Phu….. , eigentlich geniesse ich Namibia vor allem deswegen, weil man so weit weg von Europa und dem ganzen Stress ist. Was ich jedoch in der letzten Woche alles erlebt habe, darüber könnte ich schon wieder beinahe ein Buch füllen! Der Stress entstand diesmal vor allem und gerade deswegen, weil ich von allem so weit weg war!
Nachdem ich am Montag in Namibia angekommen bin, reiste ich am Donnerstag mit meiner Frau‘s Bruder in den Süden nach Aus. Die 5.5 stündige Autofahrt wurde einzig durch einen platten Reifen mitten in der Pampa etwas aufgewirbelt, ansonsten kreuzten wir nach den ersten 1.75 Std. auf Teerstrasse während den nächsten 3.75 Std. gerade mal 4 Autos! Ich war 2017 das erste Mal in Aus, genauer auf der Klein Aus Vista Lodge, welche von einem begeisterten Mountainbiker geführt wird (Piet Swiegers) und da es mir dort so gut gefallen hat, absolvierte ich bereits vor einem Jahr vor dem Desert Dash ein kleines Trainingsweekend mit meinem Namibischen MTB Kumpel Tristan de Lange. Auch er war dieses Jahr wieder mit dabei und mit ihm reiste ein weiterer Youngster (Hugo Hahn) aus Namibia mit nach Aus. Mein Plan war, dass ich die nächsten 6 Tage einen ordentlichen Trainingsblock rein drücken kann und mich auf etwas niedrigerer Höhe als Windhoek (1400 M.ü.M.) und vor allem in der grossen Hitze bestmöglich akklimatisieren würde!
Zu unserer Überraschung wehte in Aus starker Westwind, welcher die kühle Luft vom Atlantik bis in die Wüste drückte und so war es eher frisch als heiss! Nach der Ankunft reichte es sogar noch für einen sundowner ride mit Piet, welcher im Lockdown durch das Ausbleiben seiner Gäste vor allem damit beschäftigt war, sein Singletrailnetz auf seiner Farm auszubauen! Mittlerweilen gibt es über 150 Km Trails in Aus und noch dazu ist es für mich eine der schönsten und eindrucksvollsten Landschaften überhaupt!
Meine Freude hielt dann am Freitag genau für das 5 stündige Training, denn als ich zurückkam, da hatte ich unzählige Nachrichten auf meinem Telefon. Das Internet in Aus ist nicht gerade das stärkste und eigentlich wollte ich für einmal etwas Abstand von der ganzen „Onlineverknüpftheit“. Stattdessen erfuhr ich von der ganzen Misere der neuen Virusvariante, welche in Südafrika entdeckt wurde und den Reiseverboten nach Europa von Afrika aus. Ich solle sofort auf den nächstmöglichen Flieger steigen und nach Hause reisen, solange ich dies noch könnte, ehe ich für die nächsten Monate hier unten „fest sitze“! Dies wäre mir eigentlich egal gewesen, doch da meine Frau nicht mitkommen konnte und in der Schweiz bleiben musste (Arbeit), wollte ich natürlich auch sofort nach Hause und das Risiko nicht eingehen.
So war ich schliesslich den ganzen Abend damit beschäftigt, meinen Flug umzubuchen, was am Ende durch die Überbuchungen nicht einmal klappte und so buchte ich am Ende einen neuen Flug, welcher mich bereits am Montag hätte nach Hause bringen sollen! Nach einer halb schlaflosen Nacht absolvierte ich am Samstag noch ein letztes Training, ehe ich am späten Nachmittag das Auto packte und alleine zurück nach Windhoek fuhr (damit ich am Sonntag noch einen notwendigen PCR Test machen könnte). Die Motivation war im Keller, denn ich hatte einmal mehr die letzten Wochen für Nichts trainiert und investiert und ein zweiter platter Reifen brachte mich an den Rand der Verzweiflung. Am Ende war ich erst spät abends zurück und vor allem froh, dass ich es geschafft habe, denn diesmal sah ich die ersten 4 Std. ganze 3 Autos!
Am nächsten Morgen (Sonntag) fühlte ich mich, als hätte mich ein Panzer überfahren! Sofort startete ich die News und diskutierte mit meinen Schwiegereltern das Geschehene! Je mehr ich darüber nachdachte und das Ganze analysierte, desto mehr war ich mir sicher, dass es wieder einmal eine komplette Überreaktion der Medien und vor allem heisse Luft und Panikmacherei ist! Ich entschied mich ziemlich schnell, dass ich nicht nach Hause reisen würde und vor allem die Statements der Airlines, das sie ihren Flugbetrieb aufrechterhalten würden, stimmten mich zuversichtlich. So buchte ich meinen ursprünglich geplanten Heimflug wieder um, stornierte den Montagflug komplett und war somit wieder „back in the Game for the Dash“!
Doch nun sass ich in Windhoek und das Trainingslager, auf welches ich mich so gefreut hatte, hatte ich fluchtartig abgebrochen und meine Kollegen im Stich gelassen! Trainieren konnte ich an jenem Tag sowieso nicht mehr, denn es war bereits viel zu heiss in Windheok und zum Glück fragte mich meine Frau am Telefon, wieso ich denn nicht einfach wieder zurück nach Aus gehen würde?! Ja, wieso eigentlich nicht und so sass ich keine 30 Minuten später wieder im Auto und fuhr die 5.5 Std. zurück nach Aus, wo ich ohne Panne pünktlich zum Abendessen mit den Kollegen zurück war!
Ok ich muss eingestehen, ein bisschen verrückt war die ganze Aktion schon ein wenig aber dass ich nicht zum Durchschnitt zähle, weiss ich auch schon lange genug und so passte die ganze Aktion vollends zu mir! Entschädigt wurde meine ganze Aktion bereits am Montag bei einem weiteren 5 stündigen Training auf den Trails von Aus und ich hatte mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt! Ich war vor allem auch froh, dass ich mich am Ende gegen die Heimreise entschieden habe und so konnte ich mein „Trainingslager“ schliesslich bis Mittwoch wie geplant und ohne Verlust (ich hätte eh einen Ruhetag gemacht) fortsetzen!
Nun bin ich seit Mittwochabend wieder zurück in der Hauptstadt und habe noch eine Woche Zeit, mich vollends an die Hitze und Höhe zu gewöhnen!
Ein ganz grosses Dankeschön an dieser Stelle an die Klein Aus Vista Lodge und Piet für die herzliche Gastfreundschaft! Für mich ist Aus der Top Spot für ein unvergessliches MTB Wochenende und ich war bestimmt nicht das letzte Mal dort!
Wenn man sieht, welche Folgen die gesamten Reaktionen, Einschränkungen und Massnahmen für eine Lodge wie Klein Aus Vista hat, dann ist das doppelt schmerzvoll! Piet beschäftigt rund 65 Mitarbeiter und jeder dieser Mitarbeiter der in Aus lebt, kommt für rund 9 weitere Personen seines Haushaltes auf! Durch die ganzen Stornierungen und das Ausbleiben der Gäste kann man sich selber ausmahlen, welche Folgen dies für das ganze Personal und die Lieferanten haben wird. Kurzarbeit und Entschädigungen wie bei uns in der Schweiz gibt es natürlich auch nicht und das Ganze macht mich zutiefst traurig und wütend!
Wer weiss, vlt. normalisiert sich das Ganze wieder etwas und ich hoffe jetzt weiter, dass das Rennen in einer Woche wie geplant stattfinden und ich dann auch „normal“ nach Hause kommen werde! Wenn nicht, dann werde ich es auch akzeptieren denn einmal mehr wurde mir bewusst, wie privilegiert ich bin und wie klein meine Probleme gegenüber so manchen Menschen in diesem und anderen Länder eigentlich sind!
Bis dann werde ich nun noch den ein oder anderen Km abspulen und nächste Woche vor allem eines, ausruhen und Körner bunkern, damit ich auch dieses Jahr die verlängerten 393 Km schaffen werde! Das nächste Buch von meiner Seite wird dann hftl. in 9 Tagen veröffentlicht!
FullGaz!