Endlich läuft es wieder so, wie ich das gerne hätte! Nach dem verpassten Ortler Bike Marathon und der Enttäuschung des „Scheiterns“ meines USA Projektes startete ich letzte Woche mit dem geplanten Trainingsblock für die bevorstehenden Rennen! Die Erkältung konnte ich vollends auskurieren und so absolvierte ich die ersten langen Trainings noch zu Hause, ehe ich am letzten Donnerstag in die Dolomiten reiste. So sehr ich das Zürcher Oberland und die vielen tollen Runden in meiner Heimat mag, bekomme ich mental doch immer mehr Mühe mit dem Training in der Heimat. Dieses Gefühl der „Sättigung“ trat nun bereits wieder nach gerademal 3 Wochen zu Hause ein und da meine Frau die nächsten zwei Wochen bei Strassenrennen in Belgien im Einsatz ist und damit sowieso nicht zu Hause, entschied ich mich für den nächsten grossen Trainingsblock in unbekannte „Gefilde“ zu ziehen!
Obschon Radfahren an sich vom Prinzip her dasselbe ist, spürte ich vor allem in der Zeit in Spanien, wie gut mir die Abwechslung und das Erkunden neuer Trainingsgebiete tut! Zu Hause kenne ich jede Strasse auswendig, jede Runde habe ich schon 100 Mal gefahren und ich kann die Abschnitte beliebig zusammenführen und trotzdem sind sie mir regelrecht verleidet….. das hat nichts mit der Leidenschaft fürs Training zu tun sondern liegt wohl in der Natur des Menschen und der heutigen Gesellschaft, dass es in vielen Belangen zu einer Sättigung kommt und man dann irgendwann den Reiz verliert. Im normalen Berufsleben wechselt der Durchschnittsschweizer alle 7 Jahre den Job / Branche und so bin ich nach 12 Jahren Profifahrer solide über dem Durchschnitt!
Mir geht es ja auch bei Rennen schon länger so und deshalb suche ich immer wieder mal nach etwas Neuem. In diesem Jahr habe ich aber schon länger ein Gefühl in mir, dass ich ab nächstem Jahr etwas ändern möchte und so werde ich bereits diese Saison die ersten bekannten Rennen auslassen und dafür bereits ein paar neue ins Visier nehmen. Mein Hauptaugenmerk und nächstes grosses Ziel liegt im Moment ganz klar auf der Schweizermeisterschaft vom 3. Juli! Da ich nun seit Marokko keine Rennen mehr gefahren bin, möchte ich vor den Titelkämpfen nochmals zwei Einsätze machen und zurück in den Rennrhythmus kommen. Der erste wird dabei der SellaRonda Hero in den Dolomiten sein. Das Rennen mit 4500 Hm auf 86 Km bin ich bisher noch nie gefahren, denn die Charakteristik des Rennens gehört nicht gerade zu meinen Lieblingsprofil. Die Alternative dazu wäre die EM in Tschechien gewesen, doch dazu fehlt mir im Moment ganz einfach der nötige Support!
Der SellaRonda Hero gehört ausserdem zu einer neuen Hero-Serie und die beiden anderen Rennen finden im November in Dubai und Thailand statt. Mein Ziel ist es vor allem, mich durch ein gutes Abschneiden beim Rennen für die zwei weiteren zu profilieren, denn bisher bin ich dem Veranstalter zu unbekannt, um mich für einen Startplatz zu empfehlen. Zudem wollte ich schon lange wieder einmal in die Dolomiten, denn ausser von meinen Transalp-Überquerungen kenne ich die Gegend überhaupt nicht. So packte ich am Donnerstag das Wohnmobil und fuhr nach Canazei, einem der Top-Ausgangspunkte für Rennradtouren! Mit im Gepäck hatte ich mein brandneues STOLL S1 Rennrad und somit machten die ersten Trainings gleich noch mehr Spass! Am Samstag waren dann zufällig die SellaRonda Bikedays und für alle Rennradfahrer sollte die SellaRonda sowieso ein Begriff sein. Die 4 Pässerunde mit dem Sella Pass, Pordoi Pass, Campolongo Pass sowie dem Gardena Pass ist wohl eine der bekanntesten und schönsten zu fahrenden Rennradstrecken in Europa überhaupt!
Das Spezielle am Tag war, dass von 8.30 bis 15.30 Uhr die Strecke für den Autoverkehr geschlossen war und die Strecke ganz alleine den Fahrradfahrern gehörte! Bereits am Freitagnachmittag erhielt ich ein Gespür für dass, was mich am Samstag erwarten könnte denn der Campingplatz wurde randvoll! Es waren nicht hunderte, sondern tausende von Fahrrädern, die sich am Samstag schliesslich bei perfektem Sommerwetter über die Pässe schlängelten! Ich überholte praktisch während jedem Meter ein paar Fahrer und wenn man das Aufkommen nicht selber sieht, dann hält man es kaum für möglich! Betreffend Fahrräder war alles Mögliche zu sehen! Vom 15‘000 Franken Rad über E-Bike bis hin zum Einkaufsrad….. jeder der in dieser Gegend ein Rad besitzt, schien an diesem Tag anwesend!
Ich baute meine Runde noch ein wenig aus und so bekam ich dann leider doch noch ein paar Motorräder und Möchtegern „Rallyfahrer“ bei den nächsten Pässen ab. Am Sonntag fuhr ich dann die komplette Strecke des Marathons ab, damit ich mal sehen konnte, auf was ich mich da einlassen würde. Ausserdem waren die Pässe wieder für alle offen und auf die ganzen Abgase und der Motorradlärm kann ich gerne verzichten! Nach der Streckenbesichtigung wurden meine Eindrücke dann bestätigt und ich weiss auch, wieso ich dieses Rennen noch nie und ziemlich sicher auch nur einmal fahren werde! Der Begriff „steil“ bekommt bei dieser Runde eine ganz neue Bedeutung und stellt alles, was ich bisher gefahren bin in den Schatten! Die Landschaft und Kulisse hingegen ist etwas vom Schönsten, was ich je gesehen habe und entschädigt nach jedem Anstieg für die Strapazen! Beim gesamten Tages und Streckenverlauf wechselt das Gefühlbad also zwischen Teufel und Engel und ich denke genau das macht am Ende den Reiz dieses Rennens aus!
Ich habe mir ja vorgenommen, in diesem Jahr ein paar neue Rennen zu bestreiten und da ich das Rennen vor allem mit einem „Trainingslager“ verbinde, werde ich es ohne grosse Erwartungen bestreiten. Ausserdem möchte ich vor allem einmal sehen, wo ich im Moment gegen die ganz grossen Namen der Szene so stehe, denn viele davon werden trotz EM am Start stehen und das alleine zeigt den Stellenwert dieses Hochkaräters!
Das Wichtigste habe ich die letzten Tage bereits erreicht, denn durch die Abwechslung und die neuen unbekannten Strecken war meine Motivation im Training unendlich gross und nach den letzten etwas schwierigen 3 Wochen ist nun auch das gute Gefühl auf dem Rad zurück! Ich hoffe nun, dass auch diese Woche wunschgemäss laufen wird, denn nach dem Hero Dolomites steht mit dem Rothaus Singen Marathon, der SM beim BergiBike, dem Albstadt Bike Marathon sowie der Salzkammergut Trophy ein grosser und wichtiger Rennblock bevor! Der Grundstein dazu ist auf jeden Fall gelegt und die Form passt ebenfalls!