Hätte…. Dieses Wort hat spätestens seit der Ultra EM eine ziemlich prägende Bedeutung für mich. Eigentlich sollte man im Leben nicht oft auf ein «hätte» zurückblicken müssen, sondern die Dinge von Anfang an so einfädeln, dass es eben möglichst gut passt!
Gestern gab es schon oft dieses hätte… was wäre ohne den Defekt gewesen? Was wenn ich über den ersten Anstieg gekommen wäre…? Und heute? Heute gab es noch viel mehr von solchen «hätte»!
Nach dem heutigen Start herrschte immerhin die ersten 5 Km etwas «Waffenstilstand», da wohl alle ziemlichen Respekt vor der harten Etappe hatten. Doch bald wurde es dem letztjährigen Cape Epic Sieger Matt Beers von Specialized zu bunt und er zog das Tempo mächtig an. Die erste Schlüsselstelle folgte nach 20 Km, ein langer und sehr schneller Downhill und der ganze Staub erschwerte dermassen die Sicht, dass man manchmal praktisch im Blindflug über die Steine donnerte. Ich konnte es kaum glauben, dass es zu keinen Defekten in der Spitzengruppe kam und nach einer kurzen Verschnaufpause nach der Abfahrt ging es dank Beers erneut richtig los. Es folgten viele kleine Anstiege auf Singletrails und ich hatte extrem Mühe, dass ich den Anschluss halten konnte. Unmittelbar vor der ersten Techzone hatten die Gesamtzweiten einen Reifendefekt und im Anschluss wurde das Tempo noch einmal erhöht. Beers drückte auf einer leicht ansteigenden Schotterstrasse so lange aufs Tempo, bis die gesamte Spitzengruppe explodierte!
Vorne konnten sich Specialized und Corner Card (Schurter & Colombo) absetzen und dahinter folgten die Cannondale Piloten Haterley & Andreassen. Ich musste etwas Tempo rausnehmen und so lagen wir weitere 20 Sekunden zurück. Dies ging ein paar Km so weiter, ehe wir es auf einem Flachstück schafften, zu den Cannondale Fahrern aufzuschliessen. Der Gegenwind war brutal und nach ein paar Km erhielten wir von den Gesamtzweiten Gesellschaft. Diese kamen richtig schnell angeflogen und übernahmen auch gleich die Nachführarbeit. Leider kam es dann zum ersten «hätte», denn ich konnte einfach nicht mehr und musste die Gruppe ziehen lassen.
Es folge ein knapp 10 Km langer «Zieher», also ein nicht allzu steiler Anstieg der uns zum Fusse des berüchtigten Morino Monsters, dem Hauptanstieg des Tages führte. In jenem Abschnitt kassierten wir über 2 Minuten und ich war mir sicher, dass wir auf unserem 5ten Rang bis ins Ziel kommen würden. Trotzdem gab ich nicht auf, denn Alex hatte einen weiteren guten Tag und so einfach lässt man seinen Partner nicht im Stich! Ich versuchte einen guten Rhythmus zu finden und nach gut der Hälfte des langen Anstieges tauchte plötzlich Haterley und wenig vor ihm auch Botha (Gesamtzweite) vor uns auf. Beide schienen noch mehr zu leiden als ich und sie kamen uns beinahe schneller entgegen als wir ihnen! Im letzten 5tel des Anstieges hatten wir tatsächlich beide Teams überholt und erreichten als Dritte das Dach der Rundfahrt!
Doch da war das zweite endtscheidende hätte, denn unser Vorsprung war mit knapp 40 Sekunden sehr knapp und die ultra ruppige Abfahrt forderte unser gesamtes Technisches Können ab! Wenn man so runterfahren muss, dann ist es eine Lotterie, wenn man am Ende ohne Defekt unten ankommt. Doch wenn es um einen Podestplatz geht, dann gibt es nur eines, Alles oder nichts. Das Problem war, dass sich uns Cannondale in der Abfahrt auf knapp 20 Sekunden herangefahren hatte und so wurden die verbleibenden 15 Km ein Zeitfahren auf Biegen und Brechen. Die Motivation war natürlich auch bei unseren Verfolgern gross, standen die zwei Top Cross Country Cracks bislang noch nicht auf dem Podest! 5 Km vor dem Ziel waren sie schlussendlich dran und im Sprint waren wir am Ende ganz einfach chancenlos. Hätte ich die Gruppe nicht ziehen lassen müssen oder hätte ich am Anstieg etwas mehr zusetzen können oder hätten wir nach der Abfahrt 20 Sekunden mehr Vorsprung gehabt, dann hätte es vermutlich gereicht. So war die Enttäuschung bei uns beiden sehr gross!
Ich warf heute meine gesamte Erfahrung in die Waagschale und versuchte trotz kaputten Beinen einen Podestplatz herauszufahren. Oben auf dem Gipfel war meine Freude noch so riesig und ich glaubte fest an unsere Chance. Dass es am Ende eine so enge Niederlage wurde, schmerzte schon ein wenig doch immerhin war ich nicht der Einzige, der die Strapazen spürte. Nun bleibt noch eine Möglichkeit, um nochmals einen Podestplatz herauszufahren! Wir bleiben dran!