Phu…. die heutige 3te Etappe war eine der härteren Sorte aber grösstenteils genau nach meinem Geschmack! Während 118 Km & 2’500 Hm kann sehr viel passieren und genau dies war heute während 4.75 Std. im Sattel der Fall, Rennsport vom Feinsten!
Das erste grosse Hindernis gab es für mich bereits beim Frühstück. Normalerweise habe ich überhaupt nie Probleme mit Essen (kann auch um 3 Uhr Morgens zB. vor der Salzkammergut sein), doch heute brachte ich kaum ein Bissen runter und so sass ich über 30 Min vor dem Nutellabrot mit Banane….
Generell hat Essen für mich schon sehr lange eine etwas andere Bedeutung und dient vor allem als Brennstoff. Logischerweise brauche ich extrem viel davon und der Begriff „Carboloading“ gehört bei mir fast zum Tagesritual. Das Hotelbuffet der letzten Tage hat mir aber leider den Appetit genommen und auch hier im Cowboy Camp gibt es dasselbe Essen. Einfach nur viel von allem aber schmecken tuts überhaupt nicht. Oder eben…. vlt liegt es auch einfach daran, dass mir auch das „Carboloading“ nach einer langen Saison aus den Ohren hängt!
Zum Glück drehten meine Beine noch einmal besser als gestern und so blickte ich doch sehr zuversichtlich auf die Königsetappe!
Das erste mentale Spielchen spielte ich gleich nach dem Start, indem ich volle Kanne los fuhr und so das Rennen von Beginn weg schnell machte. Damit kann man die ersten Gegner bereits „mental knacken“, denn am dritten Tag schmerzen bei allen die Beine und wenn man bei einer so harten Etappe bereits von Beginn weg leiden muss, dann tuts doppelt weh! Mir taten die Beine logischerweise auch weh, doch ich war ja darauf eingestellt.
Mit dem Strassenprofi Maté hatte ich dann auch gleich einen Gleichgesinnten und so setzten wir uns bereits nach der zweiten kurzen Welle leicht ab. Auf dem folgenden, leicht ansteigenden Abschnitt konnten sich aber wieder einige anschliessen und so kam es wie gestern, es folgte eine Attacke nach der anderen, ehe sich schliesslich zwei Fahrer absetzten. Diese waren aber in der Gesamtwertung kein Thema und so war das Tempo die nächsten 20 Km eher gemächlich. Der Hauptanstieg des Tages startete nach gut 45 Km und dabei ging es bis auf 2’000 M. ü. M.
Wie gestern war es dann erneut Maté, der einige Km davor das Weite suchte und leider war ich bei seiner Attacke im noch gut 15 Fahrer umfassenden Feld eingeklemmt und konnte nicht reagieren. Das war dann ziemlich ungünstig, denn eigentlich wollte ich ihn nicht ziehen lassen und als ich dann endlich nachsetzen konnte, war die Lücke bereuts zu gross und ich konnte sie nicht schliessen! Weg war er!
Das Tempo fiel nun wie gestern erneut zusammen und als ich endlich einmal den Abstand messen konnte, waren es bereits 2.20 Minuten!!
Heute gab es noch ein weiteres Hindernis, denn beim Hauptanstieg nach 45 Km bis Km 65 gab es die Skoda Challenge. Wer diesen Abschnitt am schnellsten absolvierte, erhielt eine 1 minütige Zeitgutschrift in der Gesamtwertung! Mit meinen 18 Sekunden Vorsprung auf meinen engsten Verfolger Faus war das Unterfangen somit klar, er durfte die Wertung unter keinen Umständen gewinnen. Nur darauf zu hoffen war mir zu riskant, auch wenn er natürlich erst einmal der Stärkste am Berg sein müsste oder mich auch direkt attackieren und distanzieren könnte. Dies tat er dann tatsächlich an einem kürzeren Anstieg, gut 3 Km vor dem Beginn des Hauptanstieg. Ich liess ihn gewähren und fuhr dann 20 Sekunden dahinter mit demselben Tempo weiter, denn so müsste ich bei der Skoda Challenge „nur“ noch aufschliessen und dranbleiben, damit er diese mit Sicherheit nicht gewinnen würde! Hinter mich hängten sich noch 6 weitere Fahrer und natürlich halfen diese nichts mehr bei der Nachführarbeit.
Mein Plan lief nicht schlecht, doch leider verpasste ich einen Abdreh und verlor weitere 10 Sekunden und damit dann auch die Sichtdistanz. Jetzt war spätestens der Zeitpunkt gekommen, an dem ich einen Gang höher schalten müsste, doch irgendwie tat ich mir in jenem Abschnitt sehr schwer. So fuhr ich schliesslich mit gut 40 Sekunden Rückstand durch den Startpunkt der Skoda Challenge. Jetzt wurde der Anstieg steiler und bald einmal hatten wir beide die am Anfang entwischten Ausreisser gestellt und auch Maté war nicht mehr allzu weit vorne weg. Ich versuchte nicht zu verkrampfen, denn mein Plan erwies sich als richtig zäh und es wurde mein eigener mentaler Kampf. Schliesslich brauchte ich über 500 Hm und somit die Hälfte des Anstieges, ehe ich endlich dran war. Jetzt durfte ich mir aber keinen Ausrutscher mehr erlauben und im obersten, steilsten Abschnitt hatten wir schliesslich auch Maté gestellt. Damit war ich mir fast sicher, dass hinter uns keiner schneller den Anstieg bewältigen und ich somit auch die 60 Sekunden gewinnen würde.
Der nächste Abschnitt (5 Km des Anstieges) waren dann nicht mehr steil und da attackierte Maté abermals. Ich konzentrierte mich auf Faus und nervte mich extrem über den erneuten Angriff. Einmal mehr mussten wir dem „Roadie“ hinterher fahren!
Das Ende der Skoda Challenge passierten wir schliesslich mit 40 Sekunden Rückstand, doch der Anstieg war noch lange nicht vorbei. Es folgten weiter 10 stets leicht ansteigende Km und dies auf 2’000 M. Höhe! Maté wusste natürlich, dass er einen grossen Vorsprung für die Abfahrt brauchte und Faus Taktik war dann bereits im ersten Teil der anfangs ruppigen Abfahrt auch schnell klar. Er riskierte viel und setzte mich damit natürlich unter Druck. Leider war dann er der Pechvogel und erwischte einen scharfen Stein so unglücklich, dass es ihm die Seite des Reifens aufschlitzte, Plattfuss! Ich hatte es genau gesehen und genau dasselbe hätte genauso gut bei mir passieren können. Bei diesem Tempo kann man unmöglich jedem Stein ausweichen und das war einfach nur Pech. Zu meiner Überraschung fuhr er noch eine Weile weiter, denn er hatte eine „Noodle“ im Reifen, doch unmittelbar nachdem wir dann Maté eingeholt hatten, musste Faus schliesslich doch anhalten.
Ich wiederum fuhr nun mit mehr Sicherheit hinunter und hatte nach der Abfahrt sogar Zeit, um beim Wasserpunkt meine Flasche aufzufüllen. Lieber auf Nummer sicher und als Maté dann bei mir war, sollten die verbleibenden mehrheitlich flachen 20 Km bis ins Ziel zu Zweit schnell vorbei gehen. Das Rennen schien sowieso gewonnen!
Doch wie wir ja am ersten Tag gelernt haben, können hier auch flache Km ganz schön hart sein, vor allem wenn es durch ein loses breites Flussbett geht. Meine Beine drehten auf 400 M. ü. M. wieder sehr viel besser und nun war es Maté, der nicht mehr konnte und dies, obwohl ich ihm den Etappensieg anbot. Nachdem ich zweimal Tempo raus nahm und auf ihn wartete, hatte ich seine Schwäche dann erkannt und als es danach noch durch dichtes, verwachsenes Gelände ging und ich ihn nicht mehr sehen konnte, zog ich durch.
Zu meiner Überraschung tauchte dann plötzlich Pau Marza hinter mir auf, der wohl beste Abfahrer in diesem Feld hatte in der langen Abfahrt alles riskiert und wurde dafür belohnt. Jetzt war es natürlich er, der den Etappensieg auf sicher hatte und so waren für mich die letzten 15 Km doch noch schnell vorbei, ohne nochmals viel investieren zu müssen. Der Tagessieg war natürlich eine zu vergebene Ehrensache, denn nach heute festigte ich wohl den Gesamtsieg mit neu über 7 Minuten Vorsprung.
Eigentlich ist es nicht so toll, auf diese Art zu gewinnen, doch selbst wenn wir zusammen ins Ziel gekommen wären, hätte ich neu 1.18 Minuten Vorsprung gehabt. Beides sollte für die morgige Schlussetappe über 65 Km und knapp 1’000 Hm zu verteidigen sein. Doch eben, wie schnell es gehen kann, haben wir heute gesehen und so braucht es auch Morgen nochmals volle Konzentration!
Dass die Beine so gut drehen hilft im Moment viel, denn ich merke aktuell extrem, dass ich mental nicht mehr ganz so frisch bin wie sonst und es ist sicher gut, dass es Morgen vorbei ist!
Mal sehen ob es Morgen für einen Bericht reicht, denn nach der Etappe und der Siegerehrung werden wir bereits unsere Heimreise Richtung Schweiz antreten. Wie weit wir fahren hängt vor allem an meinen Energiereserven und dem Anteil „Restadrenalin“ ab. Ziel ist, dass wir spätestens am Donnerstagabend zurück sind, schliesslich geht bereits nächster Mittwoch unser Flieger nach Namibia.
Es geht also FullGaz weiter!