Wir haben es geschafft, nach 5 Wochen «on the road» sind wir am letzten Dienstag an unserer «final destination» in Almeria angekommen. Es liegt eine unglaublich intensive Zeit hinter uns, in der wir im Schnitt alle 4 Tage an einem neuen, unbekannten Ort waren und nun bleibt uns noch ein Tag Zeit, bevor wir Morgen Freitag bei unserem letzten geplanten Rennen in Europa in diesem Jahr starten werden. Der Titan Desert Almeria ist praktisch der «kleine Bruder» des Titan Desert Marokkos und wird logischerweise vom selben Veranstalter ausgetragen. Almeria liegt übrigens ganz im Süden von Spanien, inmitten der einzigen Wüste Europas.
Für alle diejenigen, die sich noch über mein Abschneiden beim Catalunya Bike Race gefragt haben, ich habe das Rennen am letzten Wochenende nicht beendet und bin nach der ersten Etappe ausgestiegen. Nach der WM hatte ich mich bereits sehr schlecht erholt und dazu eine leichte Erkältung eingefangen. Diese brach zwar nie so richtig aus, doch irgendwie war da etwas im Körper drin. Bei der Sea Otter Classic in Girona machte sich dann auch noch die muskuläre Überlastung deutlich bemerkbar und so machte ein weiteres Rennen absolut keinen Sinn, zumal ich auch mit den extremen Temperaturunterschieden (es war unter 10 Grad!!) überhaupt nicht zu recht kam. Meiner Frau lief es aber erfreulicherweise sehr gut und sie konnte das Rennen nach 3 Etappen für sich entscheiden!
Was ist seit meinem letzten Blog passiert?
Nachdem wir während des Sea Otter’s 4 Nächte in Girona verbrachten, reisten wir mit Vera’s Familie noch 3 Nächte in die Berge ins Val Nuria. Eigentlich gibt es dort oben auf 2’000 Meter ausser einem Hotel und einem kleinen Skigebiet nicht viel mehr und man kommt von Queralbs aus nur mit einer Zahnradbahn hinauf. Ich versuchte es allerdings mit dem Bike, doch dies bereute ich dann vor allem im letzten Abschnitt und es halfen auch die besten Fahrkünste nichts mehr. Fahrradfahren war also Fehlanzeige und so gab es halt zur Abwechslung einen Wandertag und dieser hatte sich dann vollends gelohnt (auch wenn ich Wandern überhaupt nicht mag), denn die Aussicht auf dem Puigmal (2’909 M.ü.M) war schlicht genial! Am Mittwoch vor einer Woche trennten sich dann die Wege von Vera’s Eltern und ihrem Bruder und während sie nach Barcelona reisten, war für uns Puigcerdà das nächste Zwischenziel! Die Abfahrt von Nuria nach Queralbs bewältigte ich dann logischerweise wieder mit dem Bike und diese war dann ein kleines Highlight und nichts für schwache Nerven! Von Queralbs fuhr ich anschliessend via Col de la Creueta nach Puigcerdà. Die Gegend in dieser Ecke gefällt mir unglaublich gut und ich könnte jedem Fahrradenthusiast einen Abstecher dahin (bis runter nach Perpignan) empfehlen! Wir waren ja bereits nach dem Mont Ventoux für zwei Trainingstage etwas weiter unten und auf der anderen Seite des Bergmassives unterwegs und die Vielzahl der Möglichkeiten sind einfach genial! Dazu gibt es auf der französischen Seite die besten Baguettes der Welt, haha!
Ganz ums Lachen war es mir dann leider nicht, denn wie schon erwähnt gab es einen regelrechten Temperatursturz und so war der Puigmal nur zwei Tage nachdem wir auf dem Gipfel waren Schnee bedeckt!! Dies versprach gar nichts Gutes für mich und dementsprechend harzig verlief das nächste Training. Mein Körper reagiert einfach äusserst sensibel auf die Kälte und obschon ich mich zwar warm anziehen kann, ist das Körpergefühl jeweils sehr komisch. So gab es für mich nach nur einem Renntag zwei schöne Trainingstage, denn (nach dem Swiss Epic) brauchte ich nicht noch einmal ein Rennen als Training zu fahren!
Die letzte Anlaufstelle war nun also Almeria, doch die Fahrt von Puigcerdà hierher wäre mit 9 Std. am Stück extrem lang gewesen. So legten wir am Montag die erste Teilstrecke bis nach Alicante zurück und den Rest fuhren wir dann am Dienstagmorgen. Der Prolog (Freitag) und die erste Etappe (Samstag) werden von hier aus (El Toyo) ausgetragen und wir zogen auch gleich ins Austragungshotel ein. Ein riesiger Komplex (Barcelo Gabo de Gata), bei welchem wir nun noch ein wenig «Urlaubsgefühle» weckten. Doch so sehr ich die riesige Poolanlage auch schätze, die kleinen Airbnb’s und das selbst gemachte Müsli mit frischem Obst vom Laden an der Ecke werde ich wohl stets dem Massentourismus und dem Buffet mit 1000 Sachen vorziehen! Immerhin ist die Touristensaison vorbei und so muss ich nicht bereits um 8 Uhr morgens mein Platz am Pool mit dem Handtuch reservieren und auch die nervige Bingo-Spiel Musik entfällt mangels Teilnehmer gänzlich……
Gestern Mittwoch erkundeten wir dann die Gegend beim ersten Training etwas genauer und stellten fest, dass sich die Vegetation und Landschaft sehr an Südafrika und auch Teilen von Namibia ähneln! Leider ähnelt auch der ganze Müll am Strassenrand und die teilweise «Township» ähnlichen Häuser an Afrika und zeigt deutlich auf, dass diese Gegend sich nicht nur landschaftlich, sondern auch finanziell stark vom Norden Spaniens unterscheidet! Dafür weiss ich jetzt, woher die ganzen Citrusfrüchte und der Grossteil des Gemüses bei uns herkommt! Die Gegend ist vollgepackt mit Gewächshäusern und Plantagen!
Die Temperaturen mit knapp unter 30 Grad waren dann zum Glück auch wieder in meinem «Wohlfühlbereich» und so war mein Gefühl auf dem Rad wieder sehr viel besser und auch die laufende Nase ist vollends abgeklungen! Die Zuversicht auf einen versöhnlichen Saisonabschluss in Europa ist also wieder deutlich grösser als noch vor einer Woche und ich freue mich nun extrem auf das bevorstehende Rennen!
Die Saison ist nun doch schon sehr lange und dauert bereits seit dem Tankwa Trek Anfang Februar! Es war bislang eine regelrechte Achterbahn der Gefühle, denn nach dem anfänglichen Tiefpunkt beim Cape Epic folgten die Höhepunkte in Marokko und Juni-/ Juli. Danach kam der erneute «Fall» im August und den September verbrachte ich nun vor allem mit Umherziehen. Ich habe sehr viel von meinem Körper verlangt in diesem Jahr und habe auf vielen «Hochzeiten» getanzt, indem ich sehr viele verschiedene Dinge ausprobiert und gefahren bin. Die ganzen Wechsel sind zwar extrem cool, doch sie fordern auch mental sehr viel Energie und die Schwierigkeit besteht vor allem darin, die so entscheidende Struktur und Rhythmus beizubehalten. Zum Glück sind die Trainings in Europa nie ein Problem, da man praktisch an jedem Ort direkt hinter dem Haus mit dem Training starten kann, da es ausreichend Optionen an Strassen oder Trails gibt und man diese auch ohne Probleme fahren kann. In Ländern wie zB. Neuseeland, Australien aber auch Südafrika oder Namibia ist dies sehr viel mühsamer, da es zum einen nicht so viele Strassen gibt und man zum anderen zum Mountainbiken oftmals die Bikeparks oder Farmen aufsuchen muss. Sprich man verliert erneut Zeit und kann so nur schlecht jeden Tag weiterziehen.
Neben dem Training ist man als Profisportler vor allem eines, ein «Jäger & Sammler» was das Essen anbelangt. Doch gutes Essen braucht Zeit (Einkaufen, Zubereiten usw.) und dies kommt neben dem Reisen natürlich stets auch noch dazu. Dazu die ganze Erholung, sprich das tägliche Stretching, Yoga, Massage und dann auch noch die Technische Wartung des Materials. Eine erfolgreiche Saison durch zuziehen braucht also nicht nur die trainingstechnischen Mittel, sondern vor allem sehr viel Disziplin in der Erholung, damit man die körperlichen Probleme möglichst vermeiden kann. Ich denke meine Frau und ich haben im letzten Monat extrem viel geleistet und das Ganze relativ gut gemeistert!
Der Titan Almeria bildet zwar der Abschluss unserer Europareise (die Heimreise ist dann auch noch sehr lange), doch für uns geht es dann sehr bald weiter nach Namibia und Südafrika. Dort kennen wir uns dann aber wieder sehr gut aus, wissen uns genau wie und wo zu bewegen und haben auch die nötige Infrastruktur, ohne ständig improvisieren zu müssen!
Ich hoffe, dass meine Energiereserven auch beim Saisonende für tägliche Berichte reichen und falls nicht, dann nehmt es mir bitte nicht übel! Bei der 18-stündigen Heimreise hätte ich dann bestimmt Zeit genug für einen ausführlichen Nachbericht! Alle Infos zum Rennen findet ihr auf den Social Media Kanälen (Instagram) oder auf der Website unter:
www.titandesertalmeria.com
Vamos!