Ich muss eingestehen, ausser bei der WM war ich schon lange nicht mehr so nervös vor einem Rennen wie vor dem heutigen Startschuss zur ersten Etappe des Skoda Titan Desert’s Almeria! Das Selbstvertrauen war in den letzten Wochen immer mehr abhanden gekommen und eigentlich hatte ich mir dieses Rennen als grosses Ziel in den Kalender gesetzt und würde es natürlich auch gerne gewinnen! Doch wie steht es tatsächlich um meine Form und wie stark ist die Konkurrenz?!
Gestern Freitag wurde mit einem über 11 Km führenden Prolog zumindest „faktisch“ ins Rennen gestartet. Doch wie ich erst am Tag davor herausfand (ist auf der Website nirgendwo genau ersichtlich), zählte die Zeit und Rangierung noch nicht für die Gesamtwertung und es gab auch kein Podium oder Leadertrikot. Der Prolog war vor allem für die Hobbyfahrer bestimmt, denn so wurden ihre Startblocks für heute ermittelt.
Dementsprechend verhalten (schnell aber nicht am Limit) fuhr ich dann den Prolog auf Rang 6 zu Ende. Die Rangliste war dann leider schwer zu interpretieren, da man wie gesagt nicht genau wusste, wer wie viel investierte! Ich fand das Format ziemlich komisch und verstand nicht, wieso der Auftakt nicht auch gleich zählen sollte.
Genau deswegen war ich dann heute Morgen immer noch nervös und es war eine richtige Erleichterung, als es um 8 Uhr endlich los ging! 100 Km und etwas über 1’000 Hm, klingt nach nicht sehr viel, doch mit dem heutigen Wind und dem teilweise tiefen, losen Sand und Steinboden am Ende doch sehr kräftezehrend!
Der Start war dann verhalten, denn die ersten gut 20 Km führten flach der Küste entlang und eben direkt in den Gegenwind. Ich hielt mich in den zwei ersten Schlüsselstellen mit Dicksand an den vordersten Positionen auf, ehe ich mich dann etwas im Windschatten versteckte. Dort ist es zwar ringer, doch leider auch etwas stressig, denn man sieht die vielen Steine durch den Staub nicht so gut und deswegen ist es dort eher riskant zu fahren.
Am ersten Anstieg war ich dann wieder weiter vorne und das Tempo wurde ordentlich angezogen. Eine kurze Abfahrt und dann ging es erneut kurz aber doch knackig genug hinauf, um die Spitzenpositionen zu selektionieren. Nach der Kuppe und einer schnellen Schotterabfahrt waren wir nur noch 6 Fahrer an der Spitze übrig und die zweite Gruppe ca 15 Sek. zurück. Der Gegenwind war nun extrem stark und eine kurze Zeit war sich unsere Gruppe nicht einig, ob wir nun zusammen arbeiten oder die anderen nochmals aufschliessen lassen sollten, zumal sich bereits zwei Co-Favoriten in der zweiten Gruppe befanden.
Solche flachen und windigen Etappen sind sehr viel schwieriger zu fahren als Bergetappen mit vielen Hm, denn wenn man auf der Fläche die Gruppe verpasst oder man sich uneinig ist, dann wars das und man verliert sehr schnell sehr viel Zeit!
Das Problem der zweiten Gruppe war, dass manche einen Teamkollegen in meiner Gruppe hatten und somit erkannten wir auch da Uneinstimmigkeiten. Zum Glück wars bei uns dann schnell geklärt und jeder setzte sich in die Führung und wir zogen durch. Damit kam es nicht mehr zum Zusammenschluss, im Gegenteil und diese Gunst der Stunde musste ich ausnutzen!
Nach dem Ende des Flachstücks folgte der nächste kurze, aber sogar unbefahrbare Anstieg. Hier sollte ich meine Fähigkeiten als guter Läufer ausspielen und so rannte ich den Anstieg hoch. Oben angekommen hatte ich dann erst einmal nur einen Begleiter und so zog ich noch eine kurze Weile weiter durch, damit die anderen viel investieren mussten, um wieder dran zu kommen.
Es kam dann doch wieder zum Zusammenschluss und so fuhren wir die nächsten 15 Km gemeinsam zu Sechst weiter.
Kurz vor Rennhälfte folgte ein ganz mieser Stereckenabschnitt mitten durch ein Flussbett. Jetzt war es der Spanier Miquel Faus, der ordentlich Tempo machte und genau solche Abschnitte sind extrem hart zu fahren. Man muss die beste Linie suchen und weiche Stellen mit Sand im richtigen Tempo an- oder umfahren. Es braucht also sehr viel Kraft und ist extrem unrhythmisch. Einmal mehr war ich aber dermassen begeister von meinem Setup (Wolfpack Speed 2.4 Reifen, Duke 28mm Felge), dass ich extrem gut durchkam. Ausser Faus hatten die anderen deutlich mehr Probleme und als wir nach dem Abschnitt beide zurück schauten, hatten wir eine Lücke und die anderen waren einzeln unterwegs.
In dieser Situation gab es nun keine Uneinigkeiten und sofort harmonierten wir bestens und kämpften zu Zweit gegen den Wind an, ein grosser Vorteil natürlich!
Als die Strecke dann endlich drehte, hatten wir zwar für kurze Zeit schönen Rückenwind, doch dann folgten 10 Km in einem weiteren Flussbett, über welchen ich an dieser Stelle lieber keine Worte verliere. Ich weiss nicht genau was der Sinn der Sache ist, dass man durch so etwas fahren muss aber eben, vlt komme ich nach dem Rennen einmal darauf zurück!
Auf jeden Fall zermürbte es die Beine und Mittlerweilen brannte auch die Sonne! An der Rennsituation änderte sich schliesslich bis ins Ziel nichts mehr. Wir harmonierten gut, zählten die Km hinunter und den Zielsprint entschied ich schliesslich ohne grosse Gegenwehr von Faus für mich. Wahrscheinlich war er auch einfach nur froh, dass die Etappe zu Ende war, denn wie konnte es anders sein, die letzten 2.5 Km führten durch ein breites Flussbett!
Für mich war es somit ein sehr guter Einstand und auch wenn es bereits deutliche Abstände gab (durch den Wind und die Uneinigkeiten der Gruppen), so war ich von meinen Beinen überhaupt nicht überzeugt. Ich hoffe nun, dass ich mit der heutigen Massage das Blatt endlich wenden kann und es mir Morgen besser geht! Die Charakteristik der Etappe ist mit 65 Km und 1’800 Hm eine ganz andere, zumal die meisten Hm am Stück bewältigt werden müssen!
Ab Morgen übernachten wir dann die nächsten zwei Nächte im Zelt, so wie es sich beim Titan Desert gehört! Es ist und bleibt auch hier ein cooles Adventure!
Meine Frau konnte die Etappe ebenfalls gewinnen und mit dem heutigen Ausgang hat sich nun auch meine Nervosität gelegt. Meine Statistik, in jedem gefahrenen Etappenrennen auf dieser Welt einen Podestplatz erzielt zu haben, konnte ich einmal mehr fortsetzen!
Vamos!