Zweiter Sieg innert Wochenfrist und dies auf einer ganz anderen Strecke! Dass die Franzosen berüchtigt für ihre tollen & anspruchsvollen Strecken sind, das wusste ich schon lange und dies war mit ein Grund, wieso ich mich für einen Start beim Alps Bike Festival entschieden habe! Das dreitägige Festival beginnt jeweils am Freitag mit einem Marathon und da dieser auch noch zur UCI World Serie zählt, gab es auch noch wichtige Punkte für die Weltrangliste zu gewinnen. Die Gegend in La Clusaz war Neuland für mich und die 85 Km & 3‘500 Höhenmeter sehr anspruchsvoll & wurden dem „Ruf“ der Franzosen mit ihren schönen Strecken mehr als gerecht! Die weite Reise hat sich vollends gelohnt und dem Streckenchef gebührt viel Lob, denn genauso stelle ich mir Mountainbiken in den Bergen vor!
Ich reiste am Mittwochvormittag also voller Vorfreude auf etwas Neues! in die kleine Ortschaft La Clusaz etwas unterhalb des Genfersees. Eine kleine Ortschaft, eingebettet in den Voralpen des Mt. Blanc Massives! Das Selbstvertrauen war nach dem Sieg in Estavayer zwar gross, doch die Beanspruchung des Rennens mit den teilweise langen Anstiegen eine komplett andere, dazu sollte das Rennen über mehr als 4.5 Std. dauern und somit hatte ich dann doch ziemlich Respekt vor der Distanz!
Am Donnerstag fuhr ich mit Teamkollege Oliver Zurbrügg noch die letzten 30 Km der Strecke ab, damit ich wenigsten das Finale kannte. Das Wetter war perfekt, doch die Strecke durch die erst kürzliche Schneeschmelze noch ziemlich nass und aufgeweicht. Dies änderte sich dann am Freitag vor dem Start, denn bereits um 6 Uhr morgens donnerte es und das erste Gewitter zog vorüber, es sollte nicht das Letzte sein!! Das nächste Donnerwetter gab es dann gleich nach dem Startschuss, denn gestartet wurde beinahe wie bei einem Cross Countryrennen und darauf war ich überhaupt nicht eingestellt! Vor allem der Brite Ben Thomas und mein Schweizer Kollege Stauffer (es waren sowieso fast alle Schweizer mit am Start) drückten von Beginn weg aufs Gas und dies, obschon es gleich die ersten 600 Hm zu vernichten gab! Ich hatte grosse Mühe, der Spitzengruppe zu folgen und im zweiten Abschnitt des Anstieges war es vor allem Teamkollege Oli, der einen sehr starken Eindruck machte! Kurz vor der Abfahrt setzte ich mich dann doch an die Spitze der noch immer 9 köpfigen Spitzengruppe, doch dann verpasste ich einen Abzweiger und während ich geradeaus schoss, bogen meine Begleiter links ab….. ich war also zum dümmsten Zeitpunkt an letzter Stelle. Dies war überhaupt nicht gut, denn ich war bereits „angenockt“ und ich musste zuhinterst mit ansehen, wie vorne Lücken aufmachten. Oli konnte sich in der ersten Abfahrt absetzen und kam mit gut 30 Sekunden in die nächste Steigung. Ich musste also investieren, um wieder in die Gruppe zu kommen und selbst als ich da war, wurde das Tempo erneut immer wieder angezogen.
Die ersten 2 Rennstunden war ich also vollends damit beschäftigt, den Anschluss nicht zu verlieren und mich für die Abfahrten in die richtige Position zu fahren. Irgendwie kam ich einfach nicht in den Rennrhythmus. Nach Rennhälfte erreichten wir die lange Abfahrt zurück ins Tal und diese war dann richtig technisch. Unten angekommen waren wir dann nur noch zu viert und es stand eine kurze Verschnaufpause mit ein paar flachen Km bevor. Der Brite Thomas kam wieder zurück und auch Stauffer schaffte beinahe den Anschluss, doch nun kam der zweite lange Anstieg und dieser begann mit einem unglaublich steilen Abschnitt! Mein kleinster Gang war gerade klein genug, damit ich noch fahren konnte und nicht schieben musste und diesen Gang musste ich nun einfach durchdrücken. Als ich bemerkte, dass nun meine Begleiter in Schwierigkeiten kamen und ihnen die Kräfte schwanden, ging’s mir endlich besser und ab jetzt war ich dann doch noch im Rennen angekommen.
Einzig Thomas blieb an meinem Hinterrad und gemeinsam fuhren wir bis zum höchsten Punkt der Strecke. Ab da kannte ich nun die Strecke und dies war ein grosser Vorteil. Dazu war ich mit dem vollgefederten Bike unterwegs und der Brite nicht! Von Km 60 bis 70 führte die Strecke dann über einen coupierten Wanderweg und da konnte ich mich leicht absetzen. Zu viel Risiko wollte ich aber auch nicht nehmen und so kam der Brite im letzten Gegenanstieg doch nochmals heran. Ich hielt das Tempo dann so hoch, dass er keine Attacke mehr setzen konnte und das Vorhaben, als erster in die finale Abfahrt zum Ziel zu stechen, konnte ich dann auch umsetzen und schliesslich nach 4.40 Std. meinen zweiten Sieg eines UCI Marathons feiern!
Damit liess ich es dann auch sein, denn ich hatte mich schon vor dem Rennen entschieden, nur den Marathon zu fahren. Zum Festival hätte am Samstag noch ein Cross Countryrennen über 25 Km und am Sonntag eine Runde über 51 Km gezählt. Doch im Hinblick auf die kommenden Rennen wurde mir das zu viel. Zudem findet dieses Wochenende die Hinwiler Gewerbemesse statt (nur alle 5 Jahre). Da haben mein Vater & meine Brüder einen Stand, welchen ich am Samstag und Sonntag ebenfalls etwas hüten werde! Somit fuhr ich nach dem Rennen noch nach Hause und die Zeit alleine im Auto tat gut, um die vergangenen zwei Rennen nochmals etwas zu verarbeiten! Es waren doch einige Emotionen!
Vielen Dank an dieser Stelle Oli’s Eltern für die Betreuung! Oli wird alle Rennen des Festivals bestreiten und ich hoffe, dass er auch die kommenden Etappen mit solch guten Beinen starten kann, viel Glück!
Next race: Bergi Bike in Fribourg!