Eigentlich wollte ich nach der Salzkammergut Trophy eine kurze Saisonpause einlegen, damit ich mich von den Strapazen des Rennens und der letzten 5 Rennwochenenden erholen konnte. Statt Erholung gab es nun weitere Strapazen, doch diese nahm ich gerne auf mich und für solche muss es auch inmitten der Saison einfach Platz haben. Man könnte es auch Radurlaub für einen Radfahrer nennen oder ganz einfach „Radfahren für die Seele“!
Bereits am Montag nach der Trophy sass ich wieder auf dem Bike, da ich mit meinem Sponsor „Elysator“ schon länger eine Biketour machen wollte. Am Dienstag stand dann bei grösster Hitze eine weitere Sponsorenausfahrt des Team Gadolas an und da sass ich erneut 5 Std im Sattel. Am Abend war ich dann ziemlich gebacken von der Sonne und die Müdigkeit der Trophy und der Reiserei holte mich doch noch ein. Eigentlich wollte ich am Mittwoch von mir mit dem Rad nach Aigle (Genfersee) fahren, doch durch die Tour am Dienstag wurde es mir dann schlicht zu viel. Vor mir lag nämlich die geplante Graveltour, bei welcher ich mit meinem Kollegen Christoph Sauser in 4 Tagen von Aigle nach Nizza radeln wollte.
So sammelte ich am Mittwoch Energie statt weitere Km, was mit Sicherheit vernünftiger war! Am Donnerstag fuhr ich dann bereits um 5.15 Uhr mit dem Auto los, damit ich auch sicher vor dem Verkehr um Zürich kam und so konnte ich auch noch gleich meine Frau zum Flughafen fahren (sie fuhr in der Slovakei und Ungarn zwei Strassenrennen).
Pünktlich um 8 Uhr war ich dann in Yvorne (Aigle) bei Susi (Sauser) und eine halbe Stunde später starteten wir zu unserer Tour! Mit im Gepäck hatte ich nur das absolut Nötigste. ( 1x kurze Hose, 1x T-Shirt, 1x Flip Flops, 1x Windgilet, 1x Pumpe + Schlauch, Sonnencreme, Zahnbürste & Paste, 1x Multitool, 1x Schloss, 1x Notriegel & Gel)! Da ich kein Gravelbike besitze, musste es mein altes zusammengebautes Quervelo tun, welches ich normalerweise nur noch als „Badivelo“ gebrauche.
Der erste Tag führte uns von Aigle nach Albertville, wo wir unter anderem den bekannten Tour de France Anstieg „Col de la Colombière“ überquerten. Die Temparaturen waren vor allem am Ende unglaublich zäh und wir waren beide froh, als wir nach 8 Std, 160 Km und 4’300 Hm im Sattel am Abend um 19 Uhr im Hotel ankamen. Zum Glück hatte es eine Klimaanlage und so wurde es für mich mit dem Schlafmanko der letzten eine sehr erholsame Nacht.
Am nächsten Morgen ging’s dann beizeiten weiter, denn mit 190 Km, 4’040 Höhenmeter und beinahe 9 Std. wurde es erneut ein langer Tag! Doch die Landschaft entschädigte für sämtliche Schweissausbrüche und mit dem Col du Galibier (wir fuhren am Ende die alte Militärstrasse) und Col d’Izoard kamen wir abermals ins Tour de France Feeling! Tagesziel war die Ortschaft Guillestre, am Fusse des Col de Vars. Leider musste ich in der Nacht dann mehr leiden als am Tag, denn es kühlte einfach nicht ab und die Badewanne im eigenen Schweiss war alles andere als angenehm.
Somit brauchte es am dritten Tag einen zusätzlichen Kaffee, damit ich in die Gänge kam doch glücklicherweise drehten die Beine wie von alleine. Nach dem Col de Vars stand mit dem Col de Bonnette der höchste asphaltierte und für Autos zugelassenere Alpenpass in Europa auf dem Programm (2’800 M.ü.M.). Sauser konnte es mal wieder nicht lassen und so trugen wir die zweite Hälfte des Anstieges noch ein internes Rennen bis zum Bergpreis aus! Nach einer endlos langen Abfahrt kam als Desert noch der Col de Colmiane, ehe wir schliesslich unser Tagesziel erreichten. Eigentlich hätten wir auch gleich noch bis Nizza fahren können, doch mit 140 km und erneut 4’011 Hm waren die 6.25 Std im Sattel genug.
Am 4ten und letzten Tag mussten wir dann bereits um 7 Uhr los, damit wir vor 14 Uhr in Nizza ankamen, denn da wurden uns von Specialized zwei Kartonschachteln für die Fahrräder bei einem Kaffee hinterlegt. Natürlich fuhren wir nicht direkt nach Nizza, sondern noch über den Col de Turini sowie Col de Madone via Monaco an die Küste. Obschon mich die Luxusschiffe und Villen in Monaco immer wieder beeindrucken, würde ich meine Fahrräder und das damit zu Erlebende nicht dagegen eintauschen! Nach 6 Std, 140 Km und nur noch 2’570 Hm kamen wir schliesslich pünktlich um kurz vor 14 Uhr beim Kaffee de Cycliste an.
Das Blöde war nur, dass der Flughafen auf der anderen Seite von Nizza lag und so lagen noch 7 Km mit der Kartonschachtel unter dem Arm entlang der Promenade von Nizza vor uns! Blickfänger nennt man sowas und ich kann jeden verduzten Badegast verstehen über unseren Anblick!
Nach einem Sprung ins Meer und einem Mittagessen in der Beachbar waren wir dann rechtzeitig am Flughafen. Wir fuhren tatsächlich bis zum Eingang beim Check-in mit unseren Schachteln unter dem Arm! Nach der Personenkontrolle brauchte es beim Dutyfree kurz ein paar Sprüher Parfum, damit der Sonnencreme, Schweiss und Salzwassermix etwas neutralisiert wurde und schon sassen wir um 19 Uhr mit einer Stunde Verspätung im Flugzeug nach Genf. Da erwischten wir dann durch die Verspätung den besten Zug nicht und so waren wir erst um 22.20 Uhr in Aigle.
Da machte mir Sauser als Kaffee-Röster noch kurz einen Doppelten Espresso und kurze Zeit später sass ich im Auto und fuhr noch zurück nach Hause. Ohne Verkehr um Mitternacht lag sogar noch ein kurzer Abstecher ins Aargau drin, damit ich noch ein bereit gelegtes Ersatzteil für unser defektes Wohnmobil abholen konnte. Um kurz vor 2 Uhr war ich dann endlich zu Hause, etwas müde aber mit einer sehr schönen Erfahrung reicher!
Eigentlich wäre ich sehr gerne länger unterwegs gewesen und vor allem mit dem Fahrrad nach Aigle gefahren und dann mit dem Rad von Genf zurück nach Hinwil. Doch leider reichte es diesmal schlicht und einfach nicht für Alles und ich sass auch so bereits über 36 Std. im Sattel in der letzten Woche! Die Eckdaten der Tour selber liegen bei 632 Km, 15’000 Hm in den 4 Tagen. Obschon wir einige Abschnitte auf Gravelstrassen fuhren, so war der grösste Teil doch asphaltiert. Der Mix und die vorhandenen Optionen mit dem Rad machen es aber sehr abwechslungsreich und schlechte Strassenverhältnisse merkt man damit überhaupt nicht. Danke Susi für die Idee und die coolen 4 Tage Action! Solche Trainings sind beinahe nicht zu toppen und das Beste an der Tatsache wenn man 8 Std. im Sattel sitzt ist, dass kein Eis, kein Schokokuchen, kein Sandwich und schon gar keine Pizza am Ende des Tages zu gross sind, man kann soviel und alles essen was man will!
Eigentlich wäre ich diese Woche noch für ein paar Tage nach Sölden gereist, damit ich die Strecke des Öztaler Radmarathon einmal fahren könnte. Dies habe ich nun aber abgesagt und nun werde ich die kommenden Tage die nötige Pause einlegen. Obschon mein Körper und die Beine noch immer sehr gut funktionieren ist es nun vor allem der Kopf, der eine Pause vom Fahrrad braucht! Mein nächstes Rennen wird dann der Rothaus Giro im Schwarzwald vom 4. bis 7. August sein. Ich bin mir sicher, dass mir eine Pause und die ganzen Km nochmals einen Schub geben werden, ich muss meinem Körper jetzt nur die nötige Ruhe gönnen und anschliessend den Tritt wieder finden, damit es in einer Woche wieder FullGaz weiter geht!