Die 3. Etappe schreibt ein langes Drehbuch und beinahe wären wir aus dem Rennen gewesen!
Auch nach einer super schweren ersten Etappe geht es tatsächlich noch extremer beim Brasil Ride! Die heutige Etappe bot eine der härtesten Strecken, die ich je gefahren bin und es ist schwierig, dazu die passenden Worte zu finden! Im Ziel war ich komplett erschöpft, doch auch unglaublich stolz nach dem Geleisteten!
Wir hätten heute genausogut unsere Taschen packen können, denn nach 20 Km hatte Lukas einen schlimmen Sturz! Nach dem Start war es erneut extrem schnell und wir hatten beide grosse Mühe, uns im Feld ganz vorne zu behaupten. Kurz vor dem Sturz waren wir dann aber doch gut positioniert und die Strecke führte im ständigen Auf und Ab über Farmwege mit vielen Schlaglöchern. Durch den Regen in der Nacht waren diese alle mit Dreckwasser gefüllt und der Schlamm nahm einem immer wieder die Sicht. Plötzlich kam ein Viehgatter und da hatte es zwar zwei Möglichkeiten um drüber zu fahren, doch nur mit dem Auto. Nur rechts gab es Holzlatten und links waren längs Holzbalken gelegt. Diese waren vlt 5 cm breit und dazwischen genausoviel Abstand. Ca. 1.5 Meter lang und darunter klaffte ein Loch, damit die Kühe nicht durchkommen. Die 5 Fahrer vor mir zogen plötzlich nach rechts und ich hatte keine Chance mehr, um zu reagieren. Doch für einen Sprung war ich zu langsam. Mir blieb allerdings nichts mehr anderes übrig und es reichte nicht. Ich schlug mit dem Vorderrad voll in die Kante am Ende des Loches und ich dachte vom Knall wäre die Felge gebrochen. Doch es war nur die Federgabel, die komplett durchschlug und irgendwie konnte ich mich auf dem Rad halten.
Lukas fuhr direkt hinter mir und bei ihm reichte es nicht. Es überschlug ihn über den Lenker und er schlug mit voller Wucht auf sein Knie und Schulter auf. Ein paar Fahrer dahinter zerschlug es ebenfalls (das ist einfach total daneben, dass solch gefährliche Stellen ungesichert sind!), doch bis auf Lukas fuhren alle weiter. Ich befand mich einmal mehr in meiner berüchtigten Etappenrennen – Situation. Nach einem Erfolg gestern würde heute wohl das Aus folgen, denn Lukas krümmte sich vor Schmerzen am Boden.
Auch die zweite Gruppe fuhr an uns vorbei, ehe Lukas sein Bike nahm und langsam weiter fuhr. Als ich das nächste Mal die Spitze sah, stoppte ich bereits 3 Minuten Rückstand und Lukas liebäugelte gar mit einer Aufgabe, da er solche Schmerzen hatte. Ich redete ihm Mut bei und versuchte, ein konstantes Tempo anzuschlagen. Von der Strecke spielte es heute nämlich keine Rolle, ob man in einer Gruppe fuhr oder alleine. Ich war mir sicher, dass wir bis am Ende noch ziemlich weit nach vorne kommen, denn wir überzogen bei keinem der extrem steilen Anstiege und die vorne kämpften um den Anschluss an die Spitze und „überzogen“ bei jeder Welle.
Tatsächlich holten wir immer mehr Teams ein, denn die Strecke war so unglaublich hart. Die Anstiege bis 30 % und dazu presste es einem der Schweiss aus jeder Pore! Wir hatten einen richtigen Flow und fuhren einfach unser Ding. Nach 60 Km holten wir die Gruppe von Rang 4 bis 8 ein und da schien es allen ziemlich „mies“ zu gehen. Die Podestplätze waren allerdings ausser Reichweite, doch wir zogen mit unserem Tempo gleich an der Gruppe vorbei. Da mit den beiden Tschechen Hynek & Stosek die Gesamtvierten dabei waren, liessen sich diese 5 Teams nicht so leicht abschütteln. Erst als wir nach 75 Km den Hauptanstieg des Tages (eine senkrechte Wand) erreichten, gab es Zensuren.
Ich fuhr den gesamten Anstieg von vorne und konnte alles hinauf fahren. Wenn sogar der diesjährige WM Zweite schieben muss, dann könnt ihr euch etwa denken, wie steil es sein muss!
Nach dem Gipfel folgten nochmals 20 Km Auf und Ab durch den Tschungel mit knietiefen Schlammlöchern und bis ins Ziel fuhren wir mit einem weiteren Team noch über 3.5 Minuten auf die Tschechen heraus und schoben uns als Tagesvierte auch auf den 4ten Gesamtrang vor!
Was für ein Ergebniss! Gezeichnet von der Strecke (am Ende waren es 100 km & 3000 Hm) und den Strapazen bin ich trotzdem super happy! Lukas ist ein unglaublicher Kämpfer und zum Glück teilen wir beide dieselbe Einstellung! Aufgeben tut man nicht so schnell und ein Rennen ist immer erst im Ziel vorbei!
Morgen geht’s wieder zurück an die Küste und mit 138 Km wird es wohl von alleine ein weiterer super schweren Tag werden!
Ich hoffe ich kann mich ausreichend erholen!