Rennberichte

Keine Vertragsverlängerung für 2021

Das Jahr 2020 wird wohl jedem von uns noch lange in Erinnerung bleiben. Für viele gab es nicht nur in der Freizeit Einschränkungen, sondern auch im beruflichen Alltag. In jeder Krise gibt es viele Verlierer aber auch Gewinner. Wir Sportler standen dieses Mal ganz sicher auf der „Verliererseite“ und obschon es gegen Ende der Saison noch ein paar Rennen gab, hatte ich meine Saison bereits nach der Absage des Swiss Epic‘s im August für mich „begraben“. Dazu kam ein Eisenmangel, was rückblickend meine dauerhafte Müdigkeit und Leistungseinbusse ebenfalls erklären konnte.

Vor einem Jahr stand ich vor einem grossen und wichtigen Entscheid in meiner Karriere, denn nach mehr als 7 Jahren für die Firma Intercycle fahrend erhielt ich die Möglichkeit, in ein ausländisches Team zu wechseln und neue Impulse zu setzen, damit ich frischen Schwung in meiner doch schon langen Karriere erhalten würde. Nachdem in den letzten Jahren bei der Firma Intercycle trotz Erfolgen der Rennsport immer mehr ins Hintertreffen geraten war, entschied ich mich nach langer Bedenkzeit zum Wechsel nach Spanien ins BUFF Scott MTB Team. Der Rennkalender versprach ein actionreiches Jahr, in welchem ich neben den bekannten Grossanlässen wie Cape Epic & Swiss Epic auch bei vielen neuen Rennen wie zB. in Kolumbien, Brasilien, Spanien oder Portugal am Start gestanden hätte. Das professionell aufgebaute Team brachte die nötige Infrastruktur mit, damit ich mich erstmals vollends aufs Rennen fahren konzentrieren konnte. Die gesamte Organisation und Betreuung war gewährleistet.

Den ersten Eindruck erhielt ich beim Fotoshooting und Saisonstart Ende Januar beim Costa Blanca Bikerace und später im Februar beim Mediterranean Epic in Spanien. Ich fühlte mich auf Anhieb sehr wohl im Team und war bereit für das erste Saisonhighlight in Südafrika….  Die Fortsetzung kennt ihr alle nur zu gut und seit Mitte März ist leider nichts mehr so wie früher.

Zwar hatte ich noch zwei Renneinsätze bei den beiden Bike Giros im Engadin und im Schwarzwald, doch leider verliefen beide Rennen sehr enttäuschend. Dies, obwohl ich in den Trainings lange Zeit überall meine persönlichen Bestwerte fuhr. Bei beiden Rennen stand ich mir vor allem selber im Weg, da ich es bei den wenigen Einsätzen allen zeigen wollte und am Ende verkrampfte ich mich jedes Mal so sehr, dass ich weit entfernt von meinen Möglichkeiten ins Ziel fuhr. Dazu waren leider bis im September auch keinerlei Rennen mit der nötigen Renndauer, die auf mich zugeschnitten wären und so konnte ich nie an meine Leistungen aus den Vorjahren anknüpfen.

Sämtliche neuen Events, auf die ich mich so gefreut hatte wurden abgesagt und obschon ich von Seiten des Teams zu keinem Zeitpunkt Druck erhielt, war ich am meisten von mir selbst enttäuscht und wusste, dass ich mich so mit einem Einjahresvertrag nicht gerade positiv für die Zukunft empfehlen würde.

In den Monaten ohne Rennen hatte ich aber auch sehr viel Zeit zum Nachdenken. Ich hatte auch oft gearbeitet und somit wieder einen Fuss in die „normale“ Welt gesetzt. Die „Scheinwelt“ Sport ist zwar eine schöne, doch ohne Wettkämpfe fehlt ganz einfach der Sinn und Zweck dafür!

Nun wurde mein Vertrag erwartungsgemäss nicht mit meinen erwünschten und nötigen „Rahmenbedingungen“ verlängert (was ich auch ein wenig verstehen kann) und so haben sich beide Parteien dazu entschieden, nach nur einer Saison die Zusammenarbeit zu beenden. Dass der Zeitpunkt dazu offensichtlich nicht gerade optimal ist, versteht sich von selbst und nun steht natürlich die ganz grosse Frage im Raum… wie geht es weiter??!!

Nach der ersten Enttäuschung habe ich lange überlegt und kam zum Entschluss, dass ich so nicht aufhören möchte. Mit 31 Jahren blicke ich bereits auf 10 Jahre Profikarriere zurück und ich hatte das Glück und Privileg, dass ich extrem früh meinen Traum ausleben durfte. Meine Trainingswerte haben zudem in diesem Jahr gezeigt, dass mein Körper noch nicht ausgebrannt ist und auch die Tatsache, dass meine Frau mit der Olympiade im Fokus ihre Karriere auf jeden Fall fortsetzt bewogen mich dazu, weiter zu machen (sofern ich es in der kommenden Zeit schaffe, meine Rahmenbedingungen sicherzustellen). Der gemeinsame Lifestyle bedeutet und gibt mir extrem viel und ich hoffe, dass ich meiner Frau durch meinen Entscheid auch weiterhin die nötige Unterstützung bieten kann. Dazu fahre ich ganz einfach auch für mein Leben gerne Fahrrad!

Heute geht es mir vor allem darum, mich bei meinem diesjährigen Team und sämtlichen Teamsponsoren für das entgegengebrachte Vertrauen und die Unterstützung zu bedanken! Ich hätte gerne mehr gezeigt und wünsche dem Team, dass es in Zukunft an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen und die gesetzten Ziele mit einer neuen Mannschaftskonstellation erreichen wird!