Rennberichte

Marathon WM Dänemark, Rang 25

Es ist schwierig, das heutige Rennen in Worte zu fassen. Wenn nach 120 Km und 4,5 Rennstunden bei einem MTB Rennen die ersten 50 Fahrer innerhalb von 10 Minuten ins Ziel kommen, dann zeigt dies ganz offensichtlich die Dichte und auch die Streckencharakteristik! Bei solch einem Rennen darf man sich so gut wie keine Fehler oder Ausrutscher erlauben und jede Schwäche wird gnadenlos bestraft, von beidem gab es heute leider etwas zu viel für mich! Ich habe aber das letzte Korn aus meinem Körper gepresst und Alles gegeben und obwohl ich am Ende nicht über einen 25 Rang hinaus kam, war es einer der coolsten Renntage seit langer Zeit!

Die Startposition 43 war eigentlich gar nicht so schlimm und trotzdem schaffte ich es in der Anfangsphase nicht, Positionen gut zu machen. Das Tempo war extrem hoch und jeder versuchte, irgendwie nach vorne zu kommen. Solche Positionskämpfe bin ich mir leider überhaupt nicht gewohnt und ich hatte grosse Mühe, meine Ellbogen weit genug auszufahren! Als es in den ersten schmalen Singletrail ging, da lag ich dann an ca. 30igster Stelle und obwohl das nicht gerade ideal war, versuchte ich ruhig zu bleiben. Leider gab es anschliessend bereits die ersten Lücken vor mir und das Problem war, dass man die Lücken auf den jeweils kurzen breiteren Abschnitten zwischen den Singletrails nicht einfach so zufahren konnte, da in jenen Abschnitten natürlich alle Vollgas fuhren.

Hinter mir tat sich aber ebenfalls eine grössere Lücke auf und so hatte ich keine andere Wahl als alles zu versuchen, um den Anschluss an die Spitzengruppe herzustellen und mich nach vorne zu orientieren. Gemeinsam mit 4 Begleitern versuchten wir Alles, um die entstandenen Lücken zu schliessen und doch gab es nach jedem Trailabschnitt deren neuen. Ich befand mich also im schlimmst möglichen Yoyo-Effekt Bereich. Nach 3/4 der ersten Runde brach ich schliesslich das Unterfangen ab und entschloss mich, kurz Tempo raus zu nehmen und doch auf die nächste Gruppe zu warten.

Die verschossenen Körner waren also umsonst und als die Gruppe dann nach 30 Sekunden da war, da musste ich erneut tief in den roten Bereich fahren. Das Tempo wurde nämlich auf den letzten 10 flachen und offenen Km derart in die Höhe geschraubt, dass ich kaum im Windschatten dranbleiben konnte! Doch das Investierte zahlte sich aus, unmittelbar nach der ersten Zieldurchfahrt waren wir wieder am Ende der Spitzengruppe dran. Jetzt galt es kurz durchzuschnaufen, doch ehe die Strecke wieder schmaler wurde, begann das Spiel von Vorne. Yoyo hier, yoyo da und ein Vorbeikommen war unmöglich! Einmal hatte ich es bei einer Kuppe fast geschafft, doch am Ende machte es mir die Beine zu und ich war doch wieder am Ende der Gruppe, als der nächste Trail kam! Erneut versuchte ich ruhig zu bleiben und erneut war ich in der schlimmsten Zone, doch diesmal hatte ich keine Wahl und musste dranbleiben.

Nach 3/4 der zweiten Runde gings dann einfach nicht mehr so weiter für mich und mir war klar, dass ich dafür „bezahlen“ werde. Offensichtlich war ich einfach zu wenig stark und hatte schon in der ersten Runde zu viel investiert. Als dann mein Schweizer Kollege Stutzmann kurz anhielt (Ast im Laufrad), fuhr ich anschliessend mit ihm mit konstanterem Tempo der Spitzengruppe hinterher. Kurz bevor wir dann das zweite Mal das Ziel passierten (80 Km) waren wir dann fast wieder dran, doch meine Beine waren zu und ich konnte nicht mehr zusetzen. So fuhr ich am Ende mit knapp 10 Sekunden der Gruppe hinterher und leider konnte ich die Lücke erst vor dem Singletrail nach 85 Km nochmals schliessen…. just in dem Moment, als die Sprints um die besten Plätze wieder von vorne los gingen. Das wars dann endgültig und meine Aussichten auf die Top 20 waren begraben!

Das Dumme nur, hinter mir war weit und breit niemand mehr zu sehen. So fuhr ich die folgenden 15 Km alleine und versuchte mich nochmals zu sammeln. Schliesslich kam dann doch noch eine grössere Gruppe angerauscht, der Schweizer Express sozusagen, denn mit Beeli, Huber, South, Fanger und knapp dahinter auch noch Stauffer waren gleich 5 Schweizer dabei! Leider war das Tempo für mich auch da zu hoch oder diese eine Welle nach 105 Km etwas zu lange und ich konnte auch diese Gruppe nicht mehr halten. Mental war ich gebrochen, denn anschliessend waren es ja fast nur noch schnelle und offene Wege bis ins Ziel. Bei 111 km lag ich 24 Sek hinter der Gruppe, doch dann realisierte ich plötzlich, dass ich wieder näher kam.Noch einmal sammelte ich alle Kräfte und tatsächlich, bei 5 to go war ich wieder bei meinen Schweizer Kollegen am Hinterrad. Am Ende reichte es im Zielsprint der Gruppe von Rang 22 bis 33 noch zum 25 Rang und damit war ich am Ende 3 bester Schweizer. Ich war vor allem eines, komplett kaputt und erschöpft und genau deswegen auch irgendwie happy. Ich hatte wirklich Alles gegeben!

Nun, rückblickend gibt es natürlich einiges zu analysieren und ehrlich gesagt hatte ich mir auch mehr erhofft von heute. Dass man am Anfang nicht nach vorne fahren konnte, das widerlegten ein paar Fahrer, die sehr viel hinter mir gestartet sind und somit ist das keine Ausrede. Leider ist mir dies jedoch nicht gelungen und anschliessend hatte ich vlt zu viel investiert, um dran zu bleiben. Dies war rückblickend unnötig, da die hintere und aufschliessende Gruppe die Lücke am Ende zufahren konnte. Im Moment denkt man allerdings anders und man muss sich logischerweise nach vorne orientieren. Auch im weiteren Verlauf konnte ich ab und zu das richtige Hinterrad nicht halten und schaffte es nie, auf der entscheidenden Position zu bleiben. Am Ende hat man aber auf dieser Strecke auch nicht viele Optionen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis einem die 1000 Kurven und die ganze Kickerei die Beine zermürben!

Auf der anderen Seite ist Rang 25 in diesem Feld auch nicht allzu schlecht und es liegen enige grose Namen, die sonst bei anderen Streckencharakteren stets um den Titel kämpfen hinter mir! Ich denke also, es war eine solide Leistung und ich bin vor allem zuversichtlich, dass meine Form auch im Hinblick auf die bevorstehenden Rennen wieder ziemlich gut ist!

Dass meine Frau mit Rang 9 eine Top 10 Rangierung erreicht hat, freute mich ganz besonders und somit hat sich unsere Reise nach Dänemark alle mal gelohnt! Es war cool, bei der Show dabei zu sein und auch wenn sie extrem hart waren und ich extrem gelitten habe, so habe ich die heutigen 120 Km sehr genossen! Morgen gehts nun via Hamburg zurück nach Barcelona und am nächsten Samstag werde ich bei der Sea Otter Europe in Girona am Start stehen. Auf die kurzen Hosen freue ich mich jetzt schon!

Vamos!