Rennberichte

Rang 2 zum Saisonfinale beim Iron Bike Race in Einsiedeln!

Iron Bike Race in Einsiedeln, am Sonntag, 22. September 2019.
Foto Martin Platter

Sollte ich mit meinem zweiten Rang zufrieden oder über den verpassten Sieg enttäuscht sein? Vor zwei Wochen hätte ich klar fürs Erstere unterschrieben, doch nach dem gestrigen Rennverlauf und meinem Befinden war ich dann am Ende doch ein wenig enttäuscht, dass es nicht für den Sieg gereicht hatte! Doch das ist ja wieder „jammern“ auf hohem Niveau, denn vor ein paar Wochen hatte ich ernsthaft überlegt, die Saison vorzeitig abzubrechen!

Das Wetter hätte besser nicht sein können und somit herrschten wesentlich angenehmere Bedingungen als noch vor zwei Wochen bei der SM für die anspruchsvollen 101 Km & 3‘600 Höhenmeter! Da die meisten Schweizer Elite Fahrer an der WM in Grächen starteten, war mein Ziel ganz klar das Podest. Mit Michael Stünzi & dem Italiener Mattia Longa standen dann allerdings doch  zwei starke Fahrer am Start und es sollte ein hartes Rennen werden.

Bereits beim zweiten Anstieg setzten wir uns dann auch zu Dritt vom Rest des Feldes ab und Longa bestimmte weitgehend das Tempo. Die erste Vorentscheidung gab es dann in der technischen Abfahrt vom Büel nach Euthal nach gut 35 Km. Ich wusste natürlich um die Abfahrts-Stärken von Stünzi und machte sicher, dass ich als erster in die Abfahrt kam. Doch Stünzi fackelte nicht lange und schoss rasch an mir vorbei und nahm mir über 20 Sekunden ab. Ich liess mich nicht nervös machen, denn es folgte direkt der nächste Anstieg hinauf zur Wisstannen und die Lücke hatte ich rasch geschlossen. So schlecht fuhr ich auch nicht bergab, denn den Italiener hatte ich ebenfalls distanziert und damit dieser nicht mehr aufschloss, machte ich nun richtig Tempo.

Ich fühlte mich super, die Beine drehten so schön wie schon eine Ewigkeit nicht mehr und ich glaubte fest an meine Chance! Nach der Abfahrt nach Studen folgte die Fläche bis nach Unteriberg und da hatten wir unser Ziel erreicht, denn während wir gut harmonierten und beide ab und zu vom Windschatten profitieren konnten, musste Longa hinter uns alleine fahren und wertvolle Körner „verschiessen“.

Es folgte der längste Anstieg des Tages hinauf zum Spirstock. Die ersten 3 Km sind mit 12 % im Schnitt dann ziemlich steil und ich hatte das Gefühl, dass ich da mehr Druck hatte als mein Begleiter, doch ich kam nicht weg. Nach einem kurzen Flachstück folgten nochmals 3 Km mit 7 % und kurz vor dem Bergpreis war es dann Stünzi, der eine Attacke setzte und weg kam. Ich war völlig neben der Rolle, denn eben noch hatte ich das Gefühl, dass Stünzi mehr leiden musste als ich und dann konnte er tatsächlich nochmals zusetzen. Dazu wusste ich, dass ich ihm bergab unterlegen war und eigentlich hätte ich derjenige sein müssen, der mit Vorsprung in die Abfahrt kam.

Mental blockiert erreichte ich dann mit 40 Sekunden Rückstand den Bergpreis und obwohl ich schneller runter fuhr als je zuvor, kassierte ich in den nächsten 10 Km über 2.5 Minuten bis zum Ende der teilweise extrem technischen Abfahrt. Stünzi setzte auf sein vollgefedertes Bike und ich ausnahmsweise auf das Hardtail. Rückblickend hatten wir auch beide Glück, dass keiner einen Defekt erlitt, denn wenn man so runter fährt, kann man unmöglich jedem Stein ausweichen. Dazu liegt mir meine Gesundheit auch immer noch sehr am Herzen…..

Von Stünzi „auseinandergenommen“ erreichte ich das Ende der Abfahrt dann zum Glück „in einem Stück“, doch meine Zuversicht war zerschmettert, denn ich sah keine Chancen mehr, die Lücke nochmals zuzufahren. Die zwei nächsten Anstiege tat ich mich dann ziemlich schwer und ich verlor nochmals Zeit. Beim letzten Anstieg wurde ich dann zum Glück von vielen Zuschauern angefeuert und da reichte es dann nochmals für eine schnelle Zwischenzeit.

Am Ende holte ich mit über 5 Min Rückstand vor einer schönen Zuschauerkulisse auf dem Klosterplatz in Einsiedeln Rang 2. Dritter wurde schliesslich der Italiener Longa. In der Gesamtwertung der Bike Marathon Classic schaffte ich es dank dem heutigen zweiten Rang auch noch auf‘s Podest und beendete die Serie damit auf Rang 3 hinter Huber & Stünzi!

Am Ende war ich nur 1 Minute langsamer als vor einem Jahr bei der Schweizer Meisterschaft und dies, obwohl wir heute praktisch alles zu zweit fuhren. Letztes Jahr waren wir stets mehrere Fahrer, die das Rennen um den Titel schnell machten und dies zeigt, dass meine Form und heutige Leistung sehr gut waren. Genau diese Tatsache macht mich sehr glücklich, denn einmal mehr konnte ich mich wieder auffangen.

Nach dem Nationalparkmarathon hätte ich beinahe das Handtuch geworfen. Ich hatte einfach keine Motivation mehr und die O-Tour fuhr ich auch nur zu Ende, weil es die SM war. Doch bereits am Tag nach dem Meisterschaftsrennen sass ich im Kraftraum und stemmte Gewichte. Ich wusste schon länger, dass dies wohl die Lösung wäre, doch durch das dichte Rennprogramm konnte ich es einfach nie einbauen und die letzten zwei Jahre war es ja auch nie nötig. Es war sozusagen mein letzter „Joker“, der letzte Funken Hoffnung und genau dies war der Grund, wieso ich nicht aufgab und es nochmals versuchte. Ich konnte zwar die letzten zwei Wochen kaum gehen, da ich überall Muskelkater hatte, doch das Radtraining lief beschwerdefrei!

Die Saison in Europa beende ich nun tatsächlich wie erhofft mit einem guten Gefühl. Trotzdem habe ich ein etwas weinendes Auge, denn Zeiten ändern sich! Das Iron Bike war stets das letzte Rennen doch unser Auftritt als Team jeweils ein ganz anderer. In der Vergangenheit kam hier die „Bike-Familie“ und auch unser Team ein letztes Mal zusammen. Nach dem Rennen blieb Zeit, bei einem Stück Kuchen über das vergangene Jahr zu fachsimpeln, bevor sich alle in die Off-Season verabschiedeten. Die Meisten sieht man ja erst im Frühling wieder. Diesmal blieb das Alles aus, denn vom Team war ich alleine da und Aussteller-Stände oder wie damals Lukas Buchli’s Wohnmobil gibt‘s keine mehr. So stand ich kurz auf dem Podest, packte mein Bike ins Auto und fuhr nach Hause, end of season, just like that…..

Eine Nachlese und ein paar Infos zu meinem nächsten Programm folgt in ein paar Tagen! Das war jetzt schon lange genug, hehe …….

 

Iron Bike Race in Einsiedeln, am Sonntag, 22. September 2019.
Foto Martin Platter
Iron Bike Race in Einsiedeln, am Sonntag, 22. September 2019.
Foto Martin Platter
Iron Bike Race in Einsiedeln, am Sonntag, 22. September 2019.
Foto Martin Platter
Iron Bike Race in Einsiedeln, am Sonntag, 22. September 2019.
Foto Martin Platter