Rennberichte

Etappensieg Nr. 2! Gesamtführung ausgebaut!

Wauw, was für eine Etappe! Ich weiss mal wieder überhaupt nicht wo ich anfangen soll…..

Wenn man mit solchen Beinen wie heute Rennen fahren kann, dann kann im Normalfall eigentlich nicht viel schief gehen! Bei diesem Rennen ist das ja aber bekanntlich nicht das Entscheidende! Das heutige Gefühl hätte ich mir bei der SM gewünscht aber mit dem Ausgang am Ende dieser verrückten Etappe kann ich auch sehr gut leben.

Gestern war ich nach der Etappe richtig kaputt und ganze 3 Mal beim Buffet um die Speicher zu füllen. Dazu kamen 5 Liter Wasser mit Elektrolytes gegen die Dehytration!

Während sich alle halb verrückt wegen der Navigation machten, versuchte ich nicht daran zu denken und nahm mir vor, erneut einfach hinterher zu fahren. Im Notfall bekamen wir ja die Koordinaten der Fixpunkte (6 Stk.) und diese konnte ich ja in meinem Garmin eingeben und im Notfall einfach diese Punkte anvisieren.

Die ersten 15 Km wurde uns eine normale Strecke vorgegeben und danach fing der Sch…. in den Sanddünen an. 4 Km Dicksand und dazu eigene Navigation. Ich folgte wie geplant dem Hinterrad von Betalu. Alle anderen der Top 5 nahmen einen anderen Weg und so wurde ich dann doch schnell nervös. Wer sagt mir, dass Betalu nicht doch seinen Landsleuten helfen würde und mich auf eine falsche Fährte führen würde? Auf alle anderen schaute ich ja sowieso nicht.

Ich bog schliesslich doch ab und verfolgte die andere Gruppe. Immer wieder mussten wir durch den Sand rennen, da die Dünen nur auf der einen Seite befahrbar waren.

Als wir dann beim ersten Checkpoint waren, da fuhr gleich die erste Frau vor uns durch und uns wurde ein Rückstand von 5 Min!!! auf Betalu gemeldet! Was für ein kackweg sind wir denn bitte gefahren?! Ich hätte ihm also doch folgen sollen! So eine Sch….

Es kam noch schlimmer, denn nun war zwar der Untergrund wieder steinig und fahrbar, doch die beiden BMC verschwanden in zwei verschiedene Richtungen! Ich blieb bei den beiden Teamkollegen und Gesamtdritten (Zubeldia), respektive Fünften (Zubero), da sie ja anscheinend sehr gute Navigatoren wären.

Kurz vor dem nächsten Checkpoint tauchte dann der Gesamtzweite (Munoz) wieder vor uns ein und so erhöhte ich das Tempo und reduzierte den Rückstand bis zum Checkpoint (oben auf einer Steindüne) auf wenige Sekunden. Doch nach dem Checkpoint drehte Munoz um und kam mir entgegen!! Jetzt verstand ich die Welt nicht mehr, der will mich doch komplett verarschen!

Gemeinsam mit Zubeldia fuhr ich auf dem ruppigen Weg weiter und als ich nach der Abfahrt zurück blickte, da war Zubero auch nicht mehr bei uns. Eigentlich hatte ich beim Frühstück noch mit Zubeldia gesprochen und er meinte ich soll relaxen und ihm folgen. Als ich ihm dann sagte, dass sie nicht gerade schöne Spielchen mit mir spielen meinte er, er wisse auch nicht was ab gehen würde.

Ein im Leben sehr entscheidender Wert, den ich von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen habe ist Ehrlichkeit. Man kommt damit immer besser durchs Leben und es gibt auch nie Ärger! Ich merke also sehr gut, wenn jemand nicht ehrlich ist und etwas nicht stimmt und die ganze Situation stinkte gewaltig!

Ich atmete einmal tief durch und dann entschied ich mich, das Rennen selber in die Hand zu nehmen und auf die einfachste Taktik überhaupt zurück zu greiffen. Während alle irgendwelche Spezialisten hatten, die ihnen anhand von Google Earth die schnellsten Strecken zu kreieren versuchten, fuhr ich einfach in direktester Linie auf den nächsten Fixpunkt zu.

Dies war natürlich ein grosses Risiko, denn es gab viele defektanfällige Steinfelder und auch die eine oder ander Sanddüne musste richtig an, über oder umfahren werden. Als ich dann kurz vor dem Checkpoint 2 war, tauchte wieder der eine BMC vor mir auf. Das Beste war jedoch, dass wir anscheinend die ersten beiden Fahrer bei diesem Punkt waren! Wo Betalu seine 5 Min verschenkte oder wo alle anderen waren, wusste ich nicht und nun drehte ich den Spiess um. Ich fuhr eine Zeit lang mit gleichem Abstand hinterher, ehe ich dann vom Weg abbog und wieder direkt auf den nächsten Punkt zusteuerte. Dieser war aber ca. 10 Km entfernt und ich wusste nicht, ob ich durch das unwegsame Gelände kommen würde. Rückblickend war es wohl die perfekteste Linie, denn ich war nun alleine vorne und hatte einen ziemlichen Vorsprung! Der grösste Gegner war der extreme Gegenwind, doch die Beine drehten und drehten und so glaubte ich an meine Chance! Nach dem nächsten Checkpoint lagen noch immer 50 Km, doch nun wurde das Gelände flach und endlich hatte ich Rückenwind.

Leider musste dann kommen, was kommen musste und nach dem nächsten Checkpoint war die direkteste Linie nicht mehr die schnellste. Der Untergund wurde immer sandiger, da ich sehr Nahe an die Sanddünen kam und es brauchte extrem viel Kraft. Ich verlor viel Zeit und irgendwann sah ich einen geschätzten Km rechts von mir 3 Fahrer. Sie fuhren den weiteren Weg aussen lang und jetzt musste ich handeln. Ich verliess meine Linie und setzte den Dreien nach. Nach einigen KM am Limit hatte ich sie gestellt. Es waren die beiden Teamkollegen Zubero und Zubeldio, die mich so vera… hatten und noch ein Fahrer, der keine Rolle mehr spielte.

Wirklich viel war bei allen drei nicht mehr im Tank und kurze Zeit darauf erreichten wir endlich den letzten Checkpoint.

Nachdem uns gesagt wurde, dass wir die ersten wären nutzte ich die nächste tiefe Sandpassage und verabschiedete mich erneut von den anderen. Die letzten 10 Km hatten wir wieder eine vorgegebene Strecke und so konnte nichts mehr schief gehen! Heute gab es keine Geschenke mehr und so gewann ich die Etappe nach knapp 100 Km schliesslich doch noch! Wahnsinn!

Ich konnte es einfach kaum glauben, dass ich mit den einfachsten Hilfsmittel die schwierigste Etappen gewinnen konnte. Heute konnte ich aber vor allem auf meinen Motor vertrauen und einmal mehr half mir die Erfahrung aus Namibia. Dicken Sand können wir in Europa ja nicht üben! Dazu hatte ich einmal mehr den richtigen Instinkt und traf zu jedem Zeitpunkt die korrekte Entscheidung!

Nun liege ich vor der letzten (kurzen) Etappe mit 75 Km mit über 4 Min vorne und es sollten keine entscheidenden Navigationen mehr möglich sein. Ein letztes Mal alle Körner verschiessen, bevor ich hftl mit einem schönen Erfolg in die Pause gehen kann!

FullGaz