Rennberichte

Auftaktsieg beim Titan Desert!

Etappensieg und Leadertrikot zum Auftakt des Titan Deserts in Marokko!

Ich kann es irgendwie noch kaum glauben aber ich habe tatsächlich gerade die erste Etappe gewonnen!

Von mir aus betrachtet waren die 102 Km eigentlich bereits die zweite Etappe, denn die erste war sehr viel beschwerlicher, nämlich die Reise hierher!

Am Freitag Morgen startete ich um 5 Uhr zu meinem Abenteuer nach Marokko. Meine Frau brachte mich pünktlich zum Flughafen und dann ging es los nach Barcelona. Da musste ich dann fast den ganzen Tag im Hotel nahe des Flughafens zu Tode schlagen, ehe ich gestern bereits um 3.30 Uhr aufstehen und wieder zum Terminal musste. Wie gross dieses Rennen tatsächlich ist, wurde mir erst beim Check in so richtig bewusst. 250 der 450 Teilnehmer waren auf meinem Charterflug und der Rest kam von Madrid aus und die Spanier machten mir klar, was für einen Stellenwert dieses Rennen bei ihnen hat.
Der Flug nach Marokko war dann nur etwas mehr als 1 Stunde, doch der kleine Flugplatz in Quarzatate war leicht überfordert mit der Menge an Passagieren und so dauerte die Passkontrolle ziemlich genau gleich lang! Da der Terminal zu klein war, reihten wir uns halt in der Sonne auf dem Rollfeld auf. Ich fand mich damit ab, denn schliesslich bin ich wieder auf dem Afrika Kontinent und da spielt die Zeit generell eine andere Rolle!
Nach einer anschliessenden 2 stündigen Busfahrt erreichte ich ganz schön kaputt das Camp! Zeit zum schlafen hatte ich deshalb nicht, weil ich nicht genug von der atemberaubenden Landschaft bekommen konnte! Das ist genau meine Welt hier!!

Nach der Ankunft hiess es dann nochmals gut 2 Std alles organisieren. Haima (Zelt) suchen (da drin war es gefühlt 50 Grad!!), Bike zusammen bauen (an der Sonne bei 34 Grad) und Startnummer usw. holen….

Die Organisation bekommt von mir gleich mal 5 Sterne und ist kaum zu toppen und dies mitten in der Pampa! Mein Haima teile ich mit zwei weiteren „fremden“ Leuten. Wobei der eine kenne ich aus meiner Jugend, denn ich habe ihn bei unzähligen Tour de France ( er fuhr deren 18!! ) im TV gesehen! Sylvain Chavanel war einer der Besten seiner Generation und ist in Frankreich noch immer eine Legende! Zusammen mit seinem Kumpel (Amaél…. , der 7 Jahre bei BMC fuhr, stellt er sich ebenfalls dem Abenteuer! Der ganze Dreck und das Camp schien beiden nichts auszumachen, obwohl sie Jahrelang in den Teambusen und Hotels bei Rennen waren, irgendwie cool!

Am späteren Nachmittag konnte ich dann auch noch kurz aufs Bike, damit ich die „Wasserbeine“ wenigstens ein bisschen drehen konnte. Doch nicht nur die Beine drehten nicht, die Hitze und Müdigkeit machten mir ganz schön zu schaffen!

Das Schwierigste hier ist, dass fast keine Spanier Englisch sprechen und ich spätestens nach dem Briefing feststellen musste, dass es kein herkömmliches Rennen ist! Gefahren werden muss ebenfalls mit GPS und zwischen den obligatorischen Kontrollpunkten kann man sich auch selber navigieren. Die fünfte Etappe muss dann komplett nach GPS gefahren werden und davor habe ich jetzt schon Schiss!

Meine Vorfreude wurde damit ziemlich getrübt und so stand ich heute nach einer erholsamen Nacht (es wurde richtig kalt) um 8 Uhr etwas verloren am Start!

Von der Musik und Stimmung her (der MC gab Alles!) wusste ich nicht, ob ich in einem Zürcher Club oder tatsächlich in der Wüste bin und spätestens nach den ersten neutralisierten Km auf Apshalt musste ich voll da sein! Ein Schotterweg gespickt mit Bollensteinen, die kreuz und quer durchs Feld flogen, Staub und schlechte Sicht und eine frisch los gelassene hoch motivierte Rennfahrerherde waren noch nie eine gesunde Mischung!
Es dauerte auch nicht lange ehe es knallte und das Geräusch und der Schrei brachten mir Gänsehaut!
Das Ganze beruhigte sich schliesslich nach gut 10 Km und ich hielt mich stets in den vordersten Positionen auf.

Nach knapp 40 Km kam der erste lange Anstieg und da riss es die gut 30 köpfige Spitzengruppe komplett auseinander. Meine Beine waren zum Glück extrem gut und ich konnte am Ende sogar den Bergpreis gewinnen. Die Aussicht von da Oben war für mich etwas vom schönsten was ich je gesehen habe und am liebsten hätte ich mich hingesetzt und ein paar Minuten inne gehalten.

Zeit dazu blieb natürlich nicht, denn es folgte eine steinige Abfahrt und da kamen nochmals 2 Fahrer zurück. Somit waren wir eine 5 köpfige Spitzengruppe und dies blieb schliesslich bis kurz vor dem Ziel für den Rest der Etappe so! Es war ein ständiges Auf und Ab, doch das ist ja genau mein Geschmack und je länger das Rennen dauerte und je höher die Temperaturen kletterten, umso mehr glaubte ich an den Sieg! Einzig die zwei Teamkollegen des BMC Teams … waren mein Problem, da sie ihre Karten im Sprint ausspielen könnten. 6 Km vor dem Ziel musste also beim letzten Anstieg eine Vorentscheidung her. Ich verschärfte das Tempo doch leider blieben zwei an meinem Hinterrad. Glücklicherweise hatte ich einen BMC’ler los, doch anschliessend fuhr sein Teamkollege natürlich nicht mehr mit, weil sein Kollege der wohl bessere Sprinter ist und der andere konnte nicht mehr. So musste ich schliesslich die letzten 4 Km das Tempo so hoch halten, dass der eine nicht zurück kommt und ich noch ein paar Körner für den Sprint haben würde. Schliesslich nutzte ich eine kurze steinige Passage 500 Meter vor dem Ziel für meine Attacke. Ich fuhr mit mehr Risiko durch und zog danach voll durch. Etappensieg, Leadertrikot, geilo!!

Heute profitierte ich einmal mehr von meiner Mittlerweilen riesigen Erfahrung und auch auf meinen Körper ist Verlass. Obwohl es die letzten Tage zu Hause sehr kalt war, hatte ich keine Probleme mit der Hitze und auch meine Form scheint wirklich gut zu sein. Dazu konnte ich einmal mehr meine Allrounderfähigkeiten unter Beweis stellen und auch auf mein Material war ebenfalls Verlass! Dass es noch ein weiter und sehr schwieriger Weg ist, dass habe ich heute aber ebenfalls festgestellt und mal sehen, was Morgen auf mich wartet!

So, jetzt habe ich wunde Finger vom Telefontippen (Laptop hatte keinen Platz) und nun werde ich noch ein wenig den Sonntag geniessen!

Vamos!!