Es ist soweit, in wenigen Stunden und einer kurzen Nacht werde ich bei meinem ersten Ötztaler Radmarathon am Start stehen! Wirklich damit befasst habe ich mich erst seit meiner Ankunft im Ötztal am letzten Dienstag und seither wuchs meine Ehrfurcht & Nervosität vor dem Event mit jedem Tag! Obschon ich mich Mittlerweilen als erfahrenen Profi bei längeren Events zählen würde, so entsteht auch bei mir beim Blick auf die Eckdaten noch immer Gänsehaut! 235 Km & 5’500 Höhenmeter umfasst der Ötztaler und genau deswegen ist wohl auch der Mythos dieses Rennens unter den Rennradfahrern so gross!
Ich habe schon oft von diesem Rennen gehört oder gelesen, doch da er vom Datum her stets mit dem Nationalpark Bike Marathon «geclasht» hat und ich ja nicht wirklich auf der Strasse Rennen fahre, war er bislang nie ein Thema. Dieses Jahr folgte ich aber der Einladung meines Privatsponsors (ETL-GDS) und ich freue mich schon lange auf den morgigen Tag!
Nachdem ich am Sonntag von Davos nach Hause reiste und wir alle unsere Freunde direkt am Flughafen Zürich abgeladen hatten, war für mich das Swiss Epic endgültig abgeschlossen und fortan galt meine Konzentration diesem Monsterrennen. Eigentlich wollten wir am Dienstag bereits wieder früh nach Sölden fahren, doch eine unangekündigte Dopingkontrolle zu Hause liess uns noch etwas warten und so trafen wir erst am Abend ein. Als Frühaufsteher war ich leider etwas zu früh wach und so musste mir der Kontrolleur nach der Blutprobe halt 2 Stunden lang beim Wäschefalten und sonstiger Hausarbeit zusehen, bis es bei mir endlich wieder ging …
Am Mittwoch wollte ich mich dann noch mit dem letzten Anstieg (Timmelsjoch) vertraut machen und noch viel wichtiger, ich wollte meinen Motor wieder einmal etwas länger «laufen lassen». Durch die vielen Rennen in den letzten drei Wochen hatte ich gar nie mehr Zeit für längere Einheiten und genau diese brauche ich jeweils für mein Selbstvertrauen. Der Tag war schlicht perfekt, die Aussicht und Landschaft rund ums Timmelsjoch und Jaufenpass grandios und auch das Körpergefühl passte eigentlich ganz gut. Ausser die etwas dünne Luft auf 2’500 M.ü.M. brachte mir die gewohnten Probleme. Am Ende summierten sich dann auf den 140 Km beinahe 5’000 Hm, doch das Selbstvertrauen war gestärkt und vor allem war ich mir auch sicher, dass mir das Swiss Epic nicht allzu viele Körner gezogen hatte.
Am Donnerstag schaute ich mir mit meiner Frau dann noch den ersten Anstieg hinauf ins Kühtai an und seither widmete ich mich so gut es geht der Erholung. Dies fällt mir leider gar nicht so einfach, denn hier in Sölden kann man unglaublich viel unternehmen! Am liebsten hätten wir uns ein Bike gemietet und wären am Freitag den ganzen Tag die Flowtrails hinunter gebrettert, doch leider musste die Seilbahnfahrt hinauf auf den Gipfel und zurück als Aktivität ausreichen. Die Aussicht war aber gigantisch und ich kann euch an dieser Stelle einen Ausflug nach Sölden bestens empfehlen!
Spätestens ab Freitagmittag wurde dann auch in der Ortschaft Sölden klar, worum es am Wochenende geht, der Radsport ist hier aktuell allgegenwärtig! Auch bei uns im Hotel trafen sämtliche Gäste ein und die Themen beim Abendessen waren gegeben. Wattzahlen, Finisherzeiten, Taktik & Verpflegungstipps und unzählige erlebte Geschichten aus den Vorjahren machten die Runden. Die Ehrfurcht ist also nicht nur bei mir sehr gross und die Stimmung im Dorf ist elektrisierend. Für Fahrradliebhaber hätte sich ein Spaziergang durch Sölden heute ausbezahlt, denn man bekommt wohl jedes erdenkliche Fahrrad in sämtlichen Preisspannen zu Gesicht!
Ich fuhr heute zum Einfahren noch hinauf zum Rettenbachgletscher und machte sicher, dass ich die «Kletterbeine» für Morgen gefunden habe! Um 6.30 Uhr geht es los und mit mir werden sich über 4500 Teilnehmer über die vier Alpenpässe schinden!
Meine aktuelle Gefühlslage ist sehr speziell, denn ich weiss überhaupt nicht, was ich vom Rennen erwarten kann und wie und wo ich mich am Ende schlagen werde. Zum Glück sind noch ein paar bekannte Kollegen aus dem MTB Zirkus mit dabei und so kann ich mich wenigstens ein bisschen orientieren. Ob es für eine Top-Platzierung reichen wird, das wissen wir dann spätestens nach ca. 7,5 Stunden im Sattel. Das Einzige was bestimmt schon fest steht, ich werde um eine riesige Erfahrung reicher!
Unter https://www.oetztaler-radmarathon.com/de/home/medien/livestream.html gibts den 15-stündigen Livestream!
FullGaz