Rennberichte

Sieg Nr.4 beim Desert Dash! 371km in the book, but special chapter needed!

Phu, das war ganz schön „zäch“! Diesmal lag es nicht an der Konkurrenz, sondern an meinem Magen! Der Desert Dash zeigte mir einmal mehr, dass es das härteste Eintagesrennen meines Kalenders ist! Obwohl ich Muskulär nie ans Limit kam, gelangte ich mental auch dieses Jahr an meine Grenzen des Ertragbaren! Doch mal alles der Reihe nach!

Nachdem ich am Montag in Namibia angekommen war, kam ich erstaunlich gut mit dem Temperaturunterschied und der Höhe zurecht und die super Beine der Vortage hatte ich dann auch heute beim Start! Wie immer fiel der Startschuss in der Tiefgarage des Grove Einkaufszentrums, damit wir Fahrer bei der Startaufstellung nicht der extremen Hitze ausgesetzt sind! Ich weiss nicht was mit mir los war, doch irgendwie lief alles wie ein automatischer „Film“ in mir ab. Ich hatte nur ein Ziel und das war der Sieg!

Doch bereits beim neutralisierten Start auf dem Bypass bis zum Kupferberg wurde klar, dass es heute kein Spaziergang geben würde. Der Wind blies uns voll entgegen und so wollten weder die 4 Mann, noch die 2 Mann Teams ihre Körner zu Beginn verschiessen. So kam es, dass ein Feld mit gut 30 Fahrern rund 20 Minuten langsamer als vor einem Jahr oben auf dem Kupferberg ankam! Von da weg führte es mehrheitlich flach über die Hochebene des Komashochlandes! Lokalmatador und schärfster Konkurrent Drikes Coetze wechselte beim Checkpoint nach 30 Km am schnellsten und zog gleich alleine davon. Ich verstand die Welt nicht mehr aber es schien ihm Ernst und so fuhr er die nächsten 40 Km tatsächlich alleine gegen den Wind! Ich hielt mich in der Verfolgergruppe mit weiteren Solo- und den 4 Mann Teamfahrern auf. Dabei machte ich sicher, dass der Abstand nie mehr als 2 Minuten betrug und trotzdem konnte ich mich in der Gruppe verstecken und Energie sparen. Die Aktion vom jungen Namibier machte nicht wirklich Sinn und schliesslich war er vor dem langen Downhill beim Uispass wieder gestellt. Die Energie also umsonst verpufft aber das war ja nicht mein Problem und ein wenig Lehrgeld gehört beim ersten Mal dazu. Jetzt fing mein Rennen erst richtig an und so nutzte ich die Gelegenheit, um auf den nächsten 15 coupierten Km nach der Abfahrt bis zum ersten Wechsel bei Km 100 Tempo und den anderen das erste Mal weh zu machen. Am Ende zersplitterte die Gruppe und so blieb nur Drikes und ein Fahrer des 4 Mann Teams übrig, als wir den nächsten Checkpoint erreichten.

Da wir Solo Fahrer ja erst bei 180 km Support erhalten, mussten wir unsere Flaschen selber auffüllen. Dabei entwischten uns zwei 4 Mann Teamfahrer, da sie ein fliegender Wechsel vollziehen konnten und nun ein frischer Mann zum Einsatz kam für die nächsten 80 km!

Jetzt stand allerdings meine Lieblingsetappe bevor und jedes Jahr entschied ich hier das Rennen zu meinen Gunsten. Die Etappe ist nämlich ein stetiges Auf – und Ab und auch diesmal konnte ich mein Vorhaben umsetzen. Ich drückte beim längsten Anstieg gleich nach dem Wechsel solange aufs Tempo, bis ich Drikes distanziert hatte. Danach schloss ich die gut 90 Sekunden auf den ersten 4 Mann Fahrer und auf den folgenden 10 Km holte ich auch noch den an der Spitze liegenden 4 Mann Fahrer ein. Nun waren wir 3 Mann an der Spitze und mein Konkurrent verlor alleine fahrend dahinter wertvolle Minuten. Allerdings verlor einer meiner Begleiter nach 160 Km ebenfalls den Kontakt.

Damit ich diesmal keinen Stress beim Wechsel hatte, fuhr ich kurz davor auch meinem letzten Begleiter davon und so hatte ich meine Flaschen gewechselt und die Trikotstaschen gefüllt, bis der Übergang des 4 Mann Teams vonstatten war. Ich hing mich somit erstmals dem frischen Fahrer in den Windschatten.

Die folgenden 70 Km bis zum nächsten Wechsel bei 250 km waren dann allerdings die reinste Qual. Denn nachdem ich mich bis dahin super fühlte und die Beine wie von alleine drehten, hatte ich plötzlich unglaubliche Magenkrämpfe. So kam es, dass ich 3 Mal stoppen und jedes Mal die entstandene Lücke von gut 2 Minuten wieder schliessen musste. Ich brachte ausserdem kaum noch einen Schluck, geschweige denn Nahrung hinunter! 2 Km vor dem Wechsel hatte ich zum letzten Mal die Lücke geschlossen, genau zum richtigen Zeitpunkt, denn danach kam ein richtig schneller Fahrer des in Führung liegenden 4 Mann Teams für die nächsten 75 flachen Km zum Zuge! Diesen hatten wir dann sprichwörtlich drauf und glücklicherweise musste ich nicht mehr stoppen.

Die Krämpfe und das Unwohlsein blieben jedoch und mir war auch bewusst, dass es bis ins Ziel so bleiben würde.

Obwohl ich bis dato einfach Alles hinnahm und das Beste daraus machte, führte ich nach 300 Km dann doch noch den Kampf gegen den inneren Schweinehund! Ich hätte die Gruppe nach dem letzten Wechsel bei 325 Km ziehen lassen können ( die ersten 30 und die letzten 45 km müssen ja alle Teamfahrer gemeinsam bestreiten), doch ich biss mich fest und gab somit das Rennen nicht mehr aus der Hand.

Als sich schliesslich 500 Meter vor dem Ziel noch einer mit einem üblen Sturz selber von der Strasse räumte, erreichte ich nach 14.5 Rennstunden als erster Fahrer den Zielstrich in Swakopmund, über 40 Minuten vor meinem ersten Verfolger! Aufgelöst und mental hinüber, denn mit solchen Krämpfen macht Fahrradfahren keinen Spass! Glücklicherweise habe ich ein Körper, der wohl für solche Beanspruchen wie geschaffen ist und so bleibe ich auch trotz weiter Strecken ohne Wasser verschont von Krämpfen oder sonstigen Leistungseinbussen!

Mit dem 4ten Sieg beim 4ten Start habe ich mein Vorhaben umgesetzt und die sonst schon so erfolgreiche Saison mit einem Glanzpunkt beendet! Alle meine persönlichen Vorhaben und Ziele, weshalb ich diese Reise auf mich genommen habe, habe ich erreicht und nun kann ich mir verdient ein paar Tage Pause gönnen!

Heute führte ich auf der zweiten Hälfte einen regelrechten Kampf mit mir selber, doch am Ende zog ich durch, weil ich meine Betreuer, meine Familie, meine Freundin und meine Sponsoren nicht enttäuschen wollte!

Denn nicht nur ich hatte eine lange Nacht, sondern auch der Vater meiner Freundin und ihr Cousin, welche mich betreut hatten! Herzlichen Dank für euren Einsatz!

Die meisten der 1028 Starter sind noch immer irgendwo auf der Strecke, während ich schon lange geduscht bin und diesen Bericht hier schreibe! Bis 15 Uhr haben die Fahrer Zeit, es zu schaffen! Aber egal ob und wie, ich ziehe vor jedem Teilnehmer, der sich dieser „Erfahrung fürs Leben“ stellt, den Hut! Man lernt sich und seinen Körper jedes Mal von einer ganz neuen Seite kennen! Ok, auf mein aktuelles befinden könnte ich auch gerne verzichten, denn es geht mir auch 4 Std nach der Zieleinfahrt noch immer ziemlich mies…….

Für mich geht es bereits Morgen Sonntag zurück nach Windhoek und am Montag geht mein Flieger zurück in die Schweiz. Im Gepäck habe ich erneut nicht nur eine Medaille, sondern eine weitere Lebenserfahrung. „Find your confort zone & leave it!“

Stay tuned. Tolle News gibt’s schon bald!