Rennberichte

Vuelta Ibiza, Rang 4 beim Auftakt!

Zuerst möchte ich euch an dieser Stelle frohe Ostern wünschen und ich hoffe, ihr könnt das zurückgekehrte Frühlingswetter in vollen Zügen geniessen! Zeit zum Eier suchen habe ich dieses Jahr leider nicht, dafür suche ich nach einem erfolgreichen Comeback nach meiner Coronaerkrankung und einem guten Gefühl auf dem Rad bei meiner ersten Teilnahme an der Vuelta Ibiza, einem über 3 Etappen führenden MTB-Rennen auf Ibiza! (Dieses werde ich wieder mit Sören Nissen als Teamrennen bestreiten, denn nach unserem Ausfall beim Epic haben wir noch eine Rechnung zu begleichen!)

Dass der Einstieg zurück ins Renngeschehen kein Zuckerschleck werden würde war anzunehmen und auch wenn ich natürlich sehr gerne wieder um die vordersten Plätze fahren wollte, reiste ich mit keinen Erwartungen nach Ibiza! Seit nun mehr als drei Wochen habe ich keinerlei Intensitäten mehr trainiert und so würde die erste Etappe wohl oder übel ein ziemlicher „Schock fürs System“ werden!

Die letzten Tage waren ausserdem ziemlich intensiv und die ganze Reiserei anstrengend. Ganze 3.5  Tage verbrachte ich zu Hause. Das Schlimmste für mich war allerdings der Temperaturschock, als wir am Freitagmittag in Zürich ankamen. 24 Stunden zuvor hatte ich noch ein letztes Training bei 30 Grad absolviert und am Freitagnachmittag fuhr ich wieder in Thermojacke und voller Montur durchs Zürcher Oberland. Während meine Frau am Samstag noch für zwei Tage nach Garmisch an eine Geburtstagsfeier reiste, war für mich dann der ganze Tag zügeln und packen angesagt. Erst am Sonntag und Montag blieb dann wieder etwas mehr Raum und ich konnte noch zwei längere Trainings absolvieren. Während ich am Sonntag noch in einen Schneesturm geraten bin, zeigte sich das Wetter zum Glück am Montag von der besten Seite und die Kulisse des Säntis oben auf der Schwägalp entschädigte für die kalten Finger vom Vortag! Am Abend hatte ich dann noch kurz Zeit für eine Sitzung vom Team Gadola des Radfahrer Verein Wetzikon, bevor ich mit meiner Frau am Dienstag um 5 Uhr mit dem Wohnmobil Richtung Barcelona startete! Die Fahrt war lange und so erreichten wir erst am Abend unser Ziel, ein Abstellplatz direkt beim Flughafen. Von da ging es dann bereits am Mittwochmorgen erneut um 5 Uhr weiter zum Check-in, ehe uns ein kurzer Flug nach Ibiza brachte! Dort wurden wir dann zum Glück am Flughafen abgeholt und zum Hotel gebracht, ehe wir erst einmal tief durchatmen mussten!

Die ganze Sache erforderte vor allem eines, gute Planung. Die Mountainbikes hatte ich bereits in Namibia für Ibiza gepackt und so kamen die Kartonkisten direkt ins Wohnmobil. Da wir nach dieser Woche Ibiza bis zum Titan Desert in Marokko (wir fliegen wieder von Barcelona) auch gleich in Spanien bleiben, mussten wir auch schon alles für Marokko packen. Ob wir am Ende doch etwas vergessen haben, werden wir bestimmt noch herausfinden!

Obschon ich bei meinen letzten zwei Trainings ein ansprechendes Gefühl auf dem Rad hatte, wusste ich bis heute überhaupt nicht wo ich stehe. Nach der Epic-Aufgabe hatte ich 6 Tage keinen Fuss vor den anderen gesetzt und danach bin ich eine Woche so langsam in der Gegend herum gefahren, dass ich immer wieder über die Schulter zurück blickte um mich zu vergewissern, dass mich auch ja  niemand einholen würde… ja, für einen Profi schämte ich mich beinahe ein wenig!! Die dritte Woche war ich dann ebenfalls erst nach der 3-tägigen Wanderung in der Wüste wieder auf dem Rad und ich hielt mich auch noch am letzten Wochenende extrem zurück und hatte somit wirklich absolut gar keine Ahnung, ob der sonst so hochgetrimmte Motor bei der ersten Welle gleich explodieren und mir die Zylinder um die Ohren fliegen würden!

Der Startschuss fiel heute zum Glück erst um 10 Uhr und so ergab sich wenigstens die Möglichkeit, den Schlafmangel der Vortage zu kompensieren. (Die Fahrerpräsentation der Favoriten war gestern erst um 20.30 Uhr und glich einem Popkonzert, eine grosse Show ganz im Geschmack der Partyinsel Ibiza)

Der Start war dann allerdings auf der anderen Seite der Insel in Ibiza Stadt und als Warm Up fuhren die meisten die 15 Km vom Zielort gleich mit dem Rad hin. Ich stellte mich auf eine schnelle und hektische erste Rennphase ein und so war es dann auch. Zum Glück drehten meine Beine unheimlich leichtfüssig und ich konnte mich in den ersten Positionen behaupten. Die ersten 30 Km sind wir gestern noch abgefahren und deshalb wussten wir genau, wann wir vorne sein mussten. Ich konnte es fast nicht glauben, aber ich fühlte mich so gut, dass ich den ersten Anstieg mühelos an der Spitze fuhr. Sören war noch etwas weiter hinten, doch nach einer kurzen Abfahrt konnte auch er sich am zweiten Anstieg nach vorne arbeiten. Es kam sogar noch besser, denn wir konnten uns mit dem späteren Siegerteam sogar leicht absetzen!

Die Freude war dann aber leider schon bald weg, denn nach ein paar Km schien Sören etwas Mühe zu haben und wir verloren die Hinterräder unserer Begleiter. Ich versuchte das Tempo hoch zu halten, doch irgendwie harmonierten wir plötzlich nicht mehr so gut. Ein weiteres Team schloss von hinten zu uns auf und plötzlich wurde uns nach 30 Km ein Rückstand von etwas mehr als 1 Minute gemeldet. Dies war für mich der Knackpunkt der heutigen Etappe, denn irgendwie war der Flow bei mir damit gebrochen. Nach 33 Km folgte der längste und steilste Anstieg des Tages und bei diesem Abschnitt wurden die schnellsten Zeiten gemessen und es gab für die Gesamtwertung Bonussekunden für die ersten 3 Teams (20 Sek., 10 Sek. & 5 Sek.) und dies war eine gute Chance, wieder Zeit gut zu machen. Doch obwohl wir Vollgas hinauf fuhren, wurden wir unsere Begleiter nicht los, am Ende reichte es aber tatsächlich für die schnellste Zeit des Tages!

Auch die folgende Abfahrt brachte keine Selektion und die vor uns fahrenden Leader gerieten auch nie in unser Blickfeld. Während den letzten 3 Wochen jagte ich wie schon gesagt meinen Puls nie mehr über 160 und so kam es, dass ich beim letzten Anstieg des Tages plötzlich Mühe hatte. Mein letztes Rennen liegt schon fast 2 Monate zurück und der Körper muss sich erst wieder an die hohe Belastung gewöhnen. Rückblickend verlor ich total unnötig die Hinterräder unserer Begleiter und da war da plötzlich diese kleine Lücke, welche wir im Anschluss nicht mehr schliessen konnten. Die verbleibenden 8 Km bis ins Ziel fuhren wir anschliessend alleine, denn meine Beine waren einfach zu und es klemmte gewaltig. Hinter uns war der ganze Tag weit und breit keiner in Sicht und Rang 3 schien gesichert. Leider kam es auch da noch dicker und wir wurden 200 Meter vor dem Ziel tatsächlich noch abgefangen, Rang 4!

Das war schon ziemlich bitter und wenn ich das Rennen jetzt analysiere, dann ärgere ich mich extrem, dass ich im entscheidenden Moment nicht noch etwas mehr gebissen hatte. Doch hätten wir am Anfang den Anschluss nicht verloren, dann wäre das ganze Rennen vlt. anders verlaufen und somit hatten wir beide unseren Teil dazu beigetragen, dass es ein Missglückter Start ins Rennen war! Für mich überwiegt am Ende trotzdem das Positive und das ist die Tatsache, dass ich heute über 2.5 Std. mit einem Durchschnittspuls von 176 und Maximalpuls 194 in der Gegend herum heizen konnte, ohne dass mir die Zylinder um die Ohren flogen! Der „Einbruch“ kam wohl ganz einfach durch die fehlende Praxis und Intensitäten der letzten Wochen!

Ich bin auch zuversichtlich, dass es Morgen bereits besser gehen wird. Manchmal braucht der Körper „eins aufs Dach“, um wieder geweckt zu werden und die etwas längere Etappe sollte uns ebenfalls entgegen kommen. Aus keinen Erwartungen erwachte nun bereits nach dem ersten Renntag doch wieder der Ehrgeiz und meine Motivation für die kommenden zwei Tage ist sehr gross! Es ist einfach wieder extrem schön, Rennemotionen und Positionskämpfe erleben zu dürfen! Ich freue mich auch Morgen, FullGaz!