Rennberichte

Brutale 4te Etappe beim Titan Desert Marokko! Gesamtführung gehalten!

Phuu, das war ne ganz harte Nummer heute! Mit fast 130 Km stand die längste Etappe auf dem Programm und dazu herrschten Temperaturen von über 40 Grad! Ich erwischte zum Glück einen sehr guten Tag und auch die Nacht auf dem Teppich war eigentlich ganz ok.

Heute war das Tempo zum Glück von Beginn weg hoch und es wurde auch nie gebummelt. Wahrscheinlich hatten alle Angst vor der Länge und vor allem der Dauer und je schneller, desto kürzer!

Nach ca. 40 Km kam die erste Schlüsselstelle mit viel losem Sand und da wurde die noch grosse Spitzengruppe gesprengt. Betalu schlängelte sich am besten durch den sandigen Anstieg und dahinter konnten nur Herrero und ich folgen. Gemeinsam fuhren wir weiter, doch Herrero fuhr erwartungsgemäß keine Ablösung, da er auf seinen Helfer Bou warten wollte. Immerhin hatte Betalu Interesse, denn falls wir Bou genügend Zeit abnehmen würden, wäre er Gesamtdritter.

Für mich wäre das auch ganz gut, denn da Bou nur eine knappe halbe Minute hinter mir lag, wäre er mit mehr Abstand kein Thema mehr und das Cannondale Team hätte seinen Joker verspielt. Vor uns lagen aber noch 90 Km und so zogen wir nicht durch. So kam es, dass Zubeldia mit den beiden Cannondale (Bou und auch Munoz) wieder aufschlossen. Heute gab es eine Möglichkeit von einem Shortcut, doch dieser führte durch kleine Sanddünen und war somit riskant. Plötzlich bogen Bou & Munoz hinter mir von der Strecke ab, während Betalu & Herrero weiter auf dem sandigen Jeeptrack blieben. Jetzt hatte ich genau die Kacksituation, die ich bei diesem Rennen hasse!

Bei der nächsten Gelegenheit bog ich dann auch ab und setzte Bou & Munoz nach, doch ich schaffte den Anschluß nicht und kurze Zeit später klebten auch Herrero & Betalu wieder an meinem Hinterrad. Jetzt fuhr ich meine eigene Linie, indem ich wie schon oft an diesem Rennen einfach mit der direktesten Linie auf den nächsten Checkpoint zusteuerte. Dies war natürlich riskant, denn ohne Strecke durch die ganzen Steinfelder zu fahren, bringt viel Risiko mit sich. Am Ende war ich dann aber tatsächlich kurz vor Bou beim Checkpoint und Munoz hatte den Anschluss zum Glück verloren. Somit waren wir wieder zu fünft unterwegs, denn auch Zubeldia war weiterhin bei uns, dazu Betalu und die beiden Cannondale Fahrer.

Eine Weile passierte nichts, doch dann kam nach ca. 70 Km eine weitere kräftezehrende Sandpassage und da verloren Bou & Zubeldia abermals den Anschluss. Diesmal wollten Betalu und ich den Zusammenschluss verhindern und so gab es anschliessend ein 2 Mann Zeitfahren über die verbleibenden 60 Km! Herrero spielte wie immer den Joker mit dem vlt. aufschliessenden Bou und fuhr keine einzige Ablösung. Ich hätte ebenfalls die „tote Maus“ spielen können, doch die guten Beine und eben die Tatsache, dass ich somit einen „Gegner“ weniger haben würde, bewogen mich zur Führungsarbeit. Als Gegenzug verzichtete Herrero auf einen Sprint und somit hatte ich das Leadertrikot auf Nummer sicher, für Betalu gab es den Etappensieg, dafür fuhr er die letzten paar Km diskussionslos im Wind an der Spitze. Solche Tage braucht es manchmal auch und am Ende waren wir alle happy mit dem Ausgang der Etappe und vor allem einfach nur froh, dass wir diesen Tag geschafft haben.

So wie es aussieht kommt es Morgen zum grossen Schlagabtausch bei der Navigationsetappe! Die ersten 48 Km sind gegeben, danach folgen 30 Km Selbstnavigation, ehe die letzten 20 wieder gegeben sind. Ich habe zwei Optionen, entweder lasse ich es auf einen Sprint ankommen und bleibe stets am Hinterrad von Herrero oder ich muss eine Distanz und Vorentscheidung herbeiführen. Es sind beide Varianten mit Risiko verbunden und am Ende muss ich zuerst einmal schauen, wie gut meine Beine drehen, damit ich die Taktik wählen kann. Ich hoffe, dass ich auch Morgen die richtigen Entscheidungen treffen werde! Auch wenn ich in diesem Jahr aktuell mit 1 Sekunde in Führung liege, so ist die ganze Situation einmal mehr extrem stressig. Am Ende werde ich aber mit jedem Ausgang des Rennens leben können, denn der Titan Desert ist und bleibt eine Art Loterie!