Rennberichte

Vierter Sieg bei der Salzkammergut Trophy!

Es kam wie ich es mir gedacht habe! Meine vierte Teilnahme an der Salzkammergut Trophy brachte die prophezeite vierte Ausgabe eines Ereignisreichen und denkwürdigen Drehbuches! Krasser geht’s endgültig nicht mehr, denn die heutigen Wetterverhältnisse brachten wohl sämtliche Teilnehmer und Material an die Grenzen des Erträglichen und ich ziehe auch dieses Jahr wieder vor jedem Fahrer den Hut, der sich am heutigen Tag an die Startlinie gestellt hat!

Die Wettervorhersagen waren ja bereits für Donnerstag und Freitag eigentlich schlecht gemeldet, doch gestern fiel kein einziger Regentropfen und für mich war klar, dass heute umso mehr von Oben kommt. Dass das Wasser jedoch am Stück vom Himmel fallen kann, das wusste ich bisher nicht :D !

Zum guten Glück bin ich ein Frühaufsteher, denn auch heute hiess es wieder um 3 Uhr ein Müsli rein drücken und um 5 Uhr am Start stehen. Die Strassen waren zwar nass, doch es blieb vorerst trocken und die Temperaturen waren sehr angenehm. Ich war natürlich wieder einmal der Einzige, der lang- / lang und in voller Montur (Schuhüberzüge, Schutzbleche vorne & hinten usw.) am Start stand. Ich bin mir allerdings sicher, dass ich spätestens bei der ersten Abfahrt ein paar Neider hatte!

Das Tempo wurde wie erwartet bereits nach den ersten Hm vom  frisch gebackenen Ultra Marathoneuropameister Philipp Handl sehr hoch gehalten. Dieselbe Taktik wählte er ja bereits vor drei Wochen in Spanien und so klemmte ich mich an sein Hinterrad, denn ich wollte nicht wieder stundenlang hinterher jagen. Nach etwa der Hälfte des Anstieges (ca. 900 Hm) war dann nur noch Lukas Hartmann von Texpa Simplon mit uns und ihn kannte ich bisher überhaupt nicht und ich konnte ihn auch nicht einschätzen. Zu dritt stachen wir in die erste lange Abfahrt zurück nach Bad Goisern und diese umfasste mehrere sehr technische Abschnitte. Die Steine hier im Salzkammergut sind bei Regen wie Schmierseife, denn es gibt so gut wie keine Humus-Schicht. Bei Regen ist das eigentlich sogar von Vorteil, denn der Boden wird somit nie tief und auch nicht sehr dreckig. Das heutige Problem war allerdings das Wasser, denn die Wege verwandelten sich in Bäche und so sah man unmöglich die scharfen Steine.

Lenker festhalten, Bremse öffnen und einfach hoffen, dass es nie aus den Reifen zischt! In genau diesen Passagen wollte ich den Vorteil meines Fullys nutzen und die anderen unter Druck setzen. Handl war zwar auch mit dem Fully am Start, doch diesmal hatte er kein Glück und erlitt schon früh einen Reifenschaden, welcher die erste Vorentscheidung brachte. Hartmann war mit dem Hardtail unterwegs und so riskierte ich etwas mehr und hatte auch bald einmal eine Lücke. Doch wie bei meiner ersten Teilnahme 2017 erlitt ich einen Vorderreifendefekt und auch diesmal unmittelbar vor der Techzone. Durch meinen Vorsprung hatte ich also das Rad bereits gewechselt als Hartmann kam, denn mein Betreuer stand genau an der richtigen Stelle! Das Glück war also heute def. auf meiner Seite doch ein zweites Mal sollte ich es dann nicht mehr herausfordern!

Der weitere Verlauf ist zunächst schnell erzählt. Der Regen fiel wie bei einem Monsun vom Himmel und die folgenden 120 Km war ich mit Hartmann unterwegs. Dieser machte einen extrem starken Eindruck und ich war nicht bereit, sein Tempo bei meinen Ablösungen zu fahren. Bei diesen Bedingungen muss man seine Kräfte extrem behutsam einteilen, denn die Nässe zieht einem unbewusst die Körner aus dem Körper und am Ende ist ein Sieg ein Sieg, egal mit wieviel Vorsprung oder mit welcher Zeit man ihn feiert. Mich verwunderst sowieso jedes Mal aufs Neue, wieso mich immer alle nach dem Streckenrekord oder der angestrebten Zeit fragen. Ich fahre ein Rennen nie auf Zeit und mir ist auch ein möglicher Streckenrekord egal. Rennen kann man ja eh nie genau vergleichen, denn die Verhältnisse, die Besetzung und die Art und Weise, wie um den Sieg gefahren wird sind jedes Mal verschieden!

Auf den ersten 100 Km führt die Strecke praktisch von allen vier Seiten auf den Raschberg, anschliessend wechselt man bei einer Zusatzschleife die Talseite und anschliessend kommt nach 120 Km das 20 Km lange Flachstück um den Hallstättersee. Wettertechnisch folgte nun das Highlight des Tages. Zu zweit fuhren wir auf eine Gruppe der Kurzstrecke auf und ich hatte das Gefühl, ich fahre auf einem Pedalo über den Radweg. Es regnete dermassen stark, dass der komplette Weg unter Wasser stand! Doch neben dem Unwetter traf so langsam aber sicher das ein, was ich mir die ganze Zeit gedacht habe. Mein Begleiter zeigte erstmals ein paar Anzeichen, dass auch bei ihm ein paar dunklere Wolken aufkreuzten.

Wir blieben noch bis zum Beginn des Hauptanstieges hinauf auf den Salzberg und die Rossalm in der Gruppe, doch dann verschärfte ich gleich zu Beginn das Tempo und kam weg. Wenn man jedoch eine solche Entscheidung sucht, dann sollte diese auch fruchten und obschon ich meiner Sache relativ sicher war, hatte ich auf den 1’000 Hm bergauf ebenfalls zu kämpfen. Vor allem der erste Teil ist abartig steil und da ging mir mit dem 36er Kettenblatt beinahe die Kraft aus. Oben auf der Rossalm angekommen musste ich dann das einzige Mal bei einer offiziellen Verpflegungsstelle halten, da es sonst nicht gereicht hätte. Doch da traf ich die falsche Entscheidung, denn statt Isotonisch hätte ich lieber Wasser genommen. Das Iso war dermassen süss angerührt, dass ich beinahe auf dem Zucker kauen musste und wenig später rächte sich mein Magen!

So kam es, dass ich weder das Iso trinken, noch einen Gel mehr runter brachte und so musste die Cola bei der zweitletzten Verpflegung helfen. Nach einer schnellen und langen Abfahrt ging es direkt in den letzten längeren Anstieg des Tages. Doch da hat mich das Missgeschick dann komplett eingeholt und mich verliessen sämtliche Kräfte. Ich konnte die Kurbel kaum noch drehen und dachte ich müsse schieben! Wäre jemand bei mir gewesen, hätte ich das Rennen ohne jegliche Gegenwehr verloren. Während 10 Minuten fuhr ich im kleinsten Gang locker weiter bergauf, stets in der Hoffnung dass die Cola endlich seine Wirkung brachte!

Nach der Hälfte des Anstieges war es dann soweit und genau solche Situationen finde ich bei Ultrarennen so spannend! Was mit dem eigenen Körper alles passieren kann und den dazugehörenden Reaktionen ist einfach unglaublich! Da wird einem mal bewusst, wieviel Energie in dem schwarzen Teufelsgetränk steckt!

Mich brachte die Cola heute auf jeden Fall aus der KO-Ecke und die verbleibenden 20 Km konnte ich schliesslich wieder normal auf die Kurbel drücken!

So kam es, dass ich nach knapp 10 Rennstunden meinen vierten Sieg bei der Salzkammergut Trophy feiern konnte! Spätestens die Zieleinfahrt entschädigt für sämtliche Strapazen, denn ein Zieleinlauf mit so vielen Zuschauern wie in Bad Goisern kenne ich sonst nirgends und brachte mir einmal mehr Gänsehaut! Das Beste, sogar das Wetter hielt für die Flower Ceremony und Interviews eine halbe Stunde den Atem an und so konnte ich das Ganze richtig geniessen!

Herzlichen Dank an die Veranstalter, dass ihr nach einem Jahr Pause wieder einen solchen Event auf die Beine stellt! Danke Matthias für die perfekte Betreuung und danke Lukas und Philipp für das coole Rennen! Ein schöner Sieg, der die verpatzte EM etwas weiter in die Ferne rücken lässt!

Nun hoffe ich, dass ich mich möglichst schnell von den Strapazen erholen werde, denn bereits in zwei Wochen geht es für mich beim M3 Marathon im Montafon weiter! Dem Geschmack von Sonnencreme hätte ich bis dann nichts mehr entgegen zu setzen!