Rennberichte

Sieg beim UCI Marathon, Roc d’Ardenne in Belgien!

Den heutigen Sieg werde ich wohl noch lange in Erinnerung behalten! Ein Rennen für meine persönlichen „Geschichtsbücher“, denn die Bedingungen, die Art & Weise wie er zustande kam und vor allem die Vorgeschichte des Rennens waren sehr speziell!

Ich reiste bislang erst einmal in meinem Leben nach Belgien und dies liegt bereits mehr als 10 Jahre zurück. 2007 fuhr ich als Junior einen Weltcup in Spa und so kannte ich die Gegend nur von den „Strassen-Klassikern“ im TV. Ich freute mich also richtig auf das Rennen und die neue Gegend, als ich am letzten Freitag mit meinem Vater die lange Reise in die Ardennen startete. Der eigentliche Hauptgrund meines Abstechers nach Belgien war das viertägige BeMC Etappen-Rennen, welches ja erst in der kommenden Woche statt findet. Dazu hatte mich der Veranstalter eingeladen, denn diesen lernte ich bei der Crocodile Trophy in Australien kennen. Dass das zur UCI World Series zählende Eintagesrennen (Roc d’Ardenne) praktisch um die Ecke liegt, machte einen Doppelstart mehr als sinnvoll. Ich wusste schon lange von dem Rennen, doch bislang entschied ich mich immer für einen Start beim Klassiker in Riva del Garda, welcher stets am selben Wochenende statt fand (so auch in diesem Jahr). Das BeMC Rennen findet in La Roche-Ardenne statt und die kleine Ortschaft liegt nur 15 Km entfernt von Houffalize. So konnte ich für beide Rennen dasselbe Hotel beziehen und mich für 10 Tage einrichten! Ich wollte vor allem auch deswegen nach Belgien reisen, weil ich neue Rennen fahren muss, damit ich die Motivation nicht verliere!

Damit ich wenigstens ein bisschen Ahnung hatte was mich erwarten würde, schaute ich mir am Samstag noch die letzten 35 Km der Strecke an. Dies verlangte allerdings gehörig viel Extramotivation, denn die Temperaturen stiegen nie über 3 Grad und es zogen immer wieder Schneestürme oder Regengüsse über die Ardennen! Da bereits einige Rennen der Kurzstrecken statt fanden, war der Boden teilweise extrem tief und ausgefahren, doch die Charakteristik war genau mein Ding und so war ich extrem motiviert für das bevorstehende Rennen.

Heute stand ich dann um 7.30 Uhr am Start und vor mir lagen 110 km und 3’100 Höhenmeter! Zum Glück war es beim Einfahren trocken, doch genau zum Start fing es an zu schneien! Doch jetzt gab es kein Zurück und da das Rennen zur UCI World Series zählte, standen genügend viele Konkurrenten neben mir, dass mir schnell wieder warm werden würde!

Was folgte war ein ständiges Auf & Ab und auch sehr viele Trails, welche total aufgeweicht waren und somit richtig tiefen Schlamm mit sich führten. Ans Material durfte man heute gar nie denken, sowieso vertraute ich auf meine Shimano Schaltung, welche über die volle Distanz ihren Dienst erwies!

Ich wählte eine agressive Fahrweise und fuhr die ersten 60 km stets in den ersten 2 Positionen. Damit hatte ich freie Sicht & Linienwahl und musste nach technischen Stellen nie Löcher zufahren, verbrauchte aber vlt. etwas mehr Energie auf den kurzen offenen Abschnitten.

Vor dem Rennen hatte ich vor allem ein grosses Fragezeichen zu meiner Form, denn seit dem Cape Epic bin ich ja kein Bikerennen mehr gefahren und der EKZ Cup von letzter Woche war kein richtiger Indiz für einen Marathon.
Aber ganz offensichtlich stand es gut um mich, denn ich fühlte mich super und mein Tempodiktat war hoch genug, dass mich selten jemand überholen wollte!

Trotzdem wurde ich allmählich nervös, denn nach 60 Km waren immer noch gut 10 Fahrer dabei und einige von ihnen kannte ich nicht. Bei einem längeren sehr steilen Anstieg zog ich das erste Mal richtig durch und endlich sprengte es die Gruppe und es waren nur noch 6 Fahrer mit dabei. Anschliessend trat dann auch das erste Mal mein Favorit „Hans Becking“ in Erscheinung. Der Niederländer hatte sich bis dahin stets versteckt und keine Anstalten für irgendwelche Arbeit gemacht. Ich konnte ihn aber auch nur schlecht einschätzen.

Mit Carabin & Claes waren noch zwei bekannte Fahrer vertreten und ab nun überliess ich auch den anderen mehr Führungsarbeit!

Ich war so froh dass ich mir noch den Schluss angeschaut hatte, denn auf den letzte 35 Km konnte ich mir das Finale ausdenken. Ich wusste genau an welcher Stelle die Vorentscheidung fallen würde und genau so kam es dann auch.

20 Km vor dem Ziel folgte noch einmal ein richtig steiler Anstieg und da attackierte Becking erneut. Leider konnte ich nicht zusetzen, da ich nicht überdrehen wollte, um mir mindestens einen Podestplatz zu sichern. Nach der Kuppe lag ich mit etwas Abstand an zweiter Stelle und hinter mir hatte es die Gruppe ebenfalls aufgeteilt, doch der Abstand zu meinen Verfolgern war nicht gross und so musste ich richtig Gas geben. Ich hoffte auch, dass ich im folgenden technischen Abschnitt mit meinem vollgefederten Bike den Vorteil ausnutzen und nach vorne nochmals verkürzen konnte.

5 Km vor dem Ziel war dass dann nicht mehr nötig, denn Becking erlitt einen Reifenschaden und fuhr beinahe auf der Felge. Ich passierte ihn und hatte somit den Sieg vor Augen! Diesen liess ich mir natürlich nicht mehr nehmen und so feierte ich nach über 5 Stunden Abnützungskampf meinen ersten Saisonsieg!

Klar, am Ende war auch ein wenig Glück dabei, aber ich stand auch schon auf der anderen Seite und heute habe ich mit Sicherheit am meisten für den Sieg gearbeitet und wurde am Ende damit belohnt. Auf den letzten 20 Km hat es bis auf den Zweitplatzierten Ben Thomas aus Grossbritannien noch fast alle meine damaligen Begleiter aus der Spitzengruppe „aufgestellt“ und so kam Matthias Alberti aus dem Nichts noch auf Rang 3 ins Ziel!

Der Sieg entschädigte für so Einiges, was für mich bislang in dieser Saison schief gelaufen ist (auch wenn es ja eigentlich erst das Cape Epic war). Aber vor allem die Zeit im April war nicht leicht zu überstehen und es gibt ein paar wenige Leute, die mich in solchen Zeiten aushalten und wieder aufbauen müssen. All denen möchte ich an dieser Stelle Danke sagen!

Nun gilt es, mich möglichst schnell von den Strapazen zu erholen, damit ich am kommenden Donnerstag wieder mit vollen Kräften am Start vom Prolog des BeMC Rennens stehen werde!

Danke auch meinem Vater für die Betreuung!

Stay tuned!