so etwas gibt es ganz einfach kein Wundermittel. Nach einem Sturz kann man allfällige Schmerzen aushalten und Verletzungen verbinden doch bei ausbleibendem Brennstoff funktioniert selbst der beste und stärkste Motor nicht mehr….

Bei meiner Entscheidung zur Aufgabe habe ich vor allem auch an meinen weiteren Saisonverlauf und meine Gesundheit gedacht, denn wäre ich heute in meinem Zustand weiter gefahren, dann hätte ich meine Saison ziemlich sicher begraben können! Aktuell geht es mir ein bisschen besser, doch von gut bin ich noch weit entfernt. Ich hoffe vor allem, dass ich diese Nacht einfach einmal richtig gut schlafen kann. Morgen ist das Rennen sowieso vorbei und am Samstag geht es bereits zurück nach Barcelona, ehe wir am Sonntag Morgen in die Schweiz zurückkehren.

Naja, am Ende war ich doch lange Zeit Teil der Show und ich bin froh, konnte ich während vier Tagen eine gute Leistung abrufen. Jetzt hat’s mich halt einmal auf diese Art und Weise erwischt…