Rennberichte

Rock n’Roll in Aus!

Ihr könnt mir glauben, ich bin in meiner Karriere schon an sehr vielen Plätzen auf dieser Erde Fahrrad gefahren, doch nichts in der Welt kommt an die Trails von Aus heran! Für mich ist dieser Ort einfach nur atemberaubend und unglaublich eindrücklich, gepaart mit den genialsten Singletrails ist Aus für mich das absolute Mountainbike Paradies!

Nachdem ich am Mittwoch in Windhoek angekommen bin, fuhr ich mit meinem Namibischen Kollegen Tristan am Donnerstagnachmittag nach Aus in den Süden von Namibia. Die Autofahrt ist ziemlich lange und von den 560 Km sind rund 360 Km auf Schotterstrasse. Das Land ist wie ausgestorben, da es fast keine Touristen hat und so begegneten wir auf den letzten 3 Stunden gerade mal zwei Autos! Ich war schon bereits zweimal in Aus und kannte die Strecke, doch auch bei meiner dritten Durchfahrt häuften sich einmal mehr meine Fragezeichen! In Namibia fiel schon länger kein Regen mehr und die Landschaft ist staubtrocken und oft einfach nur eine Steinwüste. Die Temperaturen kletterten an gewissen Stellen auf beinahe 40 Grad und da traut man seinen Augen nicht, wenn da plötzlich ein Hirte mit ein paar Ziegen der Strasse entlang geht. Wo zum Teufel kommt der her? Wo schläft der? Wo kriegt der Wasser? Was fressen denn die Tiere? Corona, schon mal davon gehört….?

Nein ohne Witz, wenn man sich diese Bilder ansieht dann fragt man sich schon, was bei uns in Europa gerade abgeht und je weiter ich von der Zivilisation weg gekommen bin, umso besser fühlte ich mich! Nach der Ankunft in Aus reichte es dann gerade noch für einen „sundowner ride“. Von Freitag bis Sonntag konnte ich dann stundenlang Singletrails fahren. Unterhalb des Dörfchens Aus, am Fusse eines Berges liegt die Klein Aus Vista Lodge. Von da aus sieht man in die Weite der Wüste Richtung Lüderitz, die Hafenstadt in welcher vor 100 Jahren die Deutschen mitten im Sand nach den Diamanten suchten und ihr Geschäft mit den Edelsteinen machten.

Lodge Besitzer Piet Swiegers kenne ich schon länger, denn er ist begeisterter Mountainbiker und fährt jedes Jahr beim Desert Dash mit. In seiner freien Zeit baut er seine eigenen Trails auf seiner Farm. Diese umfasst nicht nur die Lodge, sondern praktisch das gesamte Gebiet rund um Aus, soweit das Auge reicht. Doch obschon Piet bauen kann was er will geht er sehr bewusst mit der Natur um und wählt seine Routen überlegt und behutsam. Mittlerweilen gibt es schon über 100 Km Singletrails! Was es ausmacht ist aber die Art und Weise, wie Piet die Trails baut. Mal schlängeln sie sich mitten durch die Steinwüste, mal folgt eine technisch anspruchsvolle Abfahrt und das nächste Mal führt einem der Weg über eine Steinkuppe und oben angekommen bleibt einem bei der Aussicht der Atem weg! Es ist die Kombination von allem, das einem jeden Tag mit einem breiten Grinsen zurückkommen lässt, ganz egal wie sehr man unter der brennenden Sonne gelitten hat und beinahe verdurstet ist!

Eine Abkühlung am Pool und die Klimatisierten Zimmer bieten dann die perfekte Erholung! Am Samstag war dann sogar noch Weihnachtsmarkt und ein paar Farmer bauten ihre Stände auf und verkauften ihre selbst gemachten Produkte! Dazu spielte das Blasorchester „Heiligenacht“…. Bei 35 Grad und in Badehose sass ich auf der Veranda und hörte zu, dass ich wieder einige Fragezeichen hatte, versteht sich dabei von selbst …..!

Auf der einen Seite sind da diese Fragen aber auf der anderen Seite ist es auch sehr schön und interessant, dass sich die Deutschen ihrer Kultur bewahren, obschon sie in einer ganz anderen Welt leben!

Nach drei Tagen Mountainbiken reisten wir am Montag zurück nach Windhoek. Der Körper war müde, denn auch wenn die Trails noch so toll sind, geht es an die Substanz. Es ist anstrengendes Mountainbiken und der ganze Körper arbeitet permanent. Dazu die Hitze und die Höhe….. Nun werde ich meinem Körper die nötige Ruhe gönnen und das Training zurück nehmen, damit ich am kommenden Freitag um 14.30 Uhr bereit sein werde, die 370 Km erneut zu schaffen! Dieses Jahr hatte ich ja schon Mitte September meine Pause angefangen und danach einen schönen Aufbau begonnen. In den vergangenen Jahren hatte ich nach den Etappenrennen im Oktober (Crocodile Trophy / Brasil Ride) erst danach Pause gemacht und viel weniger Zeit, um mich für dieses Rennen vor zu bereiten. Das Gefühl auf dem neuen Bike und die Einstellungen sind auf jeden Fall super und jetzt hängt es von meinem Körper ab, zu was er in der Lage ist!

Durch die Corona Situation werden die Startblöcke allerdings noch weiter geteilt und so starten die Viererteams erst eine Stunde nach uns. Die Zweierteams dabei eine Halbestunde. Ob uns dabei jemand einholen wird, wird sich zeigen. Ich stelle mich auf jeden Fall schon einmal auf ein ähnliches Rennen wie vor einem Jahr ein und da musste ich ganz schön viel alleine gegen den Wind kämpfen!

Ob ich das Ziel am Samstagmorgen wieder vor Sonnenaufgang erreichen werde, wird sich zeigen. Ich werde aber bestimmt ein paar Körner aufheben, damit ich auch diesmal die Energie haben werde, um euch von meinem Erlebten zu berichten!

Und ja, falls jemand von Euch Interesse hat, auch einmal über die Trails von Aus zu brettern, dann bleibt am Ball! Ich habe ein paar Ideen für alle Mountainbike Enthusiasten für November 2021 bereit!

Stay tuned!

Local hero Tristan
Piet, der Trailbuild Master!