Rennberichte

7. Etappe Cape Epic, done deal, Rang 19

Zuerst einmal möchte ich mich für die etwas kurz gehaltene und enttäuschende Berichterstattung meinerseits entschuldigen. Ich hatte ganz einfach keine Zeit und keine Energie…. dafür gibts nun eine etwas längere Geschicht! Viel Spass beim Lesen!

Schon krass, die Zieleinfahrt bei der finalen Etappe des Cape Epic’s beschert mir jedes Mal Gänsehaut, denn eine solche Zuschauerkulisse ist für uns Marathonfahrer etwas Ungewohntes! Dazu vergisst man beim Überqueren der Ziellinie in einem Schlag die gesamten Strapazen der letzten 8 Tage und gerade die diesjährige Austragung brachte mit den herrschenden Wetterverhältnisse nicht nur das Material, sondern auch die mentale Leidensbereitschaft oftmals an seine Grenzen. Obschon für mich einmal mehr kein zufriedenstellendes Ergebnis heraussprang, so war ich am Ende mit mir im Reinen und auch keineswegs enttäuscht. Es ist schliesslich eine Weile her, seit ich das letzte Mal das Ziel erreicht habe (2017) und deshalb ist bereits diese Tatsache ein Erfolg für mich …..

Die finale Etappe hatte es mit 78 Km und knapp 2’000 Hm noch einmal in sich, doch zum guten Glück zeigte sich das Wetter endlich von der besseren Seite und so fiel bereits das Aufstehen wesentlich leichter als die beiden Tage zuvor. Ja, ich freute mich sogar richtig auf das Finale, auch wenn ich mir bewusst war, dass es für keinen Exploit mehr reichen würde.

Da an der Spitze noch ganze drei Teams für den Gesamtsieg in Frage kamen, war der Start wie jeden Tag sehr schnell und wir konnten dem Tempo erwartungsgemäss nicht folgen. So fuhren wir auch die letzte Etappe mehrheitlich unseren eigenen Rhythmus und hatten zum Glück lange Zeit Begleitung, wodurch doch nochmals etwas Rennatmosphäre aufkam.

Grosse Namen der Szene hatten gegen Ende des Rennens ebenfalls «Motorschaden» und so schafften wir es sogar noch einmal in die Top 20. In der Endabrechnung resultierte ein 19ter Schlussrang, doch dieser spielte schon lange keine Rolle mehr und wir waren wohl beide einfach nur froh, dass das Rennen vorbei war.

Meine Vorbereitung für das Cape Epic war diesmal mit der «last minute Aktion» natürlich alles andere als optimal und trotzdem stimmt mich einiges nachdenklich, was meine Verfassung betrifft. Ich hatte in meinem Vorbericht bereits erwähnt, dass ich mich in der letzten Zeit nie richtig gut gefühlt hatte und mein Gefühl bestätigte sich bereits nach der zweiten Etappe. Es fühlte sich an, als würde ich mich kein bisschen erholen und einmal mehr kamen mentale Hürden mit unglücklichen Defekten hinzu. Dazu das miserable Wetter der letzten zwei Tage und trotzdem müsste ich zu wesentlich mehr in der Lage sein.

Obschon ich Frans bislang nicht sehr gut kannte und unsere Betreuer (Manuel Pliem’s Eltern) sogar gar nicht, hatten wir trotz des ausbleibenden Erfolges eine gute Zeit zusammen. Frans akzeptierte meine Situation und auch wenn es für ihn oftmals etwas frustrierend war, zeigte er sich geduldig. Dies zeigt auch von seiner Seite aus Grösse, denn ich war schon oft genug in seiner Situation und konnte wesentlich schlechter damit umgehen!

Ich möchte mich deshalb an dieser Stelle ganz herzlich bei Frans und auch dem gesamten Team (Manuels Eltern und unserer Masseurin Natasha) für ihren Einsatz bedanken!  Der Dank gilt natürlich auch Manuel Pliem und dem Team Pure HUMANPWR für die mir gegebene Möglichkeit, das Cape Epic zu bestreiten!

Mein Abschneiden spielte spätestens nach der Zieleinfahrt meiner Frau keine Rolle mehr, denn mit dem Gesamtsieg feierte Vera mit ihrer Partnerin Kim den grössten Erfolg ihrer bisherigen Karriere und die Emotionen überschlugen sich! Wahnsinn!  

Ich hatte schon oft gesagt, dass ich das Cape Epic nicht mehr bestreiten möchte und trotzdem bin ich froh, dass ich es nun doch noch einmal gefahren bin und es sogar ins Ziel geschafft habe. Somit konnte ich nun auf eine Art «Frieden» schliessen und das Kapitel Cape Epic damit endgültig beenden. Als ich vor mehr als 10 Jahren das erste Mal bei diesem Rennen teilnahm, da kam ich mit den Gegebenheiten besser zurecht und dies obschon ich nunmehr viele Jahre in dieser Gegend trainierte und das Terrain eigentlich bestens kenne. Doch die Charakteristik und die Art und Weise wie das Rennen gefahren wird, hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Wer die diesjährige Rangliste anschaut stellt bestimmt fest, dass auf dem Podest kaum ein Marathonfahrer (nur Matt Beers) vertreten war. Früher waren die Etappen zum Teil noch länger, doch das Rennen wurde oftmals verhalten gestartet und wurde dann immer schneller. Es gab auch viel weniger Singletrails und die heutigen Etappen führen zum Teil fast ausschliesslich über solche. Das macht zwar Spass, doch wenn man sich am Anfang nicht ganz vorne platzieren kann, ist man den ganzen Tag im Hintertreffen. Schnelle Starts sind im Cross Country essentiell und somit sind die Spezialisten der Szene natürlich im Vorteil. Dazu führen die Strecken dann oftmals kurz nach dem Start in Engstellen und die Positionskämpfe sind extrem. Früher legten wir die ersten 20 bis 30 km auf breiten Kiesstrassen zurück und natürlich sind die heutigen Strecken attraktiver, doch sie fordern einen ganz anderen Fahrstil.

Ist man dann erst einmal im Singletrail drin, dann kommt das permanente on-/off sprich Vollgas beschleunigen, vor der Kurve abbremsen und dann gleich wieder Vollgas beschleunigen zum Tragen. Selbst die Anstiege sind mehrheitlich auf Trails und die unzähligen Switchbacks verunmöglichen ein Rhythmusfahren. Meine Analyse besteht darin, dass die Cross Countryfahrer diese Leistungsspitzen besser verkraften, da sie es gewohnt sind. Die Stärken der Marathonfahrer kommen gar nie zum Tragen, denn bis der Diesel einmal anspringt, wurde er durch die hohe Intensität vom Start weg bereits beschädigt. Stecken die Cross Countryfahrer diese Spitzen täglich nur schon ein paar % besser weg, bauen sie weniger schnell ab und so wird die Differenz nach ein paar Tagen natürlich immer grösser. Dies ist meine Erklärung, wieso gerade dieses Jahr so viele sonst so starke Marathonfahrer Mühe hatten.

Ich gehöre natürlich auch zu der «Sorte der Geschlagenen» und ich denke, dass mich die erste Rennstunde der zweiten Etappe «gekillt» hat. Ohne Topform steckt man solche Renntage ganz einfach nicht so einfach weg und ohne Ruhetag ist es unmöglich, sich davon zu erholen. Das Problem ist ja auch, dass man eine 100 km lange Epic-Etappe nicht als «Ruhetag» fahren kann. Die ruppigen Trails und Anstiege sind dann schon etwas anderes für die Beine als eine lockere Runde um den Pfäffikersee……

Wie gesagt hat sich vieles geändert und ich müsste meinen «Fahrertyp» wie auch viele meiner Berufskollegen aus dem Marathonbereich für dieses Rennen extrem verändern. Ob es gelingen würde, daran zweifle ich und genau deshalb habe ich nun das Kapitel Cape Epic auf Profiniveau für mich abgeschlossen.

Nun heisst es für uns am Montag, alles zu packen, alles zu putzen (Haus, Bikes, Kleider) und dann werden wir am Dienstag mit dem Auto die erste Hälfte zurück nach Namibia fahren. Am Mittwoch dann die zweite Hälfte und am Samstagabend geht es zurück in die Schweiz! Neben der Erholung werde ich mich auch noch untersuchen lassen, damit ich allfällige Infekte ausschliessen kann. Es wäre schön, wenn ich dann doch wieder einmal den mir bekannten Konny-Körper antreffen würde!

Bis bald!