Eigentlich hätte ich die letzten Tage und meine erste Reise in Amerika geniessen und mich vollends auf das erste grosse Rennen der Lifetime Grand Prix Series konzentrieren wollen……
Nach der Anreise vor 10 Tagen verbrachten Vera und ich die ersten zwei Nächte in San Francisco, damit wir uns etwas mit dem Jetlag (9 Std.!!) auseinandersetzen und uns sortieren konnten. Zum Glück klappte alles bestens mit dem Gepäck und auch dem Mietauto und wenn schon in dieser Stadt, dann war natürlich die Strecke der ersten Trainingsfahrt gegeben! Die Fahrt über die Golden Gate Brücke mit Blick auf Alcatraz liessen wir uns selbstverständlich nicht nehmen und auch zwei-/ drei kleine Anstiege zu den Aussichtspunkten über diese sehr schöne Stadt hatten sich ausgezahlt.
Am Donnerstag reisten wir dann auf dem berüchtigten Highway Nr. 1 weiter nach Santa Cruz. Die Ortschaft gilt ja nicht nur bei Surfern als der ultimative Hotspot, sondern auch bei Skateboardern oder Mountainbiker, zumal auch die Fahrradmarke «Santa Cruz» aus der Gegend stammt. Wir verbrachten drei Nächte in der tollen Ortschaft und erhielten einen Einblick, wieso es auch bei Mountainbikern so beliebt ist. Das Trail Netzwerk im Hinterland ist unglaublich und auch die Gegend generell wunderschön! Einzig die Spuren der starken Unwetter der Vorwochen waren noch deutlich zu sehen und einige Trails von umgestürzten Bäumen regelrecht entstellt. Nur die Temperaturen waren überraschenderweise nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt hatten und so gab es für uns oder vor allem mich als «Warmduscher» keine Surfeinheit im kalten Meer!
Am vergangenen Sonntag reisten wir dann weiter nach Monterey, wo wir nun die ganze Woche bei einer Gastfamilie herzlich aufgenommen wurden. Da wir praktisch neben der Rennstrecke und dem Messegelände wohnen, konnten wir die Strecke mehrmals besichtigen und diese gefällt mir ausgezeichnet gut. Nach dem breiten Start auf der Autorennbahn von Laguna Seca geht es in einen sich über 8 Km schlängelnden Singletrail mit stetigem Auf- und Ab, ehe es danach ein wenig offener wird. Der Start ist somit rennentscheidend und ich hoffe, dass ich mich gut positionieren kann. Der restliche Teil der über 56 Km und 1’300 Höhenmeter führenden Runde (wir werden 2 Runden fahren) ist ebenfalls ein permanentes Auf- und Ab und somit hat das Rennen eher Cross-Country Charakter. Nach der Pause nach dem Cape Epic hatte ich in den letzten zwei Wochen das Training etwas umgestellt und eigentlich bin ich mit dem aktuellen Körper-Gefühl ganz zufrieden. Eine Einschätzung oder anzustrebende Rangierung ist für mich aktuell unmöglich, da ich das Level hier überhaupt nicht kenne und so muss oder werde ich das Rennen einfach so auf mich zukommen lassen.
Neben dem Rennen ist natürlich auch die Expo der Sea Otter Classic ein Highlight. Während 4 Tagen gibt es hier so wirklich jeden vorstellbaren Artikel oder jede beliebige Fahrradmarke auf der Welt zu begutachten und nebenbei finden noch alle Art von Rennen statt. Eindrücklicher als die Messe der Fahrräder ist für mich beinahe der Campingplatz. Während wir in Europa mit dem Wohnmobil meiner Eltern jeweils zu der grösseren Sorte gehören, wären wir hier der Micky Mouse! Aber dass in Amerika die Autos, Pickups oder eigentlich so ziemlich alles etwas grösser ist als bei uns, das habe ich in den letzten Tagen schon lange festgestellt!
Wie ihr seht, hatte ich eigentlich eine gute Zeit und ich freue mich auch extrem auf das bevorstehende Rennen. Doch leider plagt mich seit einiger Zeit die Tatsache, dass sich mein bisheriger und eigentlich zusagender finanzieller Hauptsponsor bisher ohne Kommunikation oder Begründung zurückgezogen hat. Es ist in erster Linie die abstossende und unanständige Art und Weise wie mit mir umgegangen wird, die mich extrem beschäftigt und vor allem stehe ich ganz ehrlich auch vor der Frage, wie es mit mir in dieser Saison weitergehen soll.
Aktuell bin ich nämlich konkret auf der Suche nach einem oder mehreren neuen finanzieller Sponsoren, damit ich vor allem mein USA Projekt aufrechterhalten und die Saison wie geplant fortsetzen kann.
Ich möchte hier nicht jammern, sondern ganz ehrlich mein Standpunkt äussern, damit ihr vlt. auch einmal einen Einblick in meinen Alltag als Selbstständiger «Privatfahrer» bekommt…
Eigentlich habe ich mich schon nach dem Abschluss meiner Berufslehre auf den Weg in die Selbstständigkeit begeben, als ich im Anschluss den Sprung zum Berufsradfahrer vollzogen hatte. In den ersten zwei Jahren beim Stöckli Pro Team hatte ich durch die professionelle Struktur eine mehr oder weniger feste Vorgabe, welche Rennen ich bestreiten sollte. In den Folgejahren beim Wheeler & BiXS Pro Team hatte ich neben den Schweizer Rennen dann praktisch freie Wahl und somit lagen die Entscheidungen stets bei mir, was ich das Jahr über so alles fahren wollte. Beim Spanischen BUFF-Scott Team waren die Vorgaben dann wieder etwas mehr gegeben und manchmal ist eine vorgegebene Struktur etwas leichter, da einem die ganzen Entscheidungen abgenommen werden. Trotzdem, neben dem Training und der Materialpflege organisierte ich bereits bei den Teams fahrend praktisch alles mit dazu (Hotelbuchungen, Rennanmeldungen, Reiseplanungen usw.), denn beim BiXS Pro Team war ich die letzten drei Jahre speziell dafür verantwortlich.
In einem Team zu fahren, bedeutete aber vor allem, dass die Sponsorensuche und Materialwahl geregelt war. Ich erhielt mein Gehalt, meine Prämien für gewisse Rennen und das Equipment wurde alles gestellt. Somit brauchte ich mich «als Angestellter» um nicht viel zu kümmern und ich hatte in meiner Karriere bisher immer das Glück, dass mir versprochene und abgemachte Verträge eingehalten wurden. Mir wurden auch jene Werte der Ehrlichkeit in meiner Erziehung mit auf den Weg gegeben und dafür bin ich noch immer sehr dankbar.
Als ich mich auf 2021 hin zum Privatfahrer machte, da lag auf einmal Alles bei mir. Wie gesagt war ich das organisatorische bereits gewohnt, doch ab da lag auch die Zusammenstellung meines gesamten Budgets auf meinen Schultern. Dazu habe ich seither Individualverträge mit diversen Ausrüstern (Schuhe, Helme & Brillen, Kleidung, Nutrition, Material) und natürlich Geldgebern. Leider gibt es im Mountainbikesport keine Mindestgehälter wie auf der Strasse (Pro-Tour) und somit sind die Löhne in der Szene extrem unterschiedlich. Ich persönlich habe mir einmal einen «Mindestlohn» festgelegt und dazu kämen auch noch die ganzen Auslagen, welche bei mir als Einzelunternehmen natürlich mit im Jahresbudget inbegriffen sind. Die Verträge in der Szene sind leider «top-secret», doch ihr könnt mir glauben, wir sprechen hier in den allermeisten Fällen von sehr kleinen Beträgen, denn in unserem Sport gibt es auch keine nennenswerten Preisgelder (ja, CS -CEO hätte man sein müssen) ….
Die Aufgleisung der Sponsorensuche läuft logischerweise bereits lange im Voraus und ich bin leider sehr schlecht damit, da ich niemanden gerne für Geld frage. Doch in meinem Fall gehört es halt einfach mit dazu und als ich im letzten Jahr mein Budget zusammen hatte, da freute ich mich auf die bevorstehende Saison. Ich kreierte neue Trikots, da es ja mit Rose Bikes was zumindest das Material angeht eine wesentliche Veränderung gab. Die neue Trikotfarbe wechselte ich von Schwarz-Blau zu Schwarz-Weiss, denn so passen die verschiedenen Fahrräder (Farben) besser zu den Trikots. Es hätte also alles gepasst und die neuen Trikots sind ebenfalls bei mir eingetroffen.
Mit der Serie in den USA ergab sich zwar eine unglaublich schöne Möglichkeit von neuen Rennen und eine grosse Plattform, doch die ganze Angelegenheit brachte nicht nur organisatorisch so Einiges mit sich, auch der finanzielle Aspekt wuchs beträchtlich. In Namibia und Südafrika sowie in Europa ist es für mich- / uns einfach, denn da haben wir eine Basis und ein Setup, auf welches ich zurückgreifen kann (Wohnungen, Autos, Wohnmobil etc.) doch in Amerika starte ich praktisch beim Nullpunkt.
Obschon die Möglichkeit in Amerika erst im letzten Moment des Jahres kam und ich mein Budget bereits gemacht hatte, passte es so für mich. Die Zusage meines bisherigen Hauptsponsors war mir «gewiss» und leider kam nun doch alles anders. Aus mir unbekannten und auch bis dato mir nicht kommunizierten Gründen wurde die Zusammenarbeit einseitig beendet. Somit stehe ich aktuell ohne Hauptsponsor da und die gesamte Saison hängt ein wenig in der Luft. Ich schreibe dies hier, weil es mich bereits seit einigen Wochen belastet, denn wie gesagt befand ich mich in meiner Karriere und auch generell noch nie in einer solch unangenehmen Situation. Wenn es mit meinen bisherigen Resultaten und Karriereverlauf kaum noch für «Brot & Wasser» reicht, dann bin ich einfach definitiv langsam aber sicher zu alt und vor allem nicht mehr bereit dafür …..
Bis und mit dem Titan Desert in Marokko von nächster Woche habe ich nun noch feste Verpflichtungen und bis dahin versuche ich mich jetzt auch, vollends auf den Sport zu konzentrieren und die andere Sache auszublenden. Ob es somit bei meiner einzigen Amerikareise bleiben wird, werden wir danach sehen…..