Rennberichte

Rang 5 bei der SM, knapp daneben ist auch vorbei!

Wenn man nach 4.24 Rennstunden mit einer knappen Minute Rückstand „nur“ auf Rang 5 ins Ziel kommt, dann ist man im ersten Moment natürlich  ziemlich enttäuscht. Seit meinem Titelgewinn 2017 war ich nie mehr so nahe dran am Meistertrikot und doch war es am Ende eindeutig, dass ich im Finale nichts zu sagen hatte!

Mit etwas Abstand betrachtet bin ich mit meiner heutigen Leistung aber sehr zufrieden und auch taktisch machte ich das Meiste richtig. Ein möglicher Grund für meine Schwäche am Ende gibt es dann nämlich doch noch, doch mehr dazu später!

Nach dem Kälteeinbruch vom vergangenen Sonntag hatte ich in der ersten Wochenhälfte ziemlich Mühe mit dem Temperaturwechsel und ich fühlte mich bis Mittwoch nicht wirklich gut. Dazu hatte ich auch noch Halskratzen und ich befürchtete bereits das Schlimmste. Glücklicherweise ging es dann ab Donnerstag wieder aufwärts und so freute ich mich doch noch auf das Schweizer Saisonfinale und wohl letzte Iron Bike Race in Einsiedeln.

Der Startschuss fiel wie immer um 8 Uhr in der Früh, doch leider war es nicht mehr diese mystische Stimmung wie früher, als wir vor dem Kloster Einsiedeln vor einer grossen Zuschauerkulisse los gelassen wurden. Die Coronasituation zwang die Veranstalter zu drastischen Massnahmen und so wurden wir wie „eingesperrte Tiere im Zoo“ hinter Gittern zum Start aufgestellt. Selbst der berüchtigte „Bikersegen“  des  Priesters des Klosters blieb aus, wieso auch immer…..

Die ersten Kilometer des 101 Km und 3‘600 Hm umfassenden Rennens entlang des Sihlsees waren wie immer gemütlich, denn natürlich wollte keiner der Favoriten seine Nase zu früh in den Wind stecken. Die Besetzung und Leistungsdichte in diesem Jahr war so gut wie selten bei diesem Rennen und trotzdem gab es für mich drei Namen, auf die ich mich besonders fixieren wollte. Die beiden Swiss Epic Gesamtsieger Flückiger & Rohrbach wollten zu ihren Karrierenenden nochmals beide ihre Langstrecken Fähigkeiten unter Beweis stellen und daneben war natürlich auch Dauerfavorit Huber mit dabei!

Ab dem Einstieg in den ersten Anstieg war es dann vorbei mit dem „Geplänkel“ und es waren vor allem die beiden erst genannten, die das Tempo diktierten. Ich fühlte mich aber relativ gut und konnte mich stets im vordersten Teil der über 9 Fahrer entstehenden Spitzengruppe behaupten.

Die erste vorentscheidende Stelle des Rennens war in den meisten Jahren der letzte Teil des dritten längeren Anstieges nach 35 gefahrenen Km, dem steilsten Abschnitt nach der Sattelegg. Oftmals hatte ich da Mühe und musste bereits wichtige Körner liegen lassen, doch diesmal kam ich extrem gut mit und so stach ich an dritter Stelle in die Abfahrt. Vorne fuhr Huber extrem aggressiv und während Flückiger dranbleiben konnte war es ich, der das Loch hatte aufreissen lassen. Die anderen waren nun hinter mir „gebunden“ und so kamen wir mit leichtem Rückstand in Euthal an.

Es folgte direkt der nächste Anstieg hinauf zur Wisstannen und da konnte ich das entstandene Loch dann relativ schnell wieder zufahren. Weil nach diesem Anstieg das lange Flachstück folgte, waren noch immer alle mehr oder weniger im „abtast“ Modus! Auch die Tempoverschärfung von Flückiger im letzten Abschnitt brachte keine Zensur und so kam es, dass auch nach der Fläche und 62 gefahrenen Km noch immer 8 Fahrer gemeinsam zum Hauptanstieg des Tages hinauf zum Spirstock kamen.

Ich fuhr den ersten Abschnitt von der Spitze aus, denn so konnte ich mein eigenes Tempo fahren. Als es dann nach Oberiberg in die ersten steilen Rampen ging passierte das Erwartete und Stauffer, der bisher stets unauffällig am Ende der Gruppe fuhr trat das erste Mal in Aktion. Während Huber, Flückiger, Fanger und Stutzmann mitgingen konzentrierte ich mich weiter auf meinen eigenen Rhythmus. Ich konnte in jenem Moment unmöglich überdrehen, denn dafür hätte ich im später Verlauf mit Sicherheit die Rechnung bezahlt.

Rohrbach fiel dahinter zurück und damit aus der Entscheidung und so fuhr ich mit South und dem überraschend starken Brun der Spitzengruppe hinterher. Bei der Laufpassage beim Adlerhorst hatten wir bereits 40 Sekunden Rückstand und mir war klar, dass dies meine letzte Chance sein würde, um nochmals zurück zu kommen. Ich schulterte mein Bike und rannte den steilen Anstieg hinauf, ehe nochmals ein kurzes Flachstück vor dem letzten Drittel des Anstieges kam. Meine beiden Begleiter konnte ich distanzieren, doch um die Lücke zur Spitze zu schliessen war die Laufpassage zu kurz. So musste ich auf dem Flachstück weiter investieren, ehe ich wieder dran war.

In der letzten Laufpassage kurz vor dem Bergpreis wollte ich mich dann „davon“ rennen, doch Huber fuhr seine Ellbogen aus und machte klar, wer wohl als erster in die Abfahrt gehen würde. Ich nahm also bewusst zurück und mischte mich nicht mehr in die Positionskämpfe ein. Schliesslich stach ich als letzter der Gruppe in die ruppige Abfahrt zur Ibergeregg. Nach kurzer Zeit stand Huber mit Defekt an der Strecke und obwohl mir das Tempo eigentlich zu schnell war, hatte ich keine andere Wahl als alles zu riskieren. Wenn man so fährt, dann ist es am Ende immer auch ein wenig Glück, wenn man ohne Probleme unten ankommt …… doch bis auf Huber ging es bei allen nochmals gut!

Nach ein paar kurzen Gegenanstiegen folgte die technisch extrem anspruchsvolle Abfahrt hinunter nach Brunni. Ich konnte zwar alles fahren, doch unten angekommen hatte ich als letzter der Gruppe gut 20 Sekunden Rückstand und so musste ich im folgenden Gegenanstieg erneut viel investieren, um nochmals heran zu kommen. Ganz ungewohnt machten sich auch Krämpfe bemerkbar und so musste ich extrem vorsichtig sein.

Am Ende der letzten ruppigen Abfahrt war ich dann aber wieder in der Gruppe drin und nach einem kurzen Flachstück folgte der zweitletzte Anstieg des Tages. Meine Beine waren hinüber und nun war es Stutzmann der versuchte, die Gruppe auseinander zu nehmen. Im letzten Drittel musste ich erneut leicht reissen lassen, doch mein Glauben an den Titel und das Hoffen auf ein letztes Aufbäumen brachten mich im flacheren Abschnitt am Ende des Anstieges erneut zurück!

So kam es, das wir zu fünft in den letzten Anstieg unmittelbar vor dem Ziel fuhren, unglaublich! Leider war für mich der Anstieg dann zu lange, um einfach kurz rüber zu ziehen und meinen Sprint auszupacken. Meine Beine machten zu und ich hatte einfach keine Körner mehr, um nochmals zu zusetzen! So musste ich am Ende zusehen, wie Flückiger verdient den Titel holte und mich mit Rang 5 begnügen!

Die Leistungsdichte war einmal mehr extrem eng und vlt. war mein Körper doch ein klein wenig angeschlagen. Wenn auf diesem Niveau nur schon 3 % fehlen, dann reicht es am Ende halt einfach nicht zum Exploit! Zudem stellte ich im Ziel fest, dass meine Hinterradbremse streifte. Durch den Dreck zog es einen der beiden Kolben nicht mehr ganz zurück. Wie lange dies der Fall war, weiss ich zum Glück nicht, denn ansonsten würde ich mich noch mehr ärgern! Am Ende konnte ich mir allerdings nichts vorwerfen. Ich habe bis zum letzten Meter an meine Chance geglaubt, das letzte Korn verschossen und absolut nichts mehr in den Beinen gehabt!

Dass der Zielleinlauf ohne Speaker und erneut hinter abgesperrten Gittern stattfand trug noch vollends dazu bei, dass die wohl letzte Austragung dieses einst so tollen Rennens zu seinem 25 jährigen Jubiläum keinen würdigen Abschluss fand!

Dass ich weder richtig enttäuscht noch richtig zufrieden mit dem Erreichten war liegt vor allem auch daran, dass für mich im Moment ziemlich viel als „relativ“ erscheint. Es gibt in meiner Familie im Moment ein Schicksal, welches mich schon länger begleitet und sehr beschäftigt. Die bevorstehende Operation in dieser Woche trug dazu bei, dass ich auch kein Interesse mehr an einem allfälligen Start bei der Marathon WM vom kommenden Wochenende habe. In den nächsten zwei Wochen bis zu meiner Reise nach Marokko möchte ich vor allem einfach eines, für diese Person da und nicht allzu weit weg sein!

Auch wenn das Rennen unter diesen gesamten Umständen speziell und schwierig war,  stimmt mich die Tatsache, dass ich mit den Besten mithalten konnte doch sehr zufrieden. Es zeigt, dass ich mich wieder auffangen konnte und ich bin sicher, dass die Form auch noch für ein gutes Gelingen in Marokko reichen wird!

Ein ganz grosses Dankeschön an dieser Stelle an meiner Familie und Freunden, die mich bei diesem Rennen betreut und angefeuert haben!

„See you“ in zwei Wochen!