Rennberichte

Sieg beim UCI HC Rennen, dem Hegau Bike Marathon in Singen!

Nach der knüppelharten Strecke mit über 4’000 Hm in 85 km und den langen Anstiegen am Stück von letzter Woche könnte der Kontrast zum heutigen Rennen in Singen (D) nicht grösser sein. 100 super schnelle Km und etwas über 2’000 Hm rund um den Hegau, unzählige kurze, knackige Anstiege und viele sehr schnelle Km wechseln sich hier ständig ab. Dass ein solches Rennen „leichter“ ist, ist keineswegs der Fall, denn am Ende machen ein Rennen stets die Fahrer selber mit ihrer Fahrweise „hart“!

Die Strecke (2 Runden à 50 Km) weist zwar technisch keinerlei Herausforderungen auf, ist aber trotzdem irgendwie abwechslungsreich und kurzweilig zu fahren. Durch das ständige Auf- und Ab ist das Rennen dazu extrem trügerisch und man muss seine Kräfte gut einteilen, denn wenn man hier „explodiert“, dann hat man schnell grosse Schwierigkeiten. Es braucht also auch etwas taktisches Gespür und viel Feingefühl, wann man wo wieviel Energie investiert!

Da mir solche Strecken sehr viel besser liegen war meine Vorfreude auch dementsprechend gross, doch leider veblasste diese dann etwas beim Einfahren. Nachdem ich in den Dolomiten sehr viel Umfang trainiert hatte und obendrauf auch noch das harte Rennen setzte, erholte ich mich letzte Woche ziemlich schlecht. Erst am Donnerstag ging es wieder besser und ich versuchte noch, so gut es geht meine „Sprinterbeine“ zu aktivieren. Der gefragte Rennrhythmus war natürlich ein ganz anderer und es zählte nicht mehr die Schwellenleistung, sondern die Power darüber und darunter. Schliesslich werdeb die Anstiege alle weit über der Schwelle und die Flachstücke weit unter der Schwelle gefahren! Meine Beine drehten leider nicht wie erhofft und die Leichtfüssigkeit der letzten Woche schien verflogen. Ich hoffte also, dass der Knoten nach der Startphase aufgehen würde!

Immerhin spielte mir das Wetter vollends in die Karten, denn da der Startschuss erst um 10.30 Uhr fiel und die Temperaturen auf 30 Grad kletterten, wurden zumindest meine „Solarzellen“ in der Mittagshitze vollends aufgeladen!

Das Rennen wurde unter dem Tempodiktat des Deutschen Simon Schneller gestartet und das Tempo war von Beginn weg ziemlich anständig. Doch eben, die Anstiege waren zu kurz für eine frühe Selektion und deswegen war die Gruppe lange relativ gross. Erst ein kurzer und auch einziger Singletrail der Strecke (200m) brachte die erste Zensur. Ein „Rückstau“ liess die ersten Lücken aufgehen und da ich viel zu weit hinten war, musste ich bei der nächsten Welle mächtig investieren, um wieder zurück zu kommen. Immerhin waren die Beine danach „offen“ und die Spitzengruppe mit sämtlichen (10) Favoriten gebildet! Für mich stachen vor allem Hartmann & Schneller heraus und diese beiden bestimmten auch hauptsächlich das Rennen. Daneben war ich vor allem auf meinen Namibischen Kollegen Alex Miller gespannt. Mit ihm fuhr ich ja Anfang Februar das Tankwa Trek und damals hatte er eine extrem gute Form.

Nach 25 Km folgte der längste Anstieg des Tages und dieser ist dann meistens der Hauptindikatur der Kräfteverhältnisse und man sieht relativ gut, wer wie stark drauf ist. Obwohl erneut Schneller das Tempo sehr hoch hielt, blieb die Gruppe zusammen und daran änderte sich dann auch
bis zur ersten Zieldurchfahrt (einzig Weber erlitt einen Kettenriss) nichts mehr.

Knapp zwei Rennstunden waren nun vorbei und so langsam machten sich die Beine bemerkbar! Leider kehrte das gute Gefühl nie so richtig ein und deswegen musste ich mir eingestehen, dass ich vollends auf den Schlusssprint setzen müsste, sofern ich denn überhaupt bis dahin dranbleiben würde! An eine vorzeitige Attacke war nicht zu denken!

Die erste Zensur der Gruppe geschah dann nach 65 Km, als die drei Teamkollegen (Stiebjahn, Frey & Kieninger) sowie Alberti am steilsten Anstieg des Tages von der Gruppe abfielen.

Somit verblieben nur noch fünf und die Sache wurde immer übersichtlicher! Auch die zweite Passage des längsten Anstieges schafften alle zusammen und erst eine Attacke von Schneller nach der zweiten Verpflegung nach 80 Km brachte meinen Schweizer Landsmann South in Schwierigkeiten. Auf dem anschliessenden Flachstück rollte er aber wieder heran und ich stellte mich auf eine erneute Attacke von Schneller oder Hartmann auf dem folgenden Anstieg ein. Wollte einer der beiden gewinnen, dann müssten sie es von weit her versuchen, denn im Sprint wären sie vermutlich chancenlos. Der Angriff kam nicht und auch die letzte Welle 5 Km vor dem Ziel konnte keiner mehr nutzen. Einzig Miller versuchte es nochmals, doch ausser dass South kurz den Anschluss verlor, passierte nichts. So fuhren wie zu Fünft auf das Finale zu und 1 Km vor dem Ziel gab es nochmals eine ganz kurze Welle. Ich war an 3ter Stelle in bester Position und es passierte genau das, was ich erwartet hatte. Hartmann und South attackierten von meinem Hinterrad, Schneller konnte von der Spitze nicht reagieren und Miller sprang sofort hinterher und auch gleich an den beiden vorbei. Schnell hatte er eine Lücke gerissen und nun war klar, dass ich zu ihm rüber springen musste. Als ich bei ihm war, da war auch die kleine Lücke zu den anderen noch immer da und trotzdem durfte ich natürlich nicht vorbeifahren. Noch zwei Kurven und dann die lange gerade vor dem Ziel….. wollte Miller seinen Podestplatz, dann musste er weiter drücken und so hatte ich praktisch den perfekten Anfahrer für meinen Sprint. Kurz vor der letzten Kurve ging ich noch vorbei und konnte so das Rennen gewinnen. Dass sich Miller den zweiten Rang sicherte, freute und beeindruckte mich zugleich sehr!

Ich musste heute oftmals extrem leiden und beissen, doch für mich ist es mental sehr viel einfacher wenn ich weiss, dass das Leiden in max. 2 bis 4 Min vorbei ist, als wenn das Ganze noch 45 Min dauert! Am Ende konnte ich einmal mehr meine Erfahrung ausnutzen und taktisch das Rennen richtig einschätzen. Ein solches Finale ist zwar nervenaufreibend und stressig, doch so macht mir Rennen fahren am meisten Spass!

Nun muss ich schauen, dass ich die guten Beine in dieser Woche wieder finde, denn am kommenden Sonntag braucht es bei der Schweizermeisterschaft eine Mischung der letzten beiden Rennen! Der erste Anstieg ist relativ lange und das Finale dafür sehr schnell! Die Form müsste auf jeden Fall passen und ich freue mich auf den Titelkampf!

Dass meine Frau ebenfalls einen Sieg feiern konnte, machte den Tag perfekt! Der Dank an die Betreuung geht diesmal an meine Eltern und ein Bier zum Anstossen gab es nicht nur bei der Siegerehrung, sondern auch noch bei der Geburtstagsfeier (90 Jahre) meiner Grossmutter, zu welcher wir es dank des straffen Programms und der direkten Siegerehrung auch noch pünktlich schafften! Es gab am Ende des Tages also doch wieder ein Marathonprogramm!