Rennberichte

Ärgerliche Sprintniederlage zum Auftakt! Rang 2 auf der 1. Etappe beim Titan Desert Marokko!

Oh man…. schon wieder reicht es nicht für den ersten Saisonsieg! Die heutige Enttäuschung über den verpatzten Sprint und somit Etappensieg ist sehr gross, doch wenn man so einen Juniorenfehler macht, dann hat man den Sieg auch nicht verdient. Vielmehr sollte ich jedoch das Positive mitnehmen und mich über die Tatsache freuen, dass ich am Ende überhaupt beim Zielsprint mit dabei war! Es war ein unglaublich stressvoller Tag im Sattel und hat mir nicht nur physisch einiges abverlangt, sondern auch der mentale Stress war enorm!

Nach dem Gravelrennen vom letzten Sonntag und dem ganzen Training hatte ich etwas Bedenken, dass ich etwas übertrieben hatte und ich mich nicht rechtzeitig erholen würde….

Am Donnerstagvormittag packten wir dann unseren Camper und reisten nach Barcelona. Dort hatte ich noch ein Treffen mit meinem Helm und Brillensponsor eassun, welcher das Office inmitten der Stadt hat. Danach hiess es Camper abstellen und ab zum Flughafen. Da trafen wir das erste Mal auf unser Team für das bevorstehende Rennen. Vera und ich fahren dieses Rennen als „Gastfahrer“ für das Tamayoteam und geniessen dabei den vollen Support. Der Flug nach Marokko war dann relativ spät (20 Uhr) und vor allem flogen wir zuerst nach Casablanca und dann nochmals 1 Std nach Erchididad…. bis wir schlussendlich im Hotel und im Bett waren, war es bereits 3 Uhr Nachts!

Somit war dann der Freitag eher ruhig und dank des super Hotels war der Aufenthalt gediegen! Gestern legten wir zum Einfahren dann die 50 Km vom Hotel bis zum Startort mit dem Team und den Bikes zurück. Meine Beine waren alles andere als gut, doch dank der Tatsache, dass ich dieses Jahr nicht erst am Vortag von Barcelona anreiste, hatte ich noch genügend Zeit für eine gute Massage und auch sonst keinen Stress.

Für ein Team zu fahren ist das eine, 3 Helfer zu haben ist dann noch etwas anderes! Dieses Jahr sollte ich den vollen Support geniessen und im Falle eines Defektes oder auch bei taktischen Spielchen Unterstützung kriegen. Doch dies bedeutet auch mehr Erwartungen und Druck, den ich bislang so noch nie hatte (auch wenn er nur von mir selber kam). Dazu startete ich heute mit der Startnummer 1 ins Rennen, oder doch lieber Abenteuer?

Die Liste der Favoriten wurde dieses Jahr ebenfalls erweitert, denn das Rennen gewinnt auch im Spanischen Profilager immer mehr an Gewicht.

Die heutige erste Etappe führte über knapp 120 Km und anders als im vergangenen Jahr, weisen praktisch sämtliche Etappen fast keine nenneswerten Höhenmeter auf, dafür gibt es mehr Sandpassagen und die Navigation soll eine sehr viel grössere Rolle spielen.

Doch auch da sollten wir einige Spezialisten mit dabei haben und so sollte nicht viel schief gehen….. das Wort sollte, hat seit heute auch eine andere Bedeutung für mich!

Der Start war mit Rückenwind extrem schnell, doch dank meines „Edelhelfers“ wurde ich in den vordersten Positionen in Ruhe gelassen, denn unsere Mannschaft bestimmte mach wenigen Km das Tempo. Am Anfang sollte es keine „Abkürzungen“ geben und wenn, dann sollte das Gelände langsamer und risikoreicher sein als der vorgegebene Weg. Bis auf 3 Ausnahmen zählte ich nach 10 Km alle Favoriten in unserer Gruppe. Ausser 2 Teamfahrer von TB Cannondale sowie der mehrmalige Sieger Betalu nahmen trotz Risiko den Shortcut.

Beim ersten Checkpoint wurde uns dann soviel Rückstand gemeldet, dass es mich beinahe vom Sattel haute, 5 Min!!!

Was für eine Schei….sse!! Wie in aller Welt können alle anderen Teams auf diesen verfluchten Shortcut verzichten?
Nachdem ich meinen innerer Ausraster wieder unter Kontrolle hatte, mussten wir das Rennen neu in die Hand nehmen und richtig Tempo bolzen. Auf die Hilfe der anderen 20 Fahrer war kein Verlass und so dezimierten wie den Rückstand kontinuierlich, bis die Gruppe endlich in Blickweite geriet. Plötzlich stand Betalu an der Strecke, denn er erlitt auf dem steinigen Shortcut wohl tatsächlich einen verherenden Sturz und schied leider schon aus dem Rennen aus.

Zu jenem Zeitpunkt kam eine grosse weite Fläche und unsere Gruppe zersplitterte komplett, denn jeder wollte die direkteste Linie darüber fahren. Dies war natürlich perfekt, dann so konnten wir nochmals unser Tempo erhöhen und schliesslich erreichten wir nur noch zu sechst den nächsten Checkpoint, 30 Sekunden hinter den 5 vor uns fahrenden Spitzenreiter. Leider mussten wir dann doch nochmals etwas mehr investieren als gedacht und es dauerte eine Weile, bis wir schliesslich dran waren.

Mein letzter Helfer verabschiedete sich und so war ich nach 70 Km auf mich alleine gestellt. Das Tempo fiel komplett zusammen und da man in jenem Abschnitt erneut einen Shortcut hätte nehmen können, war mir nicht mehr wohl. Obwohl Cannondale (3 Fahrer) und Trek (2 Fahrer) in der Überzahl waren, drückte ich beim nächsten leichten aber sehr sandigen Anstieg so richtig aufs Tempo. Ich merkte bald, dass ich der Stärkste in der Gruppe war, doch dies nützte mir leider nichts. Auf dem anschliessenden Flachstück kam erneut alles zusammen und nun fingen auch noch die taktischen Spielchen an. Meine vorgegebene Strecke wies ausserdem zu wenig Shortcuts aus und so waren mir ein wenig die Hände gebunden. Bei der letzten Verpflegung war ich dann auch noch der Einzige, der nicht anhielt (dies war eigentlich meine Taktik), so musste ich danach anhalten und kurz warten. Denn hätten die hinter mir die Strecke verlassen, hätte ich es nicht mitbekommen.

Ein wenig später kam es dann genau soweit. Zwei Fahrer „schlichen“ sich am Ende der Gruppe davon und bogen ab. Wenn man nicht sofort reagiert (man schaut ja auch auf sein eigenes GPS und vertraut auf seine Strecke), dann hat man schnell ein paar Meter Rückstand!
Leider hingen meine Begleiter allesamt in den Seilen und so musste ich die Lücke selber zufahren. Ok, neutralisiert!

Wenig später, rund 15 Km vor dem Ziel war es das Team Trek um den Vorjahreszweiten und ehemaligen Top Strassenfahrer Zubeldia, welche die Strecke verliessen. Da sich diese im Vorjahr als sehr gute Navigatoren auswiesen, folgte ich den beiden. Hinter mir fuhren die beiden Cannondales geradeaus weiter und nach gut 300 Meter drehten auch die Treks wieder in die Richtung der anderen beiden, doch die Lücke war da!

Ich realisierte sofort, dass dies nun eine Vorentscheidung sein würde und so musste ich erneut reagieren. Doch diesmal wollte ich keinen mehr mitnehmen und so attackierte ich mit allem was ich hatte aus der Gruppe.

Die Lücke ging auf, doch nun bedeutete dies, 2 gegen 1 und dies, im vollen Gegenwind! Ich brauchte ein paar Km, ehe ich die Lücke gut 3 Km vor dem Ziel endlich geschlossen hatte.

Leider setzten dann kurz danach erste, bei mir sehr untypische Krampferscheinungen ein und ich konnte nichts mehr machen. Die anderen beiden waren auch am Ende und so konnte ich mich bis kurz vor dem Ziel nochmals auffangen. Leider stach ich dann zu früh aus dem Windschatten und verpatzte das Timing komplett. Obwohl ich den besten Antritt hatte, „versauerte“ ich wenige Meter vor dem Ziel und der eine zog noch an mir vorbei. Was für ein Fehler, hätte ich 30 Meter länger gewartet, hätte es gereicht!

Diese verpasste Chance aufs den Etappensieg bedeutet natürlich auch ein verpasstes Leadertrikot!

Doch während ich am Ende ohne Rückstand ins Ziel kam, büssten die weiteren gehandelten Top Favoriten teilweise schon so viel Zeit ein, dass sie bereits aus der Entscheidung sind.

Am Ende des Tages werde ich zwar mit der Faust im Sack in mein Haima (Wüstenzelt) kriechen, doch auch mit der Gewissheit, dass ich heute der Stärkste war.

Normalerweise sollte ich nach dem ersten Tag besser in Schwung kommen und der heutige Abnützungskampf und die Hitze hat bestimmt bei jedem seine Spuren hinterlassen.

Das ganze Theater mit dem Navigieren ist auch nicht jedermanns Sache und auch wenn es mich selber auch extrem stresst, konnte ich mich heute gut behaupten. Dazu wird die Liste der „zu Beobachteten“ morgen schon sehr viel kleiner sein und vlt ist es ein gutes Omen, dass ich nicht gleich vom ersten Tag der Gejagte bin.

Es ist einfach so mega cool, bei diesem Event wieder dabei zu sein und da Vera heute ebenfalls Zweite wurde, haben die Looser’s erneut ihre Spuren hinterlassen!

Morgen steht bereits die „Marathonetappe“ an. Dies bedeutet, dass wir alles für die nächsten zwei Tage (Verpflegung) und auch für die morgige Nacht (Schlafsack & Wäsche) selber mitnehmen müssen, da wir Morgen unter freiem Himmel schlafen werden.

Für eine weitere spannende Geschichte wirds bestimmt genügend „Material“ geben!

Full Gaz!