Rennberichte

Rang 5 auf der vierten Etappe, Davos-Davos.

Etappenrennen verlangen nicht nur dem Körper so einiges ab, sondern vor allem auch dem Kopf. Während so einer Woche kommt man in einen gewissen „Trott“ und es ist völlig normal, dass man an mindestens einem Tag einen „Hänger“ hat. Heute erwischten wir beide nicht unseren allerbesten aber am Ende wurde es doch noch ein guter Tag!

Das Taschen schleppen entfiel heute und deshalb musste ich mich nach dem Aufstehen noch etwas gedulden, um das definitive Befinden meiner Beine zu erhalten. Während meine Kollegen aus der Cross Country Sparte stets herum jammern wenn der Startschuss bereits um 8 Uhr fällt, bin ich eigentlich jedes Mal froh darüber! Bei Marathonrennen hat man nach dem Aufwachen fast gar keine Zeit, um sich gross Gedanken über seinen Zustand zu machen! Aufstehen, Löffel mit Müsli oder Honigbrot in den Mund, kurz chillen und dann auch schon gleich in die Fahrradhose und ab zum Start! Fällt der Startschuss erst am Nachmittag, habe ich jeweils extrem Mühe die Spannung und den Fokus zu halten!

Am Himmel fehlten auch heute Morgen die Wolken und meine Solarzellen sollten sich aufladen, doch es war bitter kalt  (dies ist halt dann der Nachteil am frühen Start) und so stand ich zitternd an der Startlinie. Die Startphase war dann zum Glück eher verhalten und dies war für uns schon mal sehr gut, denn wir mussten das erste Mal keine Löcher zufahren! Eigentlich sollte unser Fokus sowieso nur noch auf dem dritten Gesamtrang liegen und dafür durften wir unsere nächsten Verfolger vom KTM Team nicht aus den Augen verlieren. Solche Partner-Etappenrennen und gerade die Startphase sind oftmals sehr stressvoll, denn man sollte stets bei seinem Partner fahren und den Überblick auf die anderen Teams behalten. Obwohl nach den drei bereits gefahrenen Etappen die Positionen im Feld und somit die Stärkeverhältnisse gegeben sind, sind es täglich dieselben Fahrer, die sich vorne rein drücken wollen -/ müssen, ehe sie bei der nächsten Welle wieder durchgespült werden.

So war es dann auch heute und die Situation entschärfte sich erst nach dem ersten langen Downhill vom Wolfgangpass hinunter nach Klosters. Damit sich die Gruppe nicht mehr auffüllte, sorgte anschliessend vor allem Stirnemann vom Scott Development Team. Das Tempo war nämlich konstant hoch und wir mussten beide schon ziemlich leiden, damit wir den ersten längeren Anstieg mit der Spitzengruppe überstanden. Leider wurde uns dann die folgende Abfahrt zum Verhängnis. Die Trails mit den nassen Wurzeln und etwas schlammigeren Untergrund sind leider nicht Sörens Stärke und so verloren wir den Kontakt zu den ersten vier Teams (auch KTM war vorne).

Zum Glück folgte nach der Abfahrt direkt der nächste Anstieg mit ca. 350 Hm und da konnten wir wieder etwas verkürzen. Bei der Abfahrt zurück nach Klosters erkannte ich dann meinen Kumpel wie gestern erneut kaum wieder, doch diesmal in negativer Weise. Wir verloren ziemlich viel Zeit und es war beinahe eine Erlösung, als wir den Talboden erreichten. Es waren nun 45 der 66 Km absolviert und vor uns lag der längste Anstieg des Tages mit gut 600 Hm wieder hinauf zum Wolfgangpass. Wir versuchten einen guten Rhythmus zu finden und glaubten fest daran, dass wir die Italiener wieder einsammeln würden. Diese mussten nämlich die drei vorderen Teams ebenfalls ziehen lassen.

Zwar konnten wir ziemlich viel Zeit gut machen, ganz heran kamen wir aber nicht und so blieb es schliesslich bis zum Ziel. Während 15 Km lieferten wir uns ein Verfolgungsrennen und der Abstand pendelte stets zwischen 15 und 25 Sekunden. Das wir die Lücke am Ende nicht geschlossen haben lag dann vor allem an mir. Irgendwie fehlte mir ein wenig der letzte Biss und ich gab mich auch mit Rang 5 zufrieden. Schliesslich überquerten wir die Ziellinie mit 14 Sekunden Verspätung auf Rang 4 und verteidigten somit den dritten Gesamtrang mit neu ziemlich genau 4 Minuten Vorsprung auf KTM.

Auch wenn es am Ende zäh lief bin ich mir sicher, dass wir auch Heute rein von den PS etwas stärker waren. Zudem hoffe ich, dass ich die paar Körner für Morgen aufbewahren konnte, denn da dürfen wir uns wirklich keine Schwäche mehr erlauben! Am Ende wird es vor allem eine Kopfsache und ein mentales Spiel. Am Ende gewinnt meistens derjenige, der etwas am meisten will und als „Kopfmensch“ habe ich es ja oftmals selber in der Hand! Hätte ich mich nicht so oft in den Lenker „verbissen“, dann wäre es sicherlich eine schöne Etappe gewesen und ich hätte mehr davon gesehen. Somit bleibt es weiterhin unentschieden zwischen Bündnerland vs. Wallis!

Stay tuned!