Rennberichte

Dritte Etappe St.-Moritz-Davos, erneut Podest!

Man elite during Stage 3 of the 2021 Swiss Epic from St. Moritz to Davos, Graubünden, Switzerland on 19 August 2021. Photo by Marius Holler. PLEASE ENSURE THE APPROPRIATE CREDIT IS GIVEN TO THE PHOTOGRAPHER.

Was für eine Hammer Etappe war das denn bitteschön, es steht Ausgleich!

Das Bündnerland hat nach der gestrigen und heutigen Etappe endgültig mit dem Wallis gleich gezogen  (Folge meines ersten Berichtes) und wenn es so weitergeht, dann ist das Ganze kaum zu toppen!

Das heutige Aufstehen fiel mir nach dem gestrigen Tag wesentlich leichter und ich merkte schon nach dem Packen (ich musste meine ganzen Taschen 3 Stockwerke runter ins Auto schleppen und dann natürlich wieder hinauf gehen), dass sich meine Beine sehr gut anfühlten! Das Gefühl bestätigte sich dann beim Einfahren nochmals und so stand ich trotz der tiefen Temperaturen (um 5 Grad) um 8 Uhr top motiviert an der Startlinie! Heute mussten wir uns vom Engadin verabschieden, denn die Etappe führte uns auf 75 Km & 2‘300 Hm unter anderem über den Scalettapass nach Davos! Es sollte ausserdem die Königsetappe sein, doch so etwas gibt es bei uns Profis sowieso nicht….. wenn man aufs Podest will, dann sind alle Etappen sauhart!

Nach einer ganz kurzen „Einrollphase“ folgten die ersten 400 Hm via Alp Laret, damit wir das Dorf St. Moritz wohl auch nochmals von oben sahen, denn für den ersten Downhill lohnten sich die Höhenmeter noch nicht wirklich. Leider erwischte Sören dann nicht den besten Start und musste sich ziemlich weit hinten in der Spitzengruppe einreihen, als es schliesslich runter nach Celerina ging. Ich lag zu dem Zeitpunkt ziemlich weit vorne, musste dann aber die Spitzengruppe mit rund 5 Teams ziehen lassen und kurz raus nehmen, damit wir wieder zusammen waren. Die Situation war nun extrem ungünstig und kritisch, denn vor uns lagen 15 flache und sehr schnelle Km und bei uns waren fünf weitere Teams, wobei deren zwei ihre Leaderteams in der vorderen Gruppe hatten und deshalb auch keine Unterstützung leisteten (die anderen konnten nicht). Glücklicherweise sind wir beide ziemlich stark auf der Fläche und so fuhren wir die Minute Rückstand auf den folgenden fünf Km halt alleine zu.

Einziger Nachteil, dabei verheizten wir ein paar Körner, die zu vermeiden gewesen wären und am Ende evtl. fehlen würden. Doch solche Situationen gehören halt manchmal mit dazu.

Nach dem Zusammenschluss versuchten wir dann, uns in den vorderen Positionen aufzuhalten, denn es folgten 20 Km Singletrail mit ständigem Auf- und Ab, ehe wir den Hauptanstieg des Tages erreichten. Die Gesamtleader suchten auch heute eine Vorentscheidung und dahinter kristallisierte sich dann eine vier Teams starke Verfolgergruppe. Während alle anderen Teams den Anschluss verloren, waren wir diesmal beim Postabgang dabei.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Singletrail kamen und den Einstieg zum Scalettapass erreichten, da sahen wir dann die gelben Trikots unmittelbar vor uns fahrend. Dies motivierte offensichtlich auch die Gesamtzweiten (Buff-Scott) und nach den ersten paar Wellen beschlossen wir, dass unsere Kräfteverhältnisse wohl eher für Rang 3 reichen würden. Dem Tempodiktat der Spanier  konnten wir nicht mehr folgen und so konzentrierten wir uns auf die Gesamtvierten (KTM), welche noch immer einen starken Eindruck machten. Neben den beiden Italienern war aber auch noch das Scott Development Team mit uns dabei, doch noch vor der Hälfte verloren diese den Kontakt und auch Sören war nun am kämpfen. Der Anstieg wurde immer ruppiger und endete schliesslich in einem schmalen und verblockten Säumnerpfad. Es brauchte extrem viel Kraft, um die ganze Zeit im Sattel zu bleiben und die einzige Tragepassage von knapp 20 Metern im letzten Viertel des Anstieges nutzten wir schliesslich, um uns an den Italienern vorbei zu schieben.

Obwohl sie bis dahin sehr souverän wirkten, zeigte diese Aktion ihre Wirkung, sie waren mental „gebrochen“. Bis zum Gipfel musste jetzt aber dringend ein Polster her, denn in der langen Abfahrt bis nach Davos würden wohl neben den Italienern auch die Scott Development Fahrer nochmals heran kommen. Mit einer guten Minute stachen wir schliesslich in die Abfahrt und da liess ich Sören vorne fahren, damit er keinen Stress haben würde. Doch heute schien der Knoten bei ihm förmlich  geplatzt und ich erkannte ihn fast nicht mehr wieder! Er liess es dermassen krachen, dass ich nur noch den Lenker festhalten und hoffen konnte, dass wir beide auf dem Rad und alle Schrauben angezogen blieben!

Die letzten 20 Km brachten mir genau die Rennemotionen, die mir zB. bei einem Rennen wie Ischgl fehlten. Es ging nicht nur um einen Podestplatz, sondern auch um den Ausbau unseres Vorsprungs auf Rang vier in der Gesamtwertung. Das Gefühl, einfach alles in die Waagschale zu werfen und gemeinsam für etwas zu kämpfen machen ein solches Partnerrennen genau aus. Am Ende sicherten wir uns den nächsten Podestplatz und festigten auch Rang 3 im Gesamtklassement.

Unsere Dieselmotoren zeigten auch heute, dass nach einem verpatzten Start noch einiges drin liegt. Somit haben wir einen weiteren Tag erfolgreich beendet und  auch das Wetter scheint sein Versprechen einzuhalten. Wie man eine solche Etappe bei Schlechtwetter überstehen möchte, weiss ich ehrlich gesagt nicht so genau!

Das Eiscreme haben wir uns heute verdient und hoffentlich fällt mir das Aufstehen Morgen genauso leicht wie heute!

FullGaz!

Man elite during Stage 3 of the 2021 Swiss Epic from St. Moritz to Davos, Graubünden, Switzerland on 19 August 2021. Photo by Marius Holler. PLEASE ENSURE THE APPROPRIATE CREDIT IS GIVEN TO THE PHOTOGRAPHER.