Dass im Leben nicht immer alles so gelingt wie man es sich vorstellt, ist nichts Neues! Genau eine solche Phase durchlebe ich im Moment, denn bei mir will es im Moment einfach nicht so wie ich es gerne hätte! Schon vor der Schweizer Meisterschaft hatte ich mich ja nicht sonderlich gut gefühlt und dass ich mich im Rennen ebenfalls schwer tat und das Gefühl hatte, dass ich einfach nicht 100 % auf dem Damm bin, bestätigte sich schliesslich die Tage nach dem Wettkampf. Bereits am Dienstag hatte ich wieder Halskratzen und absolut keine Energie mehr. Dies ging dann noch drei Tage lang so weiter und ich verbrachte die meiste Zeit mit Schlafen! Erst am Wochenende, rund fünf Tage später war ich schliesslich wieder in der Lage, ein halb anständiges Training zu absolvieren. So richtig gut fühlte ich mich aber noch immer nicht …….
Die Marathon WM verfolgte ich somit von zu Hause aus und obwohl ich mich ja schon länger gegen einen Start entschieden habe, wurmte es mich dann doch ein wenig dass ich nicht da war. Das extrem harte und lange Rennen wäre mir sicherlich entgegen gekommen, doch mit meiner körperlichen Verfassung der letzten Woche hätte ich selbst bei einer Anreise unmöglich zum Rennen starten können. Mit Andreas Seewald hat der Marathonsport schlussendlich ein verdienter neuer Weltmeister bekommen und die Aufgabe oder hinteren Platzierungen der vielen namhaften Cross Countryfahrer hat aufgezeigt, dass sich der Marathonsport extrem entwickelt hat! Ich bin froh über diese Entwicklung, denn die ständigen „Verkürzungen“ bei den Etappenrennen wie Swiss Epic oder auch Cape Epic spielten in den letzten Jahren stets in die Karten der CC Fahrer. Dass sich nun auch ein CC-Weltmeister bei einem solchen Rennen die Zähne ausbeisst, ist für unseren Sport extrem aussagekräftig!
Bei mir war die letzten Tage vor allem Geduld gefragt, doch diese hatte ich ausnahmsweise! Ich durchlebe im Moment viele gemischte Gefühle und dies, obwohl unmittelbar vor mir nun noch einmal ein richtig hartes Rennen zum Saisonende bevorsteht, auf welches ich mich lange extrem gefreut habe. Die Freude entwich nun aber eher der Ungewissheit, viel Skepsis und auch einer gewissen Gleichgültigkeit. Ob es nun noch einmal ein letztes Aufbäumen wird oder eher ein komplettes „Kaputtfahren“ kann ich im Moment nur sehr schwer abschätzen. Es ist sehr schade, denn ich hatte mich Mitte September nochmals richtig gut gefühlt und gehofft, dass es an der SM für einen Exploit reichen wird. Dass es keinen gab wissen wir, doch dass ich offensichtlich körperlich geschwächt und physisch besser in Form gewesen wäre, widerspiegelt ein wenig meine gesamte Saison. Zu oft stand ich mir selber im Weg, machte Fehler und fand das richtige Gleichgewicht nicht. Obwohl ich gar nicht so viele Rennen gefahren bin gelang es mir nicht, die konzentrierte Energie am entscheidenden Tag los zu lassen. Stattdessen verbratete ich die meisten guten Tage bei Trainingseinheiten vor allem vor dem eigentlichen Saisonbeginn.
Durch die anhaltende Pandemie fehlte vor allem im Frühjahr bis Juli die gewohnte Struktur, da alle herkömmlichen Rennen, die ich stets gefahren bin, abgesagt wurden. So richtig in Form fahren konnte ich mich trotzdem und dass ich meine Saison bei meinem Misserfolg an der Ultra EM nicht nur physisch, sondern auch mental begraben habe, das steht Mittlerweile für mich fest! In jener Phase hatte ich die besten Beine des ganzen Jahres. Seither ist es ein stetiges Auf- und Ab und es gelingt mir einfach nicht, die richtige Mischung zu finden. Dazu kommt eine noch fast nie dagewesene mentale Müdigkeit.
Denn nicht nur die Beine sprechen ihre Sprache. Das Familienschicksal hat mich ebenfalls sehr stark beschäftigt und Energie gezogen. Dazu die vielen negativen Veränderungen der Pandemie und das ewige schlechte Wetter des gesamten Jahres (Ausnahme September). Der Bike- Rennsport und das Profidasein hat sich verändert in den letzten Jahren und dazu beigetragen hat neben der Pandemie aus meiner Sicht auch das Social Media. Wurde ich früher durch gute Leistungen und mit Wertschätzung von vielen Veranstaltern eingeladen, so unterschreibe ich heute ganze Marketingverträge, damit ich bei Rennen starten kann und meine Stories auf allen Kanälen mit Bildern fülle….. Ein sauberer Auftritt auf dieser Website reicht nicht mehr aus und das ständige Gefühl, noch etwas mitteilen zu müssen zermürbt mich. Früher spürte ich diesen enormen Druck auch noch von der Seite der Teams und da bin ich nun sehr froh, dass ich durch mein eigenes „Team“ und meine Sponsoren Leute im Hintergrund habe, die mir diesbezüglich keinen Druck mehr machen! Auch bei der Wahl der Rennen habe ich alle Freiheiten und auch da werde ich in Zukunft nochmals einige Änderungen vornehmen und neue Projekte ansteuern! Eines davon wird nun der Titan Desert in Marokko von kommender Woche sein! Ein neues, unbekanntes Rennen. Neue Strecken, neues Gelände, neue Leute, ein neues Land! Alles Dinge, die mir einerseits etwas Gänsehaut bescheren, aber andrerseits auch sehr viel Vorfreude geben!
Am kommenden Freitag werde ich zuerst nach Barcelona reisen und von da aus wird es am Samstag früh morgens mit einem Charterflug nach Marokko weiter gehen. Während 6 Tagen gilt es rund 640 Km & 7‘500 Hm durch die Wüste zurück zu legen! Ich werde auch diesmal alles alleine machen und hoffe, dass ich mit den unbekannten Gegebenheiten zurechtkommen werde! Körperlich geht es mir nun wieder etwas besser und wer weiss, vlt. habe ich nochmals Glück gehabt und das Gleichgewicht von Erholung und Belastung doch noch gefunden. Dass ich bei Sonnenschein ja bekanntlich besser funktioniere, ist auch kein Geheimnis mehr …..
Mit etwas Abstand zum jetzigen Alltag und auch Zeit für mich alleine werde ich hoffentlich auch wieder etwas Energie für die nächsten Wochen -/ Monate tanken können. Da wird sich nämlich einiges ändern und das nächste Jahr sollte sehr vielversprechend werden!
Es ist also doch nicht alles so schlecht und es gehört zum Leben dazu, dass man durch gewisse Phasen geht und sich die Dinge hinterfragt! Mein Weg war und ist bestimmt noch nie der leichteste und manchmal wäre vieles einfacher, wenn die Dinge für mich entschieden würden und ich nur hinterherlaufen könnte. 0815 war und ist aber auch noch nie mein Ding und die wichtigste Erkenntnis, die ich in meiner gesamten Laufbahn als Sportler gewonnen habe ist und bleibt dieselbe! Es ist ein riesiges Privileg, das Drehbuch meines Weges selber schreiben zu dürfen!
Ich weiss noch nicht ob es in der Wüste Daten hat, damit ich hier vom Rennen berichten kann. Wenn nicht, dann werde ich nach meiner Rückkehr einen ausführlichen Bericht verfassen und jeder der interessiert ist, kann das Rennen online auf der Website oder dem Instagram Account des Titan Deserts mitverfolgen!
Vamos!