Rennberichte

Intensive zweite Etappe beim Skoda Titan Desert Almeria. Leadertrikot verteidigt!

Nicht nur die Charakteristik der zweiten Etappe war wie gestern angedeutet eine wesentlich andere als die Erste, auch die Ausgangslage und der Verlauf der gesamten Etappe brachte ein komplett anderes Rennen!

Mit einem Leadertrikot am Start zu stehen ist auf der einen Seite extrem motivierend, doch auf der anderen kann man damit nur noch „verlieren“. Mental kann das sehr viel ausmachen und genau dies macht ein Etappenrennen so interessant.

Gestern war ich ehrlich gesagt etwas überrascht über die Abstände im Ziel, doch meine Einschätzung, dass die Etappe geprägt vom starken Wind und den sich ergebenen Gruppierungen sehr schwer zu intepretieren war, trügte nicht. Genau darauf musste ich mich heute mental gefasst machen, denn es gibt Fahrertypen, denen liegt flaches Gelände mehr und dann gibt es halt auch die Bergziegen. Wobei das flache Gelände hier ja dann doch wieder die Herausforderung des losen Untergrundes mit sich bringt und am Ende braucht es einfach ein bisschen von allem. Viel Hubraum, Technik und eine gute Übersicht.

Der Start war heute von Beginn weg sehr zügig, denn die ersten 25 Km waren eher coupiert oder leicht ansteigend, ehe der 15 Km lange Anstieg , hinauf auf 1100 Meter folgte und einige hofften natürlich auf einen kleinen Vorsprung beim Einstieg des Anstieges. Letztlich konnte sich nur ein Fahrer davon schleichen, alle übrigen Attacken wurden neutraliesiert.

Die Spitzengruppe umfasste noch ca. 15 Fahrer, als wir schliesslich am Fusse des Berges angelangt sind und kurz vor der Steigung attackierte der Strassenprofi Maté ziemlich deftig. Da sprang keiner hinterher und das Tempo fiel rasch zusammen. Obschon er gestern gut 7 Minuten verloren hatte war mir klar, dass ich diesen Mann nicht ziehen lassen durfte und nachdem wir rasch 1.30 Minuten kassiert hatten, musste ich reagieren. Der Anstieg war aber sehr unrhythmisch und die Steigung varierte permanent. Dazu war der Gegenwind erneut sehr stark und auf den flächeren Abschnitten wollte ich auch nicht meine gesamte Energie verbraten, nur um am Ende ausgekontert zu werden.

Ich versuchte also ein konstantes Tempo anzuschlagen mit ein bisschen Reserve. Zu meiner Überraschung wurde dann die Gruppe zwar halbiert, aber die Selektion wie gestern fand nicht statt. Im letzten Abschnitt konnte ich dann erneut den Abstand messen und mit 2 Minuten war das Rennen unter Kontrolle, zumal ich etwas Hilfe vom Gesamtdritten bekam. Ein Angriff auf meine Position blieb zum Glück aus und so war ich dann doch sehr froh, als wir den Gipfel erreichten.

Vor dem Einstieg in den Singletrail kam es wie erwartet zum Sprint um die besten Plätze und auch da lief es für mich perfekt. An zweiter Stelle konnte ich der Linie des Vordermannes fahren, denn der Trail war extrem ruppig und steinig. Mit Pau Marza war dann auch der beste Techniker vorne und siehe da, am Ende der Abfahrt hatten wir nur noch 20 Sekunden Rückstand. Dazu entstand hinter mir eine kleine Lücke zu meinem gestrigen Begleiter Faus und somit war der Fall klar. Jetzt musste ich um jeden Preis die Lücke schliessen, denn ansonsten würde wohl die Hauptlast erneut auf meinen Schultern liegen, wollte ich nicht erneut Zeit verlieren.

Es kam also wie gestern zum Zeitfahren verschiedener Gruppen und alle hetzten einander hinterher. Am Ende kam dann 10 Km vor dem Ziel tatsächlich alles wieder zusammen (7 Fahrer) und das Rennen war somit „neutralisiert“. Ab jetzt musste ich nur noch hinterher fahren, denn Interesse am Etappensieg hatte ich eh keinen. Hier gilt ganz klar meine Einstellung, dass ich mich ab jetzt (sofern es zum Sprint kommt) raus halte und mich nur auf den Gesamtsieg konzentriere. Damit macht man sich bestimmt mehr Freunde und am Ende schmeckt der Kuchen immer besser, wenn es für alle ein Stück davon gibt und man erhält vlt in noch bevorstehenden entscheidenden Situationen auch die nötige Unterstützung!

Das Finale war dann extrem schnell und selbst mit meiner Taktik, einfach nur hinterher zu fahren musste ich ganz schön beissen. Am Ende war es sogar so schnell, dass die Gruppe doch noch explodierte und ich mit den ersten 4 ins Ziel kam. Dahinter gab es noch ein paar Sekunden Abstände und auch mein ärgster Konkurrent verlor noch etwas Zeit.

Das Leadertrikot konnte ich also erfolgreich verteidigen, doch ich musste auch viel investieren und denke, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, dass ich die Verantwortung übernommen hatte. 7 Minuten auf einen so starken Bergfahrer sind auf einer Etappe wie morgen nicht sehr viel und damit lässt sich besser schlafen, als wenn es nur noch deren 2 wären!

Zum Glück waren meine Beine heute wesentlich besser als gestern und jetzt hoffe ich, dass die Massage erneut einen Verbesserung bringt! Mit 116 Km und 2’500 Hm wartet nämlich die Königsetappe auf uns und es ist wohl anzunehmen, dass das Rennen Morgen entschieden wird!

Leider hatte ich von der sehr schönen und spektakulären Landschaft nichts mitbekommen. Zu sehr musste ich mich auf die Strecke konzentrieren und heute übernachten wir nun im berühmten Mini Hollywood Camp in Tabernas. Einer nachgebauten Wildwest Stadt! Das Zelt ist zwar geräumig, doch ausser einer Matratze und einem Kopfkissen wars das mit dem Komfort.
Jetzt werde ich wohl noch etwas Lucky Luke spielen und die Daltons jagen oder umgekehrt…..